Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

nach der Pandemie nach oben gehen wird. Für diese Investoren gibt es viele Instru- mente wie börsengehandelte Indexfonds oder ETCs.“ Laut dem Schweizer gehört rund die Hälfte der Marktteilnehmer, die auf steigende Preise wetten, zu die- ser Gruppe von Investmentlaien, die über die unterschiedlichen An- lageregeln und die Funktionsweise der einzelne Produkte oft nicht Bescheid wissen. Was laut Durand zu Problemen führen kann, ist der Mechanismus, wonach „Futures- Kontrakte für WTI einen Monat laufen. Bei Verfall wird das Erdöl geliefert. Wenn man das nicht will, muss vor dem Verfall in einen Kontrakt für Monate in der Zukunft gerollt werden.“ Das kann zu ernsten Problemen führen. Die Situation im April schildert Dunand so: „Wir konn- ten sehen, dass am WTI-Markt die offenen Positionen vor dem Ver- fallstag ungewöhnlich groß waren. Wir wussten aber nicht genau, wer dahinter- steht.“ Diverse Indexfonds hätten nach ihren eigenen Regeln den Kontrakt für den laufenden Monat verkaufen und Wertpapie- re für andere Monate kaufen müssen, damit sie kein Öl ausgeliefert bekommen. Doch niemand habe erwartet, dass diese Positio- nen der Finanzinvestoren so groß waren. „Der Markt wurde vor dem Verfallstermin des Mai-Kontrakts überrascht, und der Preis wurde in der Folge einfach zu einer Zahl ohne Ver- bindung zu irgendetwas.“ Ruinöse Wetten Die meisten Rohstoffhändler oder Raffinerien hätten vorgebene Limits bei der Zahl von Kontrak- ten, die sie halten dürfen. Für Re- tailinvestoren gelte das nicht. Wel- che Auswirkungen das haben kann, konnte man in China sehen, wo Kleinanleger massenhaft Deri- vate auf den Ölpreis gekauft hat- ten. Die Anleger waren „long“ ge- gangen, hatten im Sinne der Mean Reversion – also der preislichen Tendenz, zum Mittelwert zurück- Ein unheilvoller Mix aus Pandemie und Förderstreit sorgte am Ölmarkt für markante Marktanomalien. Der Absturz von einzelnen Futures-Kontrakten in negatives Terrain war dabei besonders bemerkenswert und für den überwiegenden Teil der Marktteilnehmer wie auch der Marktbeobachter de facto nicht vorhersehbar. Wenn der Damm bricht Als der logarithmierte Preisindikator die Barriere durchbrach, folgte der Markt. Die Studienautoren haben ein dynamisches Preisband entwickelt, dessen Unter- schreitung einen Crash am Ölmarkt signalisiert. 2008 und 2014 hat das Modell funktioniert, ein Update für 2020 steht noch aus. Quelle: Studie 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 Log. Preis- indikator 0 20 40 60 80 100 120 140 160 USD/barrel Spot Unteres dyn. Opec-Preisband Preis Spot 2015 2010 2005 2000 1995 1990 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com 143 T H E O R I E & P R A X I S : E RDÖLMARK T

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