Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

W as eine Investmentbou- tique genau ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die einen hängen es an den verwalteten Vermögen auf. Da kann es in Ländern mit einem großen Kapitalmarkt und tiefen Kapitalsammel- becken schon vorkommen, dass Assets un- der Management bis zu 50 oder 100 Milliarden Euro Boutiquencharakter be- deuten, während man anderswo mit sol- chen Zahlen als Asset Manager schon zum Mittelbau gehört. Für Andrew Clare, Professor für Asset Management an der Londoner Cass Business School, sind Investmentboutiquen Vermögens- verwalter, die eine vergleichsweise ge- ringe Anzahl von Fonds anbieten, einem unverwechselbaren Investmentstil fol- gen und dabei von Managern gestioniert werden, die Gründer oder Miteigentümer der Vermögensverwaltungsgesellschaft sind. Bis zur Cass-Studie gab es erst eine wis- senschaftliche Arbeit zum Thema Bouti- quen. Sie stammt von AMG und wurde im Jahr 2015 erstellt, bezieht sich aber nur auf US-amerikanische Boutiquen. Sie trägt den Titel „The Boutique Premium: Do Boutique Investment Managers Create Value?“. Die Berechnungen erfolgten auf Basis von Mo- natsrenditen, gesucht wurde nach Alpha bei Fonds von US-Boutiquen. Im Ergebnis ge- langte man zu dem Schluss, dass die risiko- adjustierten Renditen von Asset-Manage- ment-Boutiquen tatsächlich höher ausfallen als bei Nicht-Boutiquen. Die plausibelste Erklärung für diese besseren Ergebnisse besteht darin, dass Boutiquenmanager häu- fig ihre eigenes Geld in den Fonds verwal- ten, was zu einem Interessengleichlauf führt. Nennenswert ist auch ein im Mai 2019 publizierter Artikel in der „Review of Finance“ von Miguel A. Ferreira, Aneel Keswani, António F. Miguel und Sofia B. Ramos. Das Quartett untersuchte Perfor- manceunterschiede zwischen den von der Asset-Management-Division der Kommerz- banken und von anderen Firmen gemanag- ten Fonds und stellte dabei fest, dass die banknahen Fonds pro Jahr um 92 Basis- In Europas Fondsindustrie gibt es etwas, was viele schon vermuteten: eine Boutiquenprämie. Den Nachweis dafür hat eine britische Universität jüngst erbracht. Die Ergebnisse im Detail. FOTO : © CA S S BU S. SCHOOL , GECKO S T UD I O | S TOCK . ADOB E . COM » Künftiges Research sollte sich mit den Gründen für die Existenz der Boutiquenprämie befassen. « Andrew Clare, Professor für Asset Management an der Cass Business School How beautiful is small? Stichprobe Megafonds und Alpha Fonds großer Fondsgesellschaften, gegliedert nach Anlagekategorien und deren Alpha Anzahl Standardab- Anteil des Anteil des signi- Anteil des signi- der Fonds R² Alpha ( α) weichung des α positiven α fikant positiven α fikant negativen α Alle Fondskategorien 783 93 % 0,02 % 0,24 % 53,6 % 9,6 % 6,1 % Europe Large Cap 267 96,2 % 0,01 % 0,17 % 55,4 % 8,2 % 6,0 % Europe Mid/Small 69 93,0 % 0,16 % 0,23 % 78,3 % 29,0 % 2,9 % Global Emerging Markets 49 93,2 % 0,00 % 0,21 % 49,0 % 8,2 % 4,1 % Global Large Cap 165 94,8 % -0,02 % 0,17 % 39,4 % 7,3 % 8,5 % Global Mid/Small 10 91,8 % -0,05 % 0,16 % 20,0 % 0,0 % 10,0 % Asia 33 92,4 % 0,02 % 0,19 % 60,6 % 3,0 % 3,0 % Country 27 83,1 % -0,04 % 0,30 % 51,9 % 0,0 % 3,7 % Europe Emerging Market 9 79,8 % 0,03 % 0,19 % 33,3 % 0,0 % 0,0 % Property 25 80,2 % 0,19 % 0,25 % 68,0 % 16,0 % 0,0 % Sector 49 83,1 % 0,03 % 0,45 % 71,4 % 10,2 % 8,2 % US Large Cap 32 94,4 % -0,01 % 0,15 % 50,0 % 3,1 % 9,4 % Eindeutiger Schwerpunkt der Top 120 der europäischen Asset Manager sind – wenig verwunderlich – europäische Large-Cap-Fonds. Dargestellt sind weiters das Bestimmtheitsmaß R², das Ein-Faktor-Alpha, die Standardabweichung des Alphas, der Anteil der Fonds mit positivem Alpha sowie in den letzten beiden Spalten der Anteil von statistisch signifikanten positiven beziehungsweise negativen Alphas. Quelle: Studie 106 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : BOUT I QUENPRÄMI E

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