Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

uns noch genügend Raum, in den bereits besetzten Investmentfeldern oder aber durch eine Ausweitung unseres gesamten Ge- schäfts auf neue Standorte zu wachsen. Darf man daraus schließen, dass Ihre Ge- sellschaft vor allem organisch wachsen möchte? Oder können Sie sich auch vor- stellen, andere Unternehmen zuzukaufen? Finke: Mir geht es in dieser Hinsicht nicht um eine irgendwie geartete Präferenz. Ich stehe grundsätzlich auf dem Standpunkt, dass man das Richtige zur richtigen Zeit tun sollte. Wir haben im vergangenen Jahr ein durchaus erfreuliches organisches Wachs- tum verzeichnen können, und darauf legen wir nach wie vor den Schwerpunkt. Da- rüber hinaus stellt sich für uns wie für viele unserer Wettbewerber natürlich die Frage, wie wir im operativen Geschäft noch effi- zienter werden können, wie wir echte Größenvorteile erzielen und uns auf der technologischen Seite weiterentwickeln können. Das ist aktuell ein weiteres Haupt- augenmerk. Damit schließen wir natürlich nicht aus, dass wir Fusionsmöglichkeiten, so sie sich in Zukunft bieten, im jeweiligen zeitlichen Kontext entsprechend analysieren und bewerten. Fühlen Sie sich in dieser Konstellation gut aufgestellt für die Herausforderungen der aktuellen Geschehnisse an den Kapital- märkten, wo derzeit alles von nur noch einem Thema überlagert wird: der Ausbrei- tung des Coronavirus und den daraus even- tuell entstehenden Folgen? Wie beurteilen Sie die Situation? Finke: Die Akteure an den Kapitalmärkten suchen vor allem eines: Vorhersehbarkeit. Aber die jüngsten Schlagzeilen über das Coronavirus haben vor allem eines ge- bracht: fallende Kursziele, schwindende Gewinnprognosen und insbesondere wach- sende Angst. Zu Jahresbeginn waren sich erfahrene Investoren durchaus darüber be- wusst, dass die vermeintlich rosigen Aus- sichten am Ende zu gut sein könnten, um wahr zu werden. Allerdings wiesen die ver- fügbaren Daten ja durchaus auf ein solides globales Wachstum hin, das auf einem gesunden Vertrauen der US-Verbraucher, stützenden Maßnahmen der chinesischen Regierung und einer regelrechten Welle von Zentralbankliquidität fußte. Noch inmitten der ersten Berichte über die neue Krankheit gingen die meisten Beobachter davon aus, dass China durch energische Quarantäne und substanzielle Stützungsmaßnahmen im laufenden Jahr ein substanzielles Wachstum erreichen könnte, wenn auch deutlich unter- halb des ursprünglichen Ziels von sechs Prozent. » Wir haben einen gewissen Schutzwall gegenüber dem immer noch stark wachsenden Segment von passiven Investments. « Tom Finke, CEO von Barings Verantwortung in der Doppelrolle Tom Finke ist Chairman und Chief Executive Officer von Barings, einem globalen Finanz- dienstleister mit einem verwalteten Vermögen von über 338 Milliarden US-Dollar und Nieder- lassungen in den USA, Europa, Australien und Asien. In seiner 34-jährigen Karriere im Finanzbereich war Finke sowohl im Bankwesen als auch im Investment Management tätig. Er kam im Juni 2002 zu dem Unternehmen, als Babson Capital Management die First Union Institutional Debt Management (IDM), einen von ihm mitbegründeten High-Yield- Manager in Höhe von 3,6 Mil- liarden US-Dollar, von der Wachovia Corporation übernahm. Von Dezember 2008 bis Mai 2011 war Finke auch als CIO für die Massachusetts Mutual Life Insurance Company aktiv und gab diese Aufgaben ab, um sich auf das expandierende Unternehmen Babson Capital zu konzentrieren. Im Jahr 2016 fusionierten Babson Capital Ma- nagement, deren Tochtergesellschaf- ten und Baring Asset Management, und Finke wurde zum Chairman und CEO ernannt. Der 54-Jährige hat einen Master-Abschluss von der Fuqua School of Business der Duke University sowie einen Bachelor-Abschluss der McIntire School of Commerce der University of Virginia. A L L E F OTO S : © CH R I S TO P H H E MM E R I CH N o. 1/2020 | www.institutional-money.com 71 THEOR I E & PRA X I S : TOM F INKE | BAR INGS

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