Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

punkte schwächer abschnitten als die Ver- gleichsgruppe – im aktuellen Renditeumfeld ist dies ein durchaus beträchtlicher Unter- schied. Die Autoren schreiben diesen Er- tragsunterschied dem Umstand zu, dass es beim Asset Management im Bankenbereich zu Interessenkonflikten kommt. Diese Fonds tendieren demnach dazu, Investments in Gesellschaften von Kunden der Bank überzugewichten. Dass diese Interessenkollisionen die Quelle einer Boutiquenprämie sein sollen, sei zwar möglich, für ihn aber schwer zu akzeptieren, meint der britische Kapital- marktforscher Clare. Ihm erscheint es plau- sibler, dass die unterschiedliche Eigentü- merstruktur und ein anderer Fokus des Bou- tiquenmanagers für die Performanceabwei- chungen verantwortlich sind. Um der Sache auf den Grund zu gehen, errechnete Clare risikoadjustierte Alphas für zwei Fonds- teilmengen. Zum einen untersucht er Long- only-Aktienfonds, die auf Euro lauten und von einem der Top-120-Asset-Manager in Europa, die sich aus dem „IPE Annual Sur- vey of European Asset Managers“ ergeben, verwaltet werden – Clare bezeichnet sie als „Mega Funds“. Die zweite Gruppe bilden in Euro denominierte Aktienfonds, die von kleineren Investmenthäusern gemanagt wer- den und als „Boutiquenfonds“ bezeichnet werden. Die Liste dieser Boutiquenmanager erstellte die Cass Business School auf Basis der Angaben von zwei führenden britischen Investment Consultants sowie aus dem Mit- gliederverzeichnis der „Group of Boutique Asset Managers“ (GBAM). Fast Neuland Von Morningstar stammten die Total- Return-Daten für die beiden Fondsgruppen, wobei die Brutto- und Nettomonatsrenditen der jeweils ältesten Anteilsklasse dieser selektierten Fonds über den Zeitraum von Januar 2000 bis Juli 2019 herangezogen wurden. Berücksichtigt wurden dann jene Fonds, die im Zeitraum zwischen 2007 und 2019 für Investments durchgehend geöffnet waren; um sich als Teil der Stichprobe zu qualifizieren, mussten mindestens 36 Mona- te durchgängige Performancehistorie vorlie- gen. Am Ende des Selektionsprozesses blie- ben 783 Long-only-Megafonds übrig. Wie sich diese Fonds entsprechend ihrer Mor- ningstar-Kategorisierung zusammensetzen, zeigt die Tabelle „Stichprobe Megafonds und Alpha“ . Die Ertragsdaten vor Kosten dieser Fonds wurden nun jenen der „Bouti- quenprodukte“ gegenübergestellt. Fehlende Definition Zu betonen ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass es keine allgemein aner- kannte Definition des Begriffs Boutique gibt. AMG beispielsweise verwendete für die Arbeit von 2015 die MercerInsight Glo- bal Database. Als Boutiquenmanager be- trachtete das AMG-Research Vermögens- verwalter, deren Eigentümerstruktur, Breite des Geschäfts und Umfang der verwalteten Vermögenswerte einem von AMG selbst festgelegten Muster entsprachen. Als Bou- tique qualifizierten sich bei AMG beispiels- weise Firmen, deren Schlüsselkräfte (Prin- cipals) mindestens zehn Prozent des Kapi- tals der Firma besaßen. Zudem musste das Investment Management das einzige Ge- schäftsfeld des Asset Managers sein, und die Assets under Management durften den Ob man die Maßarbeit talentierter Handwerker billiger Massenware vorzieht, ist bei Konsumgütern vor allem eine Frage des individuellen Geschmacks. Bei Investmentprodukten wird man in Boutiquen hingegen auch objektiv betrachtet – also unter Ertragsgesichtspunkten – tendenziell besser bedient. N o. 2/2020 | www.institutional-money.com 107 T H E O R I E & P R A X I S : BOUT I QUENPRÄMI E

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