Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

fentlichung sinkt oder steigt. PI selbst wird als Näherungswert für die Informations- asymmetrie des Marktes herangezogen. „Wir untersuchen dieses Umfeld im Spe- ziellen, weil private Informationen in die- sem Segment besonders langlebig sind“, erklärt Gippel. Das liege daran, dass „Covenant-Verletzungen relativ komplexe Ereignisse mit einem Ausgang darstellen, der nicht selten über längere Zeit unklar bleibt“, so Gippel weiter. Komplexe Verhandlungen Das liegt gar nicht so sehr an den Verstö- ßen selbst, sondern an den anschließenden Verhandlungen zwischen Schuldner und Gläubiger. Nicht selten ist für Außenstehen- de nämlich gar nicht klar, ob das Verhand- lungsergebnis für den Schuldner – und so- mit die von ihm emittierte Aktie – positiv auszulegen ist oder nicht. Denn wenngleich eine Schuldenverletzung generell immer eine kurzfristig schlechte Nachricht dar- stellt, gibt es beispielsweise Erkenntnisse, wonach es sich langfristig als positiv her- ausstellen kann, wenn Gläubiger im Rah- men der Verhandlungen stärkeren Einfluss auf das Unternehmen haben und beispiels- weise über Sitze im Aufsichtsrat Effizienz und langfristige Strategie im Auge behalten, wie Zhu erklärt. Auf der anderen Seite kön- nen schnelle Lösungen, wie das rasche Be- reitstellen von frischen Kreditlinien, zu- nächst als positive Nachricht aufgenommen werden, aber letzten Endes dafür sorgen, dass das Management einen erfolglosen Kurs weiterfährt – das Resultat wäre letzten Endes also doch negativ. Was die Situation für nicht speziell infor- mierte Investoren weiter verkompliziert, sind spieltheoretische Überlegungen, die sich aus der Verhandlungskonstellation ergeben. Wer verfügt über mehr Verhand- lungsmacht? Gläubiger oder Schuldner? Wie sieht die Konstellation bei syndizierten Krediten aus? Schaffen es die Gläubiger, auf einer Linie zu bleiben, oder gibt es auch hier Interessenkonflikte? Suche nach Fairness In den USA werden sogenannte Cove- nant Violations im Rahmen der SEC-Mel- depflicht ungefiltert quartalsweise publi- ziert. Auch hier ist die Intention der Behör- de, einen möglichst freien und somit fairen Informationsfluss zu gewährleisten. Eine eingehende Textanalyse der Autorinnen kommt jedoch zu dem Schluss, dass bei „80 Prozent der untersuchten Meldungen hohe Unsicherheiten über den Ausgang der Co- venant-Verletzungen bestehen, entsprechen- de Verhandlungen noch am Laufen sind oder gar noch weitere Verletzungen von Schuldenklauseln im Raum stehen“, wie Was passiert, wenn eine Abmachung gebrochen wird? Sind die Resultate immer negativ, oder kann das auch positive Auswirkungen haben? Anhand der Verletzungen von Schuldenklauseln beziehungsweise Debt Covenants sind zwei australische Wissenschaftlerinnen genau dieser Frage nachgegangen. N o. 2/2020 | www.institutional-money.com 137 T H E O R I E & P R A X I S : MARK T VE RZ E RRUNG

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