Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

vor dem Weinstein-Skandal nicht von jener der Männer zu unterscheiden ist, performten Fondsmanagerinnen nach dem November 2017 klar besser als ihre männlichen Coun- terparts. Ende März 2019 erreichte die Outperformance weiblicher Fondsmanager 3,28 Prozentpunkte. Dies legt den Schluss nahe, dass die Maßnahmen, die die Firmen gegen sexuelle Belästigung im Gefolge des Weinstein- Skandals ergriffen, fruchteten, was zu Produktivitäts- und damit Per- formancesteigerungen von Fonds- managerinnen führte. Dazu kommt das gesteigerte Selbstbewusstsein der Frauen, sodass das Thema grö- ßere Aufmerksamkeit erhält. Dieser vorläufige Schluss konnte dadurch untermauert werden, dass im Ver- gleich zu von reinen Männerteams gemanagten Fonds jene Fonds, in deren Managementteam zumindest eine Frau war oder die von einer Frau allein gemanagt wurden, eine im Schnitt um acht Basispunkte bessere Performance pro Mo- nat zeigten. Die Performanceverbesserung fällt sogar noch deutlicher aus, wenn man auf ausschließlich von Frauen gemanagte Fonds abstellt. Dies illustriert die Tabelle „Höhenflug nach Harvey-Weinstein-Skan- dal“ . Aufwendige Recherchearbeit Doch damit gaben sich die Autoren noch nicht zufrieden, konnten doch andere Ereig- nisse in diesem Zeitraum Auslöser für diese Performanceverbesserung der Frauen gewesen sein. Daher wandte man weitere Tests an und studierte zu diesem Zweck Berichte aus rechtlichen und nachrichtlichen Quellen betref- fend sexueller Belästigung in Finanzhäusern, die auch über angeschlossene Fondsgesell- schaften verfügen, und wo diese Firmen schlussendlich korrigie- rend eingriffen. Zu den Maß- nahmen zählen Entschädigungs- zahlungen an die Belästigungs- opfer, die Einführung neuer Regeln in Bezug auf den Um- gang mit entsprechenden Vor- würfen oder das Feuern der vermutlichen Täter. Um den Zeitpunkt herum, da die Arbeit- geber diese Schritte setzten, lässt sich nach- weisen, dass von Frauen gemanagte Invest- mentfonds ihre Performance in puncto statistischer und ökonomischer Kennzahlen signifikant gegenüber rein männergeführten Fonds verbessern. In den Fällen sexueller Belästigung wird unterschieden, ob der Täter aus derselben Organisationseinheit, nämlich dem Fondsmanagement, wie das Opfer stammt (direkter Fall) oder einer anderen Konzerneinheit zuzuordnen ist (indirekter Fall). Wie zu erwarten war, ver- besserte sich die Leistung von Fondsmana- gerinnen besonders dort, wo der Belästiger in unmittelbarer Nähe des Opfers tätig war und damit wieder ein friktionsfreies Arbei- ten ermöglicht wurde. In diesen Fällen war die Performance dann sogar signifikant besser. Durch den letzten Test (siehe Tabelle „Nagelprobe“) gelang dem Quartett der Nachweis, dass die dokumentierten Per- formanceeffekte nicht bloß etwas Frauen- spezifisches sind und nichts mit sexueller Belästigung zu tun haben. Denn frauenge- managte Fonds von Fondshäusern, wo ge- gen sexuelle Belästigung eindeutig vorge- gangen wurde, zeigen eine Performance- verbesserung im Verhältnis zu von Frauen gemanagten Fonds, die von anderen Fonds- häusern stammen, auf einem Signifikanz- niveau von 95 Prozent. Mit der vorliegenden Studie leisten die Autoren auch einen Beitrag gegen Diskri- minierung, die niedrige Repräsentanz von Frauen im Fondsmanagement respektive in der Finanzindustrie und für Diversität am Arbeitsplatz. Schließlich könnte einer der Gründe dafür sein, dass verhältnismäßig wenige Frauen den Schritt ins Fondsma- nagement wagen, darin gelegen sein, dass sie fürchten, kein belästigungsfreies Arbeits- umfeld vorzufinden. Diese Arbeit wirft aber auch ein neues Licht auf ältere Studien. Die Outperformance von Frauen in der Post- Harvey-Weinstein-Ära steht nämlich im Gegensatz zu älteren Studienergebnissen, die auf lange Sicht keine geschlechtsspe- zifischen Leistungsunterschiede nachweisen konnten. Ein Grund für diese Diskrepanz könnte sein, dass die latenten Friktionen aufgrund von Belästigungen dazu geführt haben, dass Frauen nicht ihre beste Leistung bringen konnten. Nun, da diese Reibungspunkte weniger prominent oder gänz- lich entfernt sind, könnte die Performance weiblicher Fonds- manager nun deren volles Leis- tungspotenzial widerspiegeln. Das legt den Schluss nahe, dass Frauen einfach die besseren Fondsmanager sind. Doch diese Vermutung müsste durch weiter- führende Arbeiten, die auf einer in Zukunft breiteren Datenbasis beruhen, erst noch verifiziert werden. Bis dahin tröstet die Erkenntnis, dass Frauen nun befreiter managen. DR. KURT BECKER » Sinkt die Wahrscheinlichkeit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, werden Fondsmanagerinnen produktiver. « Dr. Stefan Jaspersen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für ABWL und Finanzierungslehre an der Universität zu Köln FOTO : © UN I KÖL N Nagelprobe In Häusern mit abgestelltem Fehlverhalten performen Frauen deutlich besser. Fonds Gemischt gemanagt Rein frauengemnagt Abgestelltes Fehlv. 0,0023** 0,0022** 0,0037** 0,0036** (2,44) (2,30) (2,17) (2,11) Kontrolliert Nein Ja Nein Ja Fondsfixe Effekte Ja Ja Ja Ja Zeitfixe Effekte Ja Ja Ja Ja Stilfixe Effekte Ja Ja Ja Ja Beobachtungen 85.250 85.250 14.690 14.690 Adjustertes R 2 0,182 0,182 0,120 0,121 Im Vergleich zu anderen, von Frauen mitgemanagten Fonds zeigen solche Fonds einer Fondsgesellschaft, wo Beschwerden bezüglich sexueller Belästigung auftraten und Abhilfe geschaffen wurde, eine signifikant bessere Performance von zumindest 22 Basispunkten (bps). Bei gänzlich frauengemanagten Fonds ist der Perfomancevorsprung in den Firmen, die Abhilfe schufen, sogar um 36 bps besser. Beide Ergebnisse sind hoch signifikant (Signifikanzniveau von 99/95/90 Prozent ist mit ***/**/* markiert. Quelle: Studie 86 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : ME -TOO

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