Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

D er von Rezessionsängsten ausgelöste Ausverkauf im ersten Quartal sorgte nicht nur bei Aktien oder Rohstof- fen, sondern auch am Markt für Unterneh- mensschulden für heftige Turbulenzen. Während Investoren fast schon panisch in Anleihen bester Qualität wie US-Treasuries oder Deutsche Bundesanleihen flüchte- ten, wurden Unternehmensanleihen al- ler Bonitätsstufen querbeet abgestoßen. „Noch nie haben wir so illiquide Anlei- henmärkte erlebt. Die Verkäufer akzep- tierten fast jeden Preis, auch wenn er noch so niedrig war“, berichtet Robert M. Almeida Jr., Portfolio Manager und Global Investment Strategist bei MFS IM. Dass dieser Crash im Frühjahr 2020 wohl Eingang in die Börsenge- schichtsbücher finden wird, dafür sprechen auch die Reaktionen der Indexanbieter. Denn der Credit-Sekundärmarkt war an vielen Stellen so illiquide, dass Indexrech- ner wie FTSE, Markit oder Bloomberg Bar- clays Indices einige der für Ende des ersten Quartals geplanten Indexneugewichtungen auf Ende April verschieben mussten. Zu groß war die Gefahr, dass index- nahe Investoren ihre Portfolios mangels eines funktionierenden Marktes und unmöglicher Um- schichtungen nicht mehr adäquat nachbilden konnten. Fed musste reagieren Der Ausverkauf ließ die Risi- koprämien im Credit-Bereich in die Höhe schnellen. Beginnend mit 19. Februar 2020 stiegen – als die Marktlage noch ruhig war – die Renditeaufschläge bei US- Investment-Grade-Bonds gegen- über US-Treasuries von 92 Basis- punkten bis zum Krisenhöhe- punkt im März auf rund 341 Basispunkte. Bei Hochzinsanleihen weiteten sich die Spreads von 344 in der Spitze auf 1.100 Ba- sispunkte aus. Zuletzt sah man derart hohe Risikoaufschläge in der Finanzkrise 2008. Angesichts dieser Marktverwerfungen auf den Anleihen- und Kreditmärkten beschloss die US-Zentralbank gegen Ende des ersten Quartals, nicht nur US-Treasuries oder hy- pothekenbesicherte Wertpapiere (MBS) zu erwerben, sondern das Quantitative-Easing- Programm auch um Unternehmensschuld- verschreibungenn zu erweitern. „An den Märkten für Investment-Grade-Anleihen setzte eine Normalisierung ein, als die Fed am 23. März in einem beispiellosen Schritt zwei Programme zum Ankauf für Invest- ment-Grade-Unternehmensanleihen auflegte – Fazilitäten, die am 9. April erweitert wur- den, um Unternehmen, die unlängst in den Hochzinsbereich herabgestuft wurden, ein- zubeziehen“, erinnert Marc P. Seidner, CIO Non-traditional Strategies, Pimco, an den wohl entscheidenden Wendepunkt für die Credit-Märkte. Obwohl sich die Kreditmärk- te dank der Fed wieder beruhigten, bieten Unternehmensanleihen aller Bo- nitäten weltweit noch immer rela- tiv hohe und damit interessante Risikoprämien (siehe Grafik „Ri- sikoaufschläge im Vergleich“) . Primärmarkt angezapft Corporate America nutzte das von der Fed ausgelöste wieder- erwachte Kaufinteresse an ihren Schuldpapieren, um sich in gro- ßem Stil mit Liquidität vollzusau- gen. Diese drohte den Unterneh- men aufgrund des Ausfalls bezie- hungsweise Rückgangs vieler Konsum- und Investitionsausga- ben auszugehen. Angesichts der eingesammelten Gelder scheint die Gefahr zumindest vorläufig gebannt: So wurden im März al- lein im Investment-Grade-(IG)- Während der Korrektur wurden Unternehmensanleihen vielfach kompromisslos aus den Portfolios verkauft. Das Positive daran sind die nun wieder deutlich attraktiveren Risikoprämien. Auf lange Sicht könnten Investoren, die jetzt einsteigen, für ihren Mut belohnt werden. FOTO : © MF S, F E L I X SCHOL LME Y E R | S TOCK . ADOB E . COM » Noch nie haben wir so illiquide Anleihenmärkte erlebt. « Robert M. Almeida Jr., Portfolio Manager und Global Investment Strategist, MFS Investment Management Nerven probe Risikoaufschläge im Vergleich Anleihen mit höherem Risikocharakter rentieren derzeit überdurchschnittlich hoch. Während Investment-Grade- (IG)-Unternehmensanleihen in Europa, den USA und Großbritannien ähnliche Risikoaufschläge zu ihren entsprechenden Staatsanleihenrendi- ten aufweisen, rentieren Hochzinsanleihen in Euroland und den USA unterschiedlich. Das liegt an der unterschiedlichen Indexzusammensetzung, die zu differenzierten Chance-Risiko-Profilen führt. So erhalten Investoren bei US-High-Yield-Bonds-Bench- marks höhere Gewichtungen in der Ölindustrie, die vor einer Konkurswelle steht. Das sorgt für höhere Risikoprämien. Quelle: J.P. Morgan Asset Management EMD (Hart- währung) Hochzins- anleihen Euroland Hochzins- anleihen USA Corporate Bonds UK Corporate Bonds USA Corporate Bonds Euroland 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 14 % 16 % 18 % 20 % Spanne seit 2000 Durchschnitt April 194 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : UNT E RNEHMENS ANL E I HEN

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