Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

achter bezweifeln, dass vor allem die Geld- politik wirklich viel bewirken kann. Daher ist eine globale Rezession inzwischen nicht mehr auszuschließen, sie ist eher wahr- scheinlich, auch wenn es derzeit zu früh ist, um das endgültig beurteilen zu können. Denn es besteht immer noch eine seriöse Möglichkeit, dass die geldpolitische Locke- rung mit der Eindämmung der Krankheit zusammenfällt, was zu einer Art Rebound an den Märkten führen könnte. Wollen Sie damit sagen, dass es wieder munter weiter nach oben gehen wird mit den Kursen, sobald wir in Bezug auf die Probleme mit dem Coronavirus einer Lösung entgegensehen? Finke: So einfach wird es sicher nicht sein. Denn eine der größten Herausforderungen, mit denen sich Investoren schon vor dem Auftauchen des neuen Virus konfrontiert sahen, wird ja damit nicht verschwunden sein. Ich spreche von einem Umfeld extrem niedriger Zinsen, mit dem Investoren schon seit geraumer Zeit konfrontiert sind und das sich jüngst noch einmal deutlich verschlech- tert hat. Mit in vielen Teilen der Welt schon heute negativen Zinsen verdient man eben kein Geld – eine Situation, die insbesondere Banken, aber eben auch die meisten insti- tutionellen Anleger vor echte Probleme stellt. Und dieses Umfeld wird ja nicht auf einmal verschwunden sein, selbst wenn es zu einer raschen Lösung in Bezug auf das Coronavirus käme. Fühlen Sie sich bei Barings denn gut gerüs- tet für diese vor uns liegenden Herausforde- rungen, vor allem was das Risikomanage- ment Ihrer Gesellschaft angeht? Finke: Auf jeden Fall, allein schon aufgrund der Art und Weise, wie wir Geld managen und investieren. Jedes unserer Anlageteams betreibt eine Art Anlageausschuss, in dem Investmententscheidungen diskutiert und getroffen werden, statt wie gesagt einen ein- zelnen Portfoliomanager mit dieser Verant- wortung allein zu lassen. Wenn wir also in Situationen wie die aktuelle geraten, dann ist die gute Nachricht, dass wir eine Vielfalt von Talenten und Ressourcen am Tisch vereinen, um entsprechend tiefgehende Analysen zu erarbeiten und die mit jedem Kauf oder Verkauf von bestimmten Werten verbundenen Risiken so erschöpfend wie möglich zu erfassen. Worauf stellen Sie sich in der nahen Zukunft ein? Finke: Auf das, was wir schon immer tun: Wir sind nun einmal im Risikogeschäft tätig, und da stellt man sich jeden Tag immer wieder neuen Herausforderungen. Ich weiß aber auch, dass ich mich darauf verlassen kann, dass unsere Investment- teams ihre jeweiligen Assetklassen sehr gut kennen und verstehen und dass meine Leute wissen, wie man einerseits Risiken in ihrem Anlagesektor sinnvoll absichert und wie man dies andererseits in Form eines sinn- vollen und möglichst ertragbringenden An- gebots an unsere Kunden vermitteln kann. Wir haben im vergangenen Jahr unser Barings Investment Institute nicht nur des- halb gegründet, um unsere eigene Arbeit besser und effizienter zu machen, sondern auch, um dadurch über einen ständigen Dialog näher an unseren Kunden und deren Bedürfnissen zu sein, damit diese unsere Investmententscheidungen besser verstehen. Das ist schon deshalb von besonderer Be- deutung, weil sich eines mit Sicherheit nie ändern wird: Man schafft kein Alpha, ohne dafür Risiken einzugehen. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Wir sind nun einmal im Risikogeschäft tätig, und da stellt man sich jeden Tag immer wieder neuen Herausforderungen. « Tom Finke, CEO von Barings A L L E F OTO S : © CH R I S TO P H H E MM E R I CH 74 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : TOM F INKE | BAR INGS

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