Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

für diese optimistisch gestimmt sind. Nach Einschätzung von Chris Iggo, CIO Core Investments, AXA Investment Managers, hat der Investment-Grade-Anleihenmarkt in dieser Krise seinen Tiefpunkt erreicht, und es sei noch nicht zu spät für Investoren, wieder in Unternehmensanleihen einzustei- gen. Großes Potenzial sieht auch die Fonds- gesellschaft Pictet AM, die US- Corporate-Bonds als das aus ihrer Sicht aussichtsreichste Segment erachtet und ihre Gewichtung im Credit-Portfolio von zuletzt „neu- tral“ auf „übergewichten“ erhöhte. Hinsichtlich der Duration sieht Iggo am kurzen Ende der Zinskur- ve das größte Potenzial. Das liegt daran, dass die Kreditkurve sehr flach ist, was dem starken Anstieg der Renditen für Anleihen mit kürzeren Laufzeiten zuzuschreiben ist. Eine Norma- lisierung der Kreditkurve wird dem AXA- Strategen zufolge dazu führen, dass die Renditeaufschläge bei kürzeren Laufzeiten schneller sinken sollten als bei längeren Laufzeiten. Eine konträre Marktmeinung bei den US-IG-Corporate-Bond-Laufzeiten hat hingegen Amundi, die länger laufende Papiere empfiehlt. Europa im Krisenmodus Der weltweite Sell-off sorgte auch bei Euro-IG-Unternehmensanleihen für Kurs- verluste und für extrem hohe Risikoauf- schläge, die seit 2000 nur während der Finanzkrise und in der Staatsschuldenkrise der Jahre 2011/12 gesehen wurden: „Am europäischen Markt für IG-Unter- nehmensanleihen weiteten sich die Spreads auf 240 Basispunkte aus, und die Rendite kletterte auf dem Höhepunkt der Panik am 24. März 2020 auf 1,9 Prozent. Wenn man bedenkt, dass sie noch Ende Januar 2020 nur 94 Basispunkte bezie- hungsweise 0,3 Prozent betrugen, kann man sich das Ausmaß der Kurskorrektur vorstellen“, rekapitu- lieren die beiden Janus Henderson- Portfoliomanager Tim Winstone und Tom Ross. Im April ist der Spread wieder auf rund 200 Basispunkte ge- sunken und die Rendite auf zirka 1,4 Prozent – mit weiter fallender Ten- denz. Auch wenn sich das im Ver- gleich zu US-Unternehmensanleihen nicht nach viel anhört, ist das trotzdem hö- her als vor Krisenbeginn und liegt deutlich über dem Durchschnitt der europäischen Spreads der letzten 20 Jahre in Höhe von etwa 120 Basispunkten. Diese gebotenen Renditen haben Amundi dazu bewogen, eu- ropäische IG-Bonds vor allem aufgrund der im internationalen Vergleich relativ niedri- gen Unternehmensverschuldung als das at- traktivste Credit-Segment einzustufen. Höhere Renditen Da IG-Unternehmensanleiherenditen dies und jenseits des Atlantiks trotz deren jüngs- ten Anstiege noch immer zu niedrig sind, um Institutionellen bei der Erreichung ihrer Renditeziele entscheidend weiterzuhelfen, sind Investoren weiterhin gezwungen, trotz niedriger Bonitäten auch im Hochzinsan- leihenbereich Risiken einzugehen. Bereits engagierte HY-Bond-Investoren werden spätestens Ende März ihre Kaufentschei- dung möglicherweise bereut haben, nach- dem der globale Hochzinsanleihenmarkt das erste Quartal mit minus 13,7 Prozent beendete. Das war laut einer M&G Invest- ments-Analyse die zweitschlechteste Quar- talsperformance seit 1998. Erst die Ankün- digungen von Konjunkturpaketen seitens der Politik und insbesondere die nachge- reichte Bekanntgabe der Fed, auch HY- Bond-ETFs zu kaufen, lockten Investoren in den HY-Bond-Markt zurück und sorgten dafür, dass beispielsweise der weltgrößte HY-Bond-ETF von iShares im April den höchsten Zufluss aller Zeiten in Höhe von rund 3,7 Milliarden US-Dollar verzeichnete. „Angesichts der politischen Maßnahmen glaube ich nicht, dass wir es mit einer exis- tenziellen Krise für die Hochzinsmärkte zu tun haben“, sagt James Tomlins, High-Yield- Fondsmanager bei M&G Investments. Die nicht von der Hand zu weisenden Ausfallswahrscheinlichkeiten im Bereich „Schrottanleihen“ hängen vor allem derzeit vielfach von der Branchenzugehörigkeit der Unternehmen ab. Tomlins zufolge sind wegen gesunkener Ölpreise sowie einer reduzierten Energienachfrage der Realwirt- schaft insbesondere Hochzinsanleihen des Energiesektors ausfallgefährdet. Weitere anfällige Sektoren sind das Transportwesen, der Non-Food-Einzelhandel, zyklische Kon- sumgüter sowie die Grundstoff- und die Automobilindustrie. „Anderer- seits werden Lebensmitteleinzel- händler, Verpackungsunternehmen, TMT, Pharma- und Gesundheitsun- ternehmen, die alles große Bereiche des Hochzinsmarktes sind, entweder nur relativ begrenzte Auswirkungen auf ihr Geschäft oder sogar einen Aufschwung erleben“, erklärt Tom- lins. Trotz aller bestehenden Risiken haben nach Einschätzung von Sunita Kara, Senior Portfolio Managerin für Global High Yields bei Aviva Inves- tors, die Rentenmärkte bei HY- Bonds die Verlustgefahren als zu hoch eingeschätzt. Risiken sind in- zwischen mehr als eingepreist, und FOTO : © ROB ECO » Wir empfehlen Kunden mit strategischem Horizont, ebenfalls antizyklisch vorzugehen und wieder Risiko aufzubauen. « Victor Verberk, Co-Head des Robeco Credit-Teams Mut zum Risiko zahlte sich aus Ein Einstieg nach starken Kursrückgängen war profitabel. Anleger, die in der Vergangenheit nach einem vierteljährlichen Kurs- rückgang von mehr als vier Prozent (orange negative Säulen) in globale Hochzinsanleihen investierten, konnten nach zwei Jahren nennenswerte Gesamtrenditen (rote Säulen) erzielen. Quelle: M&G Investments 31.12. 2008 30.9. 2011 30.9. 2015 30.9. 2008 30.6. 2002 30.9. 2001 31.12. 2000 30.9. 1998 -40 % -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Nachfolgende 2-Jahres-Rendite Gesamtrendite über 3 Monate Gesamtrendite 196 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : UNT E RNEHMENS ANL E I HEN

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