Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Dass radikale Hedging-Ansätze dieser Art durchaus funktionieren, konnte man in Echt- zeit auch während der Corona-Krise sehen. Wenngleich es für eine fundierte mathema- tische Analyse zu Redaktionsschluss zu früh war, zeigen vorläufige Daten von Eureka- hedge, dass sogenannte „Tail Funds“ – also eben solche, die auf außergewöhnlich selte- ne Risiken setzen – im Februar um durch- schnittlich fünf Prozent zulegen konnten. Richard „Jerry“ Haworth von 36 South erklärt, sein Ertrag belaufe sich auf „mehr als das Fünffache. Der Februar war unser bester Monat seit 2008, und wir glauben, dass die stärkste Performance wahrschein- lich noch vor uns liegt“, so der Manager, der schon 2008 spektakuläre Gewinne erzielen konnte. Ein ganzer Schwarm Stellt sich aus Investorensicht nur die Frage, ob es sich nach Corona lohnt, Versi- cherungen dieser Art einzugehen, oder ob dann das Schlimmste für einige Zeit hinter uns liegt. Edmund Harriss, Asienspezialist bei Guiness Asset Management, hat zu dieser Frage eine klare Meinung: „Es kreist noch ein ganzer Schwarm an Schwarzen Schwänen über unseren Köpfen.“ Gemäß der von ihm verfolgten Strategie setzt er aber weniger auf Hedgefonds-Ansätze, son- dern er schlägt stattdessen vor, auf Value und Cashflow zu achten. Unternehmen, die hier gut ausgestattet sind, haben gute Chan- cen, stark aus Krisen heraus zu starten, so der Brite. Spezifisch bei der Nennung möglicher Black-Swan-Ereignisse zeigt sich Vassilios Papathanakos, Executive Vice President und Deputy Chief Investment Officer von In- tech, einer Tochtergesellschaft von Janus Henderson, die auf quantitative Aktienstra- tegien für institutionelle Anleger speziali- siert ist. Laut Papathanakos „gibt es zahl- reiche Schwarze Schwäne, für die wir vor Corona Warnsignale hatten“. Auf kurze Sicht ortet er geopolitische Risiken wie zum Beispiel im Nahen Osten oder im Süd- chinesischen Meer. Infrastrukturrisiken bestehen in der Verwundbarkeit der Strom- netze durch extreme Wetterereignisse, Cyberattacken oder Ölpreisschocks. Terro- rismus muss man angesichts gescheiterter Staaten und der Gefahr von schmutzigen Bomben ebenso auf der Rechnung haben. Hinzu kommen Rohstoffschocks, auch bei Soft Commodities, in die extreme Wetterer- eignisse, Kriegsführung, die Unterbrechung von Versorgungsleitungen und andere Aus- löser hineinspielen. Der während der Coro- na-Krise aufgetretene Crash am Ölmarkt wäre ohne den Ausbruch der Pandemie wahrscheinlich als eigenständiges Black Swan Event identifiziert worden – wobei man natürlich diskutieren kann, ob die Preisimplosion ohne die konjunkturellen Sorgen, die eine globale virale Verbreitung begleiten, ebenso stark ausgefallen wäre. Hinzu kommen „langfristige Verschie- bungen weg vom stabilen Gleichgewicht, zum Beispiel aufgrund der globalen Erwär- mung“. Angesichts solcher Schwarmbil- dungen lohnt sich also eine ausführliche Beschäftigung mit Absicherungsstrategien – sei das über sophistizierte Hedging-Strate- gien, die Konzentration auf spezifische Kennzahlen, allen voran aber laut Papa- thanakos: „Und immer wieder als gleicher Ratschlag: Diversifizieren Sie auf allen Ebenen.“ HANS WEITMAYR FOTO : © GMF Radikale Risiken, radikale Strategien Über zehn Jahre hat sich das theoretische Portfolio in einer vielversprechenden Bandbreite bewegt. Das gehedgte S&P-500-Portfolio hat zumindest in der theoretischen Vergangenheit ein deutlich besseres Risiko- Ertrags-Profil als ein klassischer 60/40-Ansatz zuwege gebracht. Quelle: Universa Risk-Return-Profile (01/2004–06/2014) 60/40 CMDTY EEM HFRI DJI EMER BARCAP EAFE WORLD NDX REIT RLG RLV RTY INFRA SPX 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 14 % 16 % 18 % 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 14 % 16 % 18 % Returns (Annualized) Risk (Semi-Variance) Tail Hedged SPX Wenn es wirklich kritisch wird Besonders heftige Marktturbulenzen spielen dem gegen Tail Risks gehedgten Portfolio in die Hände. In einem Minus-20-Prozent-Szenario hat das gehedgte Portfolio dem 60/40-Ansatz eine deutliche Outperformance abgetrotzt. Je markanter die Verwerfung, desto besser die Performance. Quelle: Universa Stresstest 20-%-Stresstest 15 % 10 % 5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % Tail Hedged SPX (monatlich) 60/40 Portfolio Returns Portfolio Returns -20 % -10 % -5 % -20 % -10 % -5 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Tail Hedged SPX (monatlich) Aug. 1998 Okt. 2002 Okt. 2008 Mai 2010 Aug. 2011 60/40: 60 % S&P 500/40 % Cash CMDTY: TR/CC CRB Commodity Index EEM: ISHARES MSCI Emerging Market HFRI: HFRI Fund Weighted Index DJI: DOW JONES Indus. AVG EMER: JPM Emerging Mkts Bond Index BARCAP: Barclays US AGG EAFE: MSCI EAFE WORLD: MSCI World NDX: NASDAQ 100 REIT: Dow Jones Equity Reit RLG: Russell 1000 Growth RLV: Russell 1000 Value RTY: Russell 2000 INFRA: S&P Global Infra SPX: S&P 500 Tail Hedged SPX: Tail-Hedged Portfolio 80 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : TA I L - R I S I K EN

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