Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Metapher nicht verwende, um auf die Wucht des Ereignisses, sondern um auf seine Un- vorhersehbarkeit hinzuweisen. Insofern äh- nelt es anderen exogenen Schocks wie 9/11, das SARS-Virus von 2003 oder Fukushima 2011.“ Die Krisen hätten laut Saint Georges außerdem gemein, dass „der Großteil des Schadens nicht durch den Auslöser selbst, sondern durch die Reaktion der Menschen darauf entstanden ist“. Statistisch unerklärlich Tatsächlich spottet das Auftreten von Schwarzen Schwänen jeder sta- tistischen Beschreibung. Das hat man zuletzt auch bei der Schoellerbank ausgerechnet, indem man die Perfor- mance des Dow Jones über die ver- gangenen 123 Jahre in Form einer Glockenkurve dargestellt (siehe Gra- fik „123 Jahre Tail-Risiken“) . Wäre die Kurve normalverteilt, dürften Tagesverluste von mehr als fünf Pro- zent nur alle 964 Jahre vorkommen, ein Tagesminus von mehr als zehn Prozent hätte die Menschheit bislang noch gar nicht erleben dürfen. Hilflosigkeit Angesichts der Härte und Unvorherseh- barkeit dieser Events fallen auch die strategischen Ratschläge über den Umgang mit solchen Risiken relativ hilflos aus – das hat sich bislang auch im Verlauf der Coro- na-Krise gezeigt. Asset Manager teilen bei- spielsweise mit, dass sie „das gesamte Risi- ko-Exposure über alle Anlageklassen auf moderate Niveaus reduzieren wollen“. Man könnte auch sagen: Wir verkaufen Aktien und kaufen Anleihen und Gold. Wieder an- dere geben Durchhalteparolen aus und meinen, man müsse einfach nur durchtauchen. Die Absicherer Und dann gibt es noch Hedge- fonds. Diese sollten eigentlich ihrem ursprünglichen Zweck nach genau gegen massive Marktrisiken schüt- zen oder „hedgen“, wie es auf Neu- deutsch heißt. „Das tun sie aber nicht“, meint Spitznagel, der sich bei diesem Thema durchaus echauffieren kann. In seinem jüngsten Pamphlet „Why Do People Still Invest in Hedge Funds“ rechnet er mit einer Branche ab, zu der er eigentlich Schwarze Schwäne tauchen unvermittelt auf und lösen mehr oder weniger chaotische Zustände aus. Der Großteil der Schäden entsteht aber durch die Art und Weise, wie der Mensch mit den ma- terialisierten Tail-Risiken umgeht. Die Corona-Pandemie bietet hier ein treffliches Beispiel. Ein weiteres Problem: Nach Corona droht die Landung weiterer dunkler Zugvögel. Längst überfällig? Die Corona-Pandemie löst massive Kurseinbrüche an den Aktienmärkten aus. Geht es nach dem Tail-Risk-Experten Mark Spitznagel, war die Korrektur angesichts des hohen Tobin’s Q längst überfällig. Demnach wären die echten Corona-Auswirkungen zu Redaktionsschluss nicht eingepreist. Quelle: Bloomberg -40 % -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2018 2017 2016 ’20 2020 2019 2015 Dow Jones Industrial Average DAX EURO Stoxx 50 Price EUR N o. 1/2020 | www.institutional-money.com 77 T H E O R I E & P R A X I S : TA I L - R I S I K EN

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=