Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

diten die Ausgangsbasis darstellten. Tat- sächlich weisen die Boutiquenfonds ein höheres Marktrisiko auf und haben ein höheres Exposure zum Size-Faktor – und damit mehr Small Caps – sowie zum Faktor Profitabilität. Damit einher geht ein etwas geringeres Exposure zum Value- und In- vestment-Faktor (siehe Grafik „Unter- schiedliches Beta-Exposure“). Auch Vergleiche der Anlageschwerpunk- te fördern Erstaunliches zutage. Tatsächlich scheinen sich Mega- und Boutiquenfonds auf unterschiedliche Anlagebereiche zu fo- kussieren. Genügend große Fondszahlen in beiden Fondsarten gibt es für Vergleiche eigentlich nur in den Bereichen „Europe Lage Caps“, „Europe Mid/Small Caps“, „Global Emerging Markets“ und „Global Large Caps“. Bei der Ein-Faktor-Analyse outperformen Boutiquenfonds in der Kate- gorie „Europe Large Caps“ die Megafonds um 0,33 Prozent pro Jahr brutto beziehungs- weise um 0,08 Prozent netto. Noch besser schneiden Boutiquenfonds gegenüber Mega- fonds in der Kategorie „Europe Mid/Small Caps“ ab: Brutto erzielen Erstere um 1,45 Prozent pro Jahr mehr, netto sind es immer noch 0,94 Pro- zent. Boutiquenfonds haben auch das bessere Ende für sich, wenn es um Global Emerging Markets geht: Hier sind es 0,54 respektive 0,42 Prozent. Und schließlich schlagen sie auch noch die Mega- fonds bei Global Large Caps (brut- to 0,28 Prozent, netto 0,01 Prozent jährlich). In allen vier Sektoren gelingt damit der Nachweis einer sogenannten Boutiquenprämie. Die gleiche Übung beim Fünf- Faktor-Modell durchgeführt, ergibt drei Parallelen und eine Abwei- chung: Während Boutiquenfonds bei European Large Caps (0,45 Prozent brutto versus 0,18 Prozent netto), Europe Mid/Small Caps (1,86 versus 1,04 Prozent) und Global Emerging Markets (2,14 versus 1,74 Prozent) die Nase deutlich vorn haben, ändert sich das Bild bei Global Large Caps: Hier ist die Boutiquenprämie mit 0,37 Prozent brutto beziehungsweise 0,29 Prozent netto pro Jahr negativ. Boutiquenprämie bestätigt Was sich bei der AMG-Studie von 2015 bereits angedeutet hatte, nämlich die Exis- tenz einer Boutiquenprämie, wird durch die vorliegende Arbeit bestätigt. Während AMG im Schnitt eine Boutiquenprämie von 141 Basispunkten pro Jahr gegenüber ver- gleichbaren Benchmarks feststellte, findet Andrew Clare im Vergleich zu Megafonds auf Bruttobasis eine solche zwischen 82 und 52 Basispunkten in Abhängigkeit vom angewandten Faktormodell. Netto sind dies dann zwischen 56 und 23 Basispunkten pro Jahr. Im Speziellen finden sich besonders Belege für eine deutliche Prämie in zwei Sektoren, nämlich bei europäischen Mid und Small Caps sowie den Global Emer- ging Markets. Tim Warrington, der Vorsit- zende der Group of Boutique Asset Mana- gers (GBAM), der die Ergebnisse der Arbeit von Clare kennt, meint dazu: „Boutiquen sind für uns kleinere, hoch motivierte und spezialisierte Gesellschaften, die eine beständige Outperformance anstreben und deren Interessen mit denen ihrer Kunden in Einklang stehen. So gesehen ist es keine Überraschung, dass der Brite eindeutige Belege dafür gefunden hat, dass es so etwas wie eine Boutiquenprämie bei kleineren Gesellschaften gibt. Da sich dabei mit der Zeit praktisch ein Zinseszinseffekt einstellt, der beachtliche zusätzliche Erträge für In- vestoren generieren könnte, müssten Con- sultants noch sehr viel mehr tun, um diese Vorteile gegenüber langfristig orientierten Anlegern herauszustellen.“ Die Erkenntnis- se der Arbeiten von AMG und der Cass School of Business sollten auch Wasser auf die Mühlen etwa von Natixis Investment Managers sein, die einen Kranz von Bou- tiquen um die eigene Kompetenz herum gebunden haben. Doch je- des Ding hat zwei Seiten: Wenn man keine Durchgriffsrechte hat wie im Fall von H2O Asset Ma- nagement, wo Starmanager sich vom Risikomanagement nicht ein- fangen lassen, kann dieser Vorteil auch einmal ins Negative umschla- gen. Clare wünscht sich mehr Kapitalmarktforschung in diese Richtung. So könnten sich Wissen- schaftler etwa im Detail mit der Eigentümerstruktur von Invest- mentboutiquen beschäftigen oder sich auch mit demAnsatz der Port- foliokonstruktion eines typischen Boutiquenfonds befassen. DR. KURT BECKER Unterschiedliches Beta-Exposure Das Exposure zu den fünf Faktoren ist bei Mega- und Boutiquenfonds nicht ident. Die Grafik stellt die Differenzen in den fünf Betas (Markt, Size, Value, Profita- bilität und Low Investment) zwischen Boutiquen- und Megafonds dar. Erste weisen ein höheres Exposure zum Markt, Profitabilität und Small Caps auf, während die Megafonds einen Tilt in Richtung Low Investment und Value aufweisen. Quelle: Studie -0,02 0 0,02 0,04 0,06 0,08 Markt Size Value Profitabilität Investment Beta-Exposure NEWSLETTER: JETZT ANMELDEN – und Sie erhalten kostenlos und unverbindlich zweimal pro Woche die aktuellsten Informationen aus dem Bereich der institutionellen Kapitalanlage per E-Mail. im-online.com/newsletter Das Webportal für institutionelle Anleger T H E O R I E & P R A X I S : BOUT I QUENPRÄMI E

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