Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

Investoren werden für drohende Defaults übermäßig entschädigt. So implizierten die jüngsten Renditeaufschläge bei US-Hoch- zinsanleihen eine kumulative Ausfallrate von etwa 40 Prozent über fünf Jahre und euro- päische HY-Bonds eine Rate von rund 35 Prozent. Bei diesen Zahlen wird von den Marktteilnehmern vom Schlimmsten ausgegangen, nämlich von einer Rück- gewinnungsrate (Recovery Rate) von null, die im Fall der Fälle aber oftmals doch positiv ausfallen sollte. „Der Kon- text zeigt, dass die höchste historische und globale kumulative Fünfjahresaus- fallrate 32 Prozent betrug“, erinnert Kara an vergangene Krisen. Hoffnung macht auch La Française: Der Anstieg der Ausfälle soll nicht so drastisch und homogen ausfallen, wie von den Ratingagenturen erwartet. Die pessimistischsten Vorhersagen der Boni- tätswächter gehen von einem Anstieg der Gesamtausfälle auf 18 Prozent in den nächsten zwölf Monaten aus. La Française glaubt aus zwei Gründen, dass dieser Anstieg moderater sein wird: zum einen weil der Refinanzierungsbedarf der Unternehmen, insbesondere in Euro- pa, geringer ist als in früheren Krisen (2001 und 2008); zum anderen weil die akkommo- dierenden Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken schneller und gezielter ein- setzten als in früheren Rezessionen. Blick auf Historie Diese positive Einschätzung un- termauert auch eine von M&G er- stellte Statistik über Kurskorrektu- ren der Vergangenheit am globalen HY-Bond-Markt. Auch wenn es bei HY-Bonds in den nächsten Mona- ten und Quartalen laut Tomlins mehr Verluste als Gewinne geben könnte – über mehr als zwei Jahre Anlagehorizont könnte die Perfor- mance für Investoren erfreulich werden: Wenn einst der globale Hochzinsmarkt einen vierteljährli- chen Rückgang von vier Prozent oder mehr erlitt, war die nachfol- gende Zweijahresrendite in den ver- gangenen 20 Jahren stets positiv. Bei den letzten sechs Rückgängen lagen die Renditen in den folgen- den zwei Jahren sogar bei über 20 Prozent (siehe Grafik „Mut zum Ri- siko zahlte sich aus“) . „Dies ist auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen. Wenn der Spread am Markt beispielsweise 1.000 Basispunkte beträgt und sich in den nächsten zwei Jahren auf etwa 400 Basis- punkte normalisiert – das ist ein Niveau, das mit der jüngeren Geschichte übereinstimmt –, würde dies bei einer Spread-Duration von vier Jahren einen potenziellen Kapitalge- winn von 24 Prozent bedeuten“, rechnet Tomlins vor. Trotz der positiven Aussichten und der vielen Unterstützungsmaßnahmen seitens der Zentralbanken und Regierungen sollten Investoren laut La Française bei ih- ren Allokationsentscheidungen derzeit mehr als sonst nach Weltregionen differenzieren. Während der US-HY-Bond-Markt unter der hohen Gewichtung des Energie- und zykli- schen Verbrauchssektors leidet, ist der euro- päische Markt laut Einschätzung von La Française aufgrund seines geringeren Expo- sures gegenüber dem Energie-, Freizeit- und Reisesektor (5 %) weniger betroffen. Entscheidende Frage Nach Ansicht von Insight Investment soll- ten Investoren unter dem Blickwinkel des Spannungsverhältnisses Risikoauf- schläge versus Default-Risiken in ei- nem globalen Credit-Portfolio das IG- Segment gegenüber High Yield Bonds übergewichten. Das gilt nach einer LBBW-Analyse auch auf der Ebene von Euro-Credits. Bei diesen sehen die Schwaben bei IG-Cor- porate-Bonds ein etwas besseres Chancen-Risiko-Profil als bei HY-Bonds, die zumindest derzeit nicht auf den Kauflisten der EZB ste- hen und daher keinen geldpolitischen Rückenwind erhalten. Diese Einschätzung teilen auch je- ne Investoren, die sich an einer Um- frage von Institutional Money Online im Mai beteiligt haben (siehe Grafik „Anleihen gefragt“) . Fast jeder Dritte bevorzugt Corporate Bonds vor High Yield Bonds. ANTON ALTENDORFER » Es ist nicht zu spät für Investoren, wieder in Unternehmens- anleihen einzusteigen. « Chris Iggo, CIO Core Investments, AXA Investment Managers FOTO : © A X A I M , M&G » Ich glaube nicht, dass wir es mit einer existenziellen Krise für die Hochzinsmärkte zu tun haben. « James Tomlins, High-Yield-Fondsmanager bei M&G Investments Anleihen gefragt Corporate Bonds stehen in der Investorengunst. Investoren sehen das beste Chance-Risiko-Verhältnis bei Corporate Bonds (31,3 %), gefolgt von High Yield Bonds (27,1 %). Auf den letzten Plätzen liegen Bank Loans und Asset Backed Securities, während Emerging Market Debt und OECD-Staatsanleihen im Mittelfeld landeten. Quelle: Institutional Money Online, Rundungsdifferenzen möglich High Yield Bonds | 27,1 % Emerging Market Debt | 14,6 % 6,3 % Asset Backed Securities OECD-Staatsanleihen | 16,7 % 4,2 % Bank Loans Corporate Bonds | 31,3 % Als Investor sehe ich bis Jahresende das beste Chance-Risiko-Verhältnis im folgenden globalen Renten- beziehungsweise Credit-Segment: 198 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : UNT E RNEHMENS ANL E I HEN

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