Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

Die erwähnten hohen Investitionen in der Größenordnung von 50 Millionen Euro sind aus Sicht von Lupus alpha für den Aufbau eines Market Makings in Optionen durchaus nachvollziehbar. Für die Vereinnahmung der Volatilitätsrisikoprämie ist ein Market Ma- king jedoch überhaupt nicht notwendig, weiß Raviol: „Als Asset Manager handeln wir lediglich etwa zweimal wöchentlich ein Optionsportfolio, das dann statisch bis zur Fälligkeit – zirka drei Wochen – gehalten wird. Ein effizienter Options- und Futures- Handel ist mit einem gut aufgestellten Han- delsdesk, wie wir ihn haben – er umfasst derzeit fünf Händler für die Gesamtfirma, unterstützt von zwei Quants für die Volatili- tätsstrategien – problemlos umzusetzen.“ Flurbereinigung Der pandemiebedingte steile Absturz der Aktienmärkte in noch nie da gewesenem Tempo, verbunden mit abrupten Voltatili- tätsanstiegen in ungeahnte Höhen, sondert die Spreu vom Weizen. „Die aktuelle Marktbereinigung infolge der Coronakrise sehen wir als positiv. Von den Fondsschlie- ßungen sind im Grunde die Fonds betroffen, die bereits über einen längeren Zeitraum eine unterdurchschnittliche Performance erzielt haben“, analysiert Siragusano. Die Situation zeige einmal mehr, dass Short- Volatility-Strategien keine Total-Return- Konzepte und somit auch kein Garant für unkorrelierte Erträge seien. Sie könnten aber ein guter Renditediversifikator sein. Die Ereignisse des März 2020 haben deut- liche Unterschiede bei den Short-Volatility- Konzepten erkennbar gemacht. Die gestiegene Volatilitätserwartung führt zu höheren Prämieneinnahmen. Seit Ende März liegt die Volatilitätsrisikoprämie im EuroStoxx 50 und im S&P 500 wieder im zweistelligen positiven Bereich. Auf diesem Niveau haben Short-Vola-Strategien ein großes Erholungspotenzial und können wieder deutlich positive Performancebeiträ- ge liefern. Alexander Raviol dazu: „Aus unserer Sicht ist es nun eher wahrschein- lich, dass wir nach der Coronakrise wieder vor einer Zeit mit sehr attraktiver Prämien- höhe stehen, wie dies beispielsweise auch im Nachgang zur Finanzkrise 2008 der Fall war.“ Diese Prognose werde verstärkt, wenn Anbieter von Short-Vola-Strategien aus dem Markt ausscheiden, was derzeit vermehrt der Fall sei. Raviol: „Wenn im Zuge eines großen Schadensfalls einige Versicherer aus dem Markt ausscheiden, steigt danach der Marktanteil für die ver- bliebenen Anbieter und führt zu steigenden Prämieneinnahmen bei konstanter Nachfra- ge – wobei die Nachfrage nach Absiche- rung typischerweise nach Krisenphasen eher ansteigt. Dies führt für die verbleiben- den Anbieter von Short-Vola-Strategien zu überdurchschnittlichen Prämieneinnahmen und Gewinnen – unabhängig davon, ob re- spektive wann der Aktienmarkt sich wieder erholt.“ Auf mittlere Sicht erwartet man bei Lupus alpha wieder überdurchschnittliche Prämieneinnahmen, so wie es für Nachkri- senphasen typisch ist. So hat der Lupus al- pha Volatility Risk-Premium seit dem Tief- punkt am 18. 3. 2020 bereits wieder 13 Pro- zent Performance aufgeholt. Bemerkens- wert: Der Fonds verzeichnete auch wäh- rend der Coronakrise Nettozuflüsse. Dies wertet Alexander Raviol als Bestätigung des Anlagekonzepts und der Sichtweise sei- ner institutionellen Investoren auf die Vola- tilitätsrisikoprämie. Tindaro Siragusano sieht das ähnlich: „Historisch folgte auf ausgeprägte Drawdowns meist eine steile Aufwärtsentwicklung. Die Volatilität wird voraussichtlich auf erhöhtem Niveau ver- bleiben und ein hochattraktives Umfeld für Short-Volatility-Strategien bieten. Wir sind überzeugt, dass eine fundiert selektierte Strategie, ausgestattet mit einem geeigneten Risikobudget, einen attraktiven Renditedi- versifikator in einem institutionellen Portfo- lio darstellt.“ Zuflüsse hat auch der Opto- Flex von Feri in der jüngsten Zeit gesehen. Das verwundert nicht, liegt der Fonds ye- ar-to-date Ende April 2020 als Einziger des Vergleichsuniversums (siehe Tabelle) im Plus. Transparenz In einer Short-Volatility-Strategie kommt ihr essenzielle Bedeutung zu. Tindaro Sira- gusano dazu: „Durch fehlende geeignete Benchmarks, den Derivateeinsatz und die hohe Dynamik der Portfolioparameter kön- nen die Konzepte schwer zu durchdringen sein. Dem Asset Manager obliegt es, ein Maximum an Transparenz und Nachvoll- ziehbarkeit zu gewährleisten, sodass der Investor in die Lage versetzt wird, die Stra- tegie und ihre Charaktertreue zu erfassen sowie schlussendlich Vertrauen zu gewin- nen.“ Vertrauen ist ja die Basis für das gemeinsame Durchlaufen einer schwierigen Phase für Short-Vola-Strategien wie im März 2020. Die Anbieter sind guten Mutes, das Richtige zu tun, und beantworten die Sinnfrage mit einem klaren „Ja“. DR. KURT BECKER Vergleichsuniversum Die letzten 2 1/3 Jahre unter dem Röntgenschirm 7orca Allianz Berenberg Lupus alpha Feri QCP- RP Warburg finccam Assenagon Durchschnitt Vega Vola Volatility Volatility Optoflex Funds Gamma Defensiv Volatility Alpha aller Return Strategy Premium Risk-Premium RiskProtect Premium Premium Fonds 2018 -0,64 % -2,45 % -0,48 % -3,73 % -5,25 % -1,33 % -12,11 % -0,23 % – – -2,04 % 2019 3,58 % 3,45 % -4,06 % 4,61 % 10,69 % 4,16 % 3,10 % 1,74 % – – 3,40 % Jan. 2020 -0,38 % -0,62 % -0,82 % -0,33 % -0,34 % 0,46 % -0,75 % -0,44 % -1,00 % -0,79 % -0,72 % Feb. 2020 -4,63 % -3,68 % -9,57 % -4,30 % -8,92 % -4,03 % -6,64 % -5,01 % -9,83 % -4,14 % -5,43 % März 2020 -7,10 % -9,30 % -19,27 % -11,37 % 8,64 % -20,74 % -9,16 % -11,24 % -7,36 % -4,50 % -10,10 % April 2020 2,33 % 2,42 % -0,08 % 3,15 % 1,96 % 1,22 % – 3,23 % 2,37 % 1,33 % 2,29 % YTD 2020 -9,68 % -11,07 % -27,65 % -12,79 % 0,55 % -22,66 % -15,83 % -13,35 % -15,34 % -7,97 % -13,66 % Im April ging es nach dem schrecklichen März wieder nach oben, und zwar in der Mehrzahl der Fälle relativ kräftig, wie nach solchen Schocks üblich ist. Quelle: 7orca N o. 2/2020 | www.institutional-money.com 179 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : VOL AT I L I T Ä T S S T RAT EG I EN

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