Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

Wert von 100 Milliarden US-Dollar nicht übersteigen. Zudem durfte das Unterneh- men nicht ausschließlich Dachfonds- oder Smart-Beta-Strategien anbieten. AMG eru- ierte mit dieser Methodik 816 Investment- boutiquen – weltweit. Wirtschaftsforscher Clare wandte sich eingedenk dieses Wissens für die europäische Stichprobe an zwei Consultants, deren Leistungen schwer- punktmäßig von institutionellen Investoren wie Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds nachgefragt werden, und gab ihnen mit, dass sie dieselben Maß- stäbe wie AMG zur Identifizierung von Investmentboutiquen anlegen sollten. Die „Group of Boutique Asset Mana- gers“ wurde ersucht, anhand der glei- chen Kriterien passende europäische Fondshäuser namhaft zu machen. Die drei Listen, die naturgemäß sehr ähnlich aussahen, wurden dann zu einer ver- dichtet, wobei am Ende des Tages 299 Bou- tiquenfonds übrig blieben (siehe Tabelle „Stichprobe Boutiquenfonds und Alpha“) . Auch hier wurden Bruttorenditen analysiert. Ein- und Fünf-Faktor-Modell Die risikoadjustierte Performance (Alpha) der Fonds berechnet Andrew Clare auf zwei unterschiedliche Arten: einmal auf Basis des Capital-Asset-Pricing-Modells (Ein-Faktor- Modell mit der Marktrendite als Faktor), wo jeder Fonds mit seinem dazugehörigen MSCI Index – neun an der Zahl – vergli- chen wird. Alpha ist dann jener Teil der Fondsrendite, der von der Marktrendite unabhängig ist. Die nach dieser einfacheren Methode errechneten Alphas sind in den beiden Stichprobentabellen für Mega- und Boutiquenfonds dargestellt. Bei der zweiten Methode stellt die Studie auf das Fünf-Faktor-Modell nach Fama und French ab. Neben den drei bekannten Fak- toren Markt, Size und Value kommen im 2015 vorgestellten Modell noch „Profitabi- lity“ – Aktien mit einer höheren operativen Rentabilität performen besser – und „Low Investment“ – Aktien von Firmen mit einem hohen Wachstum der Total Assets performen unterdurchschnittlich – hinzu. Aus den Regressionsrechnungen ergibt sich dann das Fünf-Faktor-Alpha, das die Fähig- keiten des Managers repräsentiert. Bruttorenditenanalyse Betrachtet man die Resultate des Ein- Faktor-Modells, so liegt der Durchschnitts- wert für das Bestimmtheitsmaß R² über alle Regressionen bei Megafonds bei 93 Prozent (siehe Tabelle „Stichprobe Megafonds und Alpha“) . Das bedeutet, dass das Modell ge- nerell eine gute Beschreibung der generier- ten Alphas liefert. Für die Boutiquenfonds liegt der Wert mit 91,2 Prozent ähnlich hoch. Das durchschnittlich von Megafonds generierte Alpha liegt bei 0,02 Prozent pro Monat oder 0,21 Prozent pro Jahr. Die Stan- dardabweichung des durchschnittlichen Al- phas liegt hier bei 0,24 Prozent, woraus sich schließen lässt, dass die Dispersion der Alphas ziemlich hoch ausfällt. Spalte sechs zeigt dies anhand des hohen Anteils von negativen Alphas, der bei 46,4 Prozent liegt. Tatsächlich sind nur wenige positive Alphas tatsächlich statistisch signifikant auf einem Signifikanzniveau von 95 Prozent, nämlich gerade einmal 9,6 Prozent der Stichprobe, wie die vorletzte Spalte der Grafik zeigt. Andererseits sind 6,1 Prozent aller Alphas signifikant negativ. Die gleiche Analyse bei Boutiquenfonds durchgeführt, zeigt ein anderes Bild. Wie aus der Tabelle „Stichprobe Boutiquenfonds und Alpha“ abzulesen ist, ist das durch- FOTO : © S K AGEN » Dass es eine Boutiquenprämie gibt, überrascht nicht. Zu beachten ist auch deren Zinseszinseffekt. « Timothy Warrington, CEO Skagen Funds und Vorsitzender der Group of Boutique Asset Managers Stichprobe Boutiquenfonds und Alpha Fonds von Fondsboutiquen, gegliedert nach Anlagekategorien und deren Alpha Anzahl Standardab- Anteil des Anteil des signi- Anteil des signi- Boutiquen- der Fonds R² Alpha ( α) weichung des α positiven α fikant positiven α fikant negativen α prämie Alle Fondskategorien 299 91,20 % 0,09 % 0,28 % 61,87 % 13,71 % 5,35 % 0,82 % Europe Equity Large Cap 117 94,11 % 0,04 % 0,19 % 59,83 % 7,69 % 5,13 % 0,33 % Europe Equity Mid/Small Cap 43 89,25 % 0,28 % 0,35 % 79,07 % 32,56 % 2,33 % 1,45 % Global Emerging Markets Equity 21 87,95 % 0,03 % 0,24 % 66,67 % 4,76 % 4,76 % 0,42 % Global Equity Large Cap 77 92,14 % 0,01 % 0,26 % 46,75 % 14,29 % 9,09 % 0,28 % Asia 7 77,90 % 0,28 % 0,26 % 100,00 % 14,29 % 0,00 % Country 4 81,52 % 0,01 % 0,27 % 50,00 % 0,00 % 0,00 % Property 2 72,66 % 0,42 % 0,05 % 100,00 % 0,00 % 0,00 % Sector 9 85,25 % 0,28 % 0,23 % 88,89 % 22,22 % 0,00 % US Equity Large Cap Blend 5 89,41 % -0,11 % 0,14 % 20,00 % 0,00 % 0,00 % Eindeutiger Schwerpunkt sind – wenig verwunderlich – europäische Large-Cap-Fonds. Dargestellt sind weiters das Bestimmtheitsmaß R², das Ein-Faktor-Alpha, die Standardabweichung des Alphas, der Anteil der Fonds mit positivem Alpha sowie in den letzten beiden Spalten der Anteil von statistisch signifikanten positiven beziehungsweise negativen Alphas. Quelle: Studie 108 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : BOUT I QUENPRÄMI E

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