Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

genommen. Auf Länderebene erhalten In- vestoren eine US-Aktienmarktgewichtung von zuletzt rund 63 Prozent. Unterm Strich hat diese Herangehenswei- se nur bedingt funktioniert, wie die ausbau- fähige Performance der ETFs beziehungs- weise des zugrunde liegenden Strategie- index im Vergleich zum MSCI Word Net- Total Return Index zeigt. Unter die Räder Abgesehen davon, dass die Strategie auch im Fünfjahreszeitfenster in drei der fünf Kalenderjahre underperformte, kam der In- vesco Goldman Sachs Equity Factor Index World UCITS ETF nicht nur im Jahr 2019, sondern auch während des Sell-offs im März 2020 massiv unter die Räder und erlitt allein im März eine Underperformance von rund 2,6 Prozent. „Das war hinsichtlich der Underperformance der schlechteste Monat der Indexgeschichte“, konstatierte Invesco in ihrem Fonds-Factsheet per Ende März. Ulrich Cord, Leiter ETF Sales Deutschland bei Invesco, begründete gegenüber Institu- tional Money die Underperformance mit „idiosynkratischen Faktoren“ bezie- hungsweise „aktienspezifischen Risiken“, die temporär die zugrunde liegende ETF-Stra- tegie belasteten. Belastend war beispielsweise im Jahr 2019 eine immer niedrigere Marktbreite, bei der die großen Aktienbenchmarks von immer weni- ger Large-Cap-High-Beta-Aktien nach oben gezogen wurden, während klein kapitalisier- te Werte (Size) und Substanzaktien (Value) das Nachsehen hatten. Size und Value abgestraft Diese Entwicklung gipfelte in den Aus- verkaufswochen des ersten Quartals, als ins- besondere Small Caps und Value-Aktien von Investoren weltweit im Rahmen von Fire Sales in einem immer illiquideren Aktienmarkt abgeladen wurden und stark an Wert verloren. Diese Belastungen bei Faktoren wie Size und Value konnten Cord zufolge in der Strategie auch nicht durch Exposure in den besser performenden Fak- toren Quality und Low Beta kompensiert werden. Interessant ist, dass „Momentum“ im Krisenmonat mehr oder weniger neutral performte. Im Jahr 2015 lancierte Invesco auch auf europäische Aktien einen Multi-Faktor-ETF, der die gleiche zugrunde liegende Strategie wie das weltweit streuende Produkt ver- folgt. Aus diesem Grund verzeichnete wäh- rend des Sell-offs im März der Invesco Goldman Sachs Equity Factor Index Europe UCITS ETF ebenfalls eine Underperfor- mance von über 1,5 Prozent gegenüber dem MSCI Europe Index, der seinerseits im genannten Monat mehr als 14 Prozent ver- lor. Zur Ehrenrettung sei angemerkt, dass der Invesco Goldman Sachs Equity Factor Index Europe UCITS ETF zumindest seit Produktstart auf annualisierter Basis mit einer etwas niedrigeren Volatilität den MSCI Europe Index mit etwa einem Pro- zent per annum outperformen konnte. Erfahrene Franzosen Wie Invesco ging auch Amundi-ETF 2014 mit einem weltweiten Multi-Faktor- ETF an den Start, wobei die Franzosen be- reits 2007 ihre ersten (einfachen) Faktor- strategien gestartet haben. Der Amundi Index Equity Global Multi Smart Allocation Scientific Beta UCITS ETF basiert auf ERI (Edhec Risk Institute) Scientific Beta Indizes. Investoren erhalten darüber Exposure in den vier Faktoren Va- lue, Size, Momentum and Mini- mum Volatility, wobei diese Faktor- risiken gleichgewichtet werden. Abgesehen von einer deutlichen Outperformance 2015 hinkte das Amundi- Produkt jedes Folgejahr dem MSCI World Index hinterher und konnte auch den „Elchtest“ Corona-Crash nicht bestehen, wie die Tabelle „Faktor-ETFs im Über- blick“ zeigt. Gleiches gilt auch für die europäische Spielart Amundi Europe Equi- ty Multi Smart Allocation Scientific Beta – UCITS ETF im Vergleich zum MSCI Europe Index. Die Underperformance der letzten Zeit begründet Hermann Pfeifer, Head of Amun- di ETF, Indexing & Smart Beta, Deutsch- land, Österreich und Osteuropa, auf Anfrage von Institutional Money mit enttäuschenden Ertragsbeiträgen des Value-Faktors sowie mit hohen Kursverlusten bei Mid-Cap- Aktien (Size-Faktor). „Während der Coro- nakrise waren Large-Cap-Technologie- unternehmen ein relativ sicherer Hafen. In diesen war der Index jedoch untergewich- tet“, ergänzt Pfeifer. Long/Short – das Geld ist fort Die letzten Wochen und Monate waren in der Tat ein schweres Geläuf für Multi-Fak- tor-Strategien. Wie schwierig das vor allem im ersten Quartal war, zeigt ein Blick auf einen marktneutralen Multi-Faktor-Ansatz, investierbar über den Amundi ETF iStoxx Europe Multi-Factor Market Neutral UCITS ETF EUR. Bei diesem setzt Amun- di auf der Long-Seite des Marktes auf den iStoxx Europe Multi-Factor Index und hält zur Wahrung der Marktneutralität eine Shortposition im Stoxx Europe 600 Futures Roll Index. Unterm Strich kam dabei im ersten Quartal 2020 kein (positives) Alpha, sondern ganz im Gegenteil ein deutliches Minus von mehr als fünf Prozent heraus, wobei der zwischenzeitliche Drawdown laut Bloomberg-Daten mehr als sechs Pro- zent betrug. BlackRock setzt auf Qualität BlackRock setzt wie Amundi-ETF bei seinen iShares-Multi-Faktor-ETFs ebenfalls auf vier Faktoren, und zwar auf Quality, Momentum, Size und Value. Ein Unter- schied besteht darin, dass die Franzosen auf Low Volatility statt Quality setzen, während dies bei BlackRock umgekehrt ist. Darüber hinaus verzichtet das BlackRock-Modell auf eine Gleichgewichtung der Risikoprä- mien, wie dies Invesco und Amundi-ETF vornehmen. Laut BlackRock-Unterlagen findet vierteljährlich ein Rebalancing statt. Trotz dieser etwas unterschiedlichen Heran- gehensweise konnten auch die BlackRock- Produkte nur eingeschränkt überzeugen. Während der iShares Edge MSCI World Multifactor UCITS ETF laut Mustafa seit Auflage bei der Performance etwas mehr als zwei Prozentpunkte per annum hinter demAusgangsindex liegt, konnte der iShares Edge MSCI Europe Multifactor UCITS ETF den MSCI Europe Index um knapp 0,16 Prozentpunkte jährlich outperformen. Während des Abverkaufs im ersten Quar- tal hinkten die beiden ETFs aber wie fast alle Produkte der Mitbewerber den entspre- chenden MSCI-Indizes hinterher, wobei diese Benchmarks natürlich den inhärenten Vorteil keiner Fondsgebührenbelastung auf ihrer Seite haben. Sales-Profi Mustafa führt bei den von ihm vertriebenen Multi-Faktor- ETFs wie seine Mitbewerber als Grund für das Hinterherhinken die relative Schwäche 154 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com CORONA S P E Z I A L

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