Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

folge sich diese Positionen demnächst er- holen sollten. Schließlich stehen ja die Di- videnden für 2020/21 im Feuer wegen der Rezession, aber auch wegen der Staats- hilfen beziehungsweise der Empfehlungen der Regulatoren, die eine Aussetzung re- spektive Verschiebung fordern. Der Bot- tom-up-Analyse von Mark-it folgend kann mit einer deutlichen Erholung der Divi- dendenzahlungen ab dem Jahr 2023 ge- rechnet werden. Somit besteht für unsere Positionen genügend Zeit, ihre Verluste wieder aufzuholen. Wie viel des Drawdowns sind bloße Be- wertungsverluste, die bei einer Normali- sierung der Situation wieder aufgeholt werden sollten, und somit quasi Bewer- tungsreserve? Müller: Mit wenigen Ausnahmen sind viele Verluste, die sich zurzeit in den Bewertun- gen wiederfinden, impliziter Natur. Durch die erhöhte Unsicherheit wurden weiter- gehende Absicherungen zur Stabilisierung des Portfolios inkludiert, ungeachtet des- sen ergibt sich über die nächsten Monate ein erhebliches Aufholpotenzial. Gab es bei der Bewertung mit der Ver- wahrstelle Schwierigkeiten beziehungs- weise zeitliche Verzögerungen? Schließ- lich sind das ja alles OTC-Positionen im Fonds … Müller: Die Coronakrise hat unseren Dienstleister leider sehr stark getroffen. Maßnahmen zur Bekämpfung der Ver- breitung von Corona haben sich leider auch auf die Verfügbarkeit und Effizienz unserer Depotbank ausgewirkt. Dadurch gab es in vielen sensiblen Bereichen der Verwahrstelle Störungen. Es wurden hier Fehler in Prozessen aufgedeckt, die wir nun Schritt für Schritt gewissenhaft ver- bessern müssen. Warum hat der Tail Risk Hedge nicht gegriffen? Immerhin war man ja da Vola long … Müller: Die Strategie ist in allen Assetklas- sen mit einem Long-Volatility-Overlay versehen. Um unsere Tail Risk Hedges ohne Timing-Aspekt im Portfoliokontext integrieren zu können, werden diese um mittelfristige Laufzeiten kosteneffizient zentriert. Während Währungsvolatilitäten wie erwartet einen positiven Diversifika- tionseffekt gehabt haben, ist im Aktien- bereich die kurzfristige Volatilität viel stär- ker gestiegen als mittelfristige Volatilitä- ten. Diesen Effekt gab es zwar auch in vorherigen Krisen, aber eine derartig stark invertierte Volatilitätskurve ist in dieser Krise neuartig. Wir vermuten, dass es an den starken Eingriffen der Zentralbanken und Regierungen liegt. Marktteilnehmer müssten sich nur noch für kurze Lauf- zeiten absichern, bis zentralistische Maß- nahmen gesetzt werden können. Diesen Effekt sehen wir auch in Zinsvolatilitäten. Durch die starke Reduktion von Zins- renditen sind auch mögliche Zinsbe- wegungen und dadurch Volatilitäten nicht gestiegen. Wurden eigentlich auch bei ihrem Fonds Value-at-Risk-Limits verletzt? Mussten Sie Positionen auflösen? Müller: Durch die zusätzlich eingefügten Absicherungen konnten wir den Value at Risk während des bisherigen Höhepunkts dieser Krise maßgeblich reduzieren. Da- rüber hinaus haben wir unser Portfolio den neuen Marktgegebenheiten angepasst, um von jetzt an bestmöglich aufgestellt zu sein. Können Sie eigentlich von den höheren Volatilitäten jetzt am Markt profitieren? Müller: Durch die gestiegene Volatilität in den Aktien und Währungsmärkten erge- ben sich nun neue und interessante Op- portunitäten. Die bestehenden Volatilitäts- transaktionen reifen zum Großteil im Jahr 2020 ab und sind weiterhin mit hohen Risikobudgets ausgestattet. Daher erwar- ten wir einen positiven „Pull to par“-Ef- fekt der bestehenden Positionen, die wir nun mit attraktiven neuen Opportunitäten ersetzen können. Wie kann die Erholung des Fondspreises verlaufen? Ist ein schnelles Aufholen des Drawdowns denkbar? Müller: Da die Unsicherheit der globalen Pandemie und einer potentiellen zweiten Welle weiterhin besteht, kann eine „V“- typische Erholung nicht seriös garantiert werden. Unser Fokus liegt auf einer schnellen, aber dennoch stabilen Erholung für das Jahr 2020. Was sind die Konsequenzen aus dem Ge- schehen in Bezug auf die Produktpalette? Immerhin hatten Sie letztes Jahr schon 500 Millionen Euro Assets under Manage- ment, nun sind es 250 Millionen. Will man sich breiter aufstellen durch mehrere Strategien – vielleicht auch zugekaufte – in anderen Feldern? Müller: Wir denken, dass ein diversifizier- tes Multi-Asset-Konzept, das sich auf Dislokationen in etablierten Märkten stützt, weiterhin von Wert ist. Nach einer gründlichen und kritischen Analyse wer- den wir das Konzept den veränderten Gegebenheiten, die sich nach der Krise einstellen werden, anpassen. Die Strategie hat sich in den vorherigen Krisen gut geschlagen, und mit einigen Adaptierun- gen werden wir diese Art von kurzfristi- gen Schocks in Zukunft besser ertragen. Wir danken für das Gespräch. DR. KURT BECKER TAO Alternatives (v. l. n. r.): Stefan Müller, Head of Asset Advisory, Achim Motamedi, Gründer und Geschäftsführer sowie Entwickler der TAO-Strategie N o. 2/2020 | www.institutional-money.com 193 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : MULT I - A S S E T- R I S I KOPRÄMI EN

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