Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

Einige Fonds erzielten signifikant gerin- gere Drawdowns als die Benchmark – etwa der Columbia Adaptive Risk Fund. Seine Performance impliziert, dass er ziemlich früh mit dem Hebelabbau begonnen hat – und das obwohl sein Leverage von Anfang an gering war. Auf der anderen Seite steht der Wealthfront Risk Parity Fund, der laut MPI offensichtlich überhaupt keinen Abbau von Leverage vorgenommen hat, während sich der AQR Risk Parity Fund anscheinend ähnlich dem Durchschnitt der näher be- trachteten Risk-Parity-Fonds und Indizes verhalten haben muss. Entschlüsselung Wenn man dann noch die Entwicklung des VIX, also des Index der impliziten Vola- tilität, in die Betrachtung miteinbezieht (sie- he Grafik „Drei Fonds am Seziertisch“) , wird die Entschlüsselung des Verhaltens der Risikoparitätsfonds bei der Verringerung des Hebels einfacher. Abseits des Leverage sieht man eine Risikoreduktion in Form fallender Aktienquoten als Prozentsatz der Asset Allocation bei allen drei Fonds. Das Modell von MPI verwendet in seinem dynamischen Modell dabei für die Model- lierung der Aktientangente approximativ einen Korb von Aktienindizes. Der offensichtliche Erfolg eines frühen Hebelabbaus einiger Fonds zeigt einen potenziellen Vorteil von Risikoallokations- strategien im Vergleich zu traditionellen An- sätzen auf. Das Fehlen eines guten Timings beim Deleveraging wirft einige bedeutsame Fragen auf. Schließlich gibt es das grund- legende Versprechen von Risk-Parity-Fonds, im Gegensatz zu den meisten Multi-Asset- Ansätzen wie auch dem berühmten 60:40- Portfolio, die hauptsächlich vomAktienrisiko bestimmt werden, Risiko zwischen Haupt- assetklassen, Konjunkturzuständen oder an- deren Risikobezügen zu allokieren. Laut der Theorie sind diese Portfolios besser ausba- lanciert und sollten in allen Konjunkturab- schnitten gut performen. Schlüsselkorrelationen Korrekte Messung, Schätzung und das aktive Managen von Risiko sind der Schlüs- sel zum Erfolg, um die Volatilitätsbeiträge jedes Assets konstant zu halten und überdies das Volatilitätsziel des Fonds einzuhalten. Wie in der traditionellen Asset Allocation verlässt sich Risk Parity auf niedrige Korre- lationen zwischen verschiedenen Assetklas- sen. Wenn diese in trauter Eintracht fallen, wie man es im März am Höhepunkt des Kurssturzes und der Flucht in Cash erleben durfte, erhöht ein hoher Hebel die Strategie- kosten, und eine sich plötzlich verringernde Liquidität verstärkt diese Effekte noch zusätzlich. Viel hängt davon ab, ob es antizipativ gelingt, die Allokation bei noch ausreichend vorhandener Liqui- dität zu verändern und einen Hebel- abbau zum optimalen Zeitpunkt vor- zunehmen. Einige der untersuchten Fonds müssen in der Einschätzung künftiger Erwartungen gut gewesen sein, um den Abbau von Exposure bei noch halbwegs guter Liquiditätslage durchzuführen. Investoren jedenfalls haben eine große Bandbreite bei den Ergebnissen von Risk-Parity-Fonds gesehen und sind gut beraten, aktiv ihre Risk-Parity-Manager zu beobach- ten. Dabei geht es um Risikosimula- tionen, Rebalancing-Algorithmen, ein- gesetzte Investmentinstrumente und unterschiedliche Volatilitätsziele. MPI meint, dass dynamische Modelle in Verbindung mit Hochfrequenzdaten nicht nur dabei helfen, das Monitoring von Risikoparitätsfonds vorzunehmen, wenn diese in Realtime ihren Lever- age abbauen, sondern auch einen Rahmen für den Vergleich verschiedener Risikopari- tätsstrategien und die Due Diligence bieten. Das Analyse- und Researchhaus bemüht sich zudem, von den Risikoparitätsfonds der Hedgefondsindustrie mehr Informationen zu erhalten, um zu erkennen, wie diese ihre Modelle und Prozesse als Folge der Coro- nakrise und der daraus entstandenen Turbu- lenzen bei Risk Parity anpassen. Schlussfolgerungen Investoren haben jedenfalls das Recht zu hinterfragen, ob die Performance ihrer akti- ven Risk-Parity-Fondsmanager bedeutend besser ist als jene des billigen 60:40 Port- folios, das über ETFs dargestellt oder direkt als Risk-Parity-ETF abgebildet wird. Zu bedenken gilt es auch, dass die massiven geld- und fiskalpolitischen Stimuli den Zinstrend, der Risk Parity über Jahrzehnte auf der Bondseite Rückendeckung gewähr- te, umkehren könnten. Dass die Strategie künftig mit dem zu erwartenden Niedrig- zinsumfeld grundsätzlich Probleme haben dürfte, muss nicht weiter erwähnt werden, und wenn man noch unterstellt, dass histo- risch zu beobachtende Korrelationsregeln in den kommenden Jahren obsolet werden könnten, dann wird es wohl für Risk Parity alles andere als leicht. DR. KURT BECKER Drei Fonds auf dem Seziertisch Verschiedene Fonds fahren unterschiedliche Strategien bei der Verringerung des Hebels. Allen gemein ist aber, dass der Anteil von Aktien an der Asset Allocation im März deutlich verringert wurde, wobei der Bestperformer Columbia damit am frühesten begonnen hat. Zeitraum: 3. Januar bis 9. April 2020. Quelle: MPI -50 % -40 % -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Global Equity Inflation Assets Global Fixed Implied Leverage CBOE VIX -250 % -200 % -150 % -100 % -50 % 0 % 50 % 100 % 150 % 200 % 250 % 300 % 350 % AQR Risk Parity Columbia Adaptive Risk Wealthfront Risk Parity VIX Level Gewichte geschätzt 184 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : R I S K PAR I T Y

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