Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

bewegen uns nun einmal im Bereich der illiquiden Assets. Damit sind wir in Bezug auf die gesetzlichen Vorgaben für Pensions- kassen oder Versicherungen nach wie vor ein Nischenmarkt. Hier müsste meines Erachtens die Gesetzgebung irgendwann nachziehen, um Investoren über mehr Fle- xibilität in die Lage zu versetzen, in die für sie besten Risiko-Return-Profile auch tat- sächlich investieren zu können. In Europa sind die Buckets, mit denen Investoren in nachhaltige Assets wie Energieeffizienz oder Energiespeicherung investieren dürfen, noch viel zu klein. Lässt sich das an konkreten Zahlen verdeut- lichen? Dorfmeister: Die durchschnittliche Allokation von Infrastruktur in deutschen Pensionskas- sen liegt zwischen einem und drei Prozent. In australischen Pensionseinrichtungen be- wegt sich dieser Anteil bei zehn Prozent. Das ist eine Marke, der wir uns möglichst annähern müssen. Würden wir uns in dieser Beziehung auf einem ähnlichen Niveau bewegen wie in Australien oder auch in den USA, dann wären natürlich auch die Wachstumsraten für einen Asset Manager, wie wir es sind, wesentlich größer. Wobei Ihnen im Moment die Zinssituation doch geradezu in die Hände spielt. van Daele: Vollkommen richtig, daher kön- nen wir den Investoren gar keinen Vorwurf machen, denn die meisten nutzen ihre er- laubten Spielräume schon heute, so weit es geht, aus. Aber gerade weil traditionelle Anlageformen wie Staatsanleihen nicht mehr die benötigten Renditen abwerfen, müsste dem von Seiten des Gesetzgebers sehr viel stärker Rechnung getragen wer- den, zumal inzwischen nahezu alle liquiden Assetklassen immer stärker miteinander korreliert sind. Der Diversifikationseffekt von Aktien und Anleihen stellt sich einfach nicht mehr so stark ein wie früher. Auf dem mittlerweile erreichten extrem niedrigen Renditeniveau sind die Korrelationen zwi- schen diesen beiden Anlageformen enorm angestiegen. Schon deshalb bräuchte es einen viel größeren Push in Richtung alter- nativer Investments, wobei immer noch langfristige, nachhaltige Investments mit visiblen Cashflows gemeint sind, im Prinzip das, was Pensionskassen oder Versicherer brauchen in Bezug auf deren Verpflichtung gegenüber ihren Begünstigten. Eine Frage zum Schluss, ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Ist es nicht ein Ver- lust für ein Unternehmen, wenn durch Ihren Antritt als Co-CEOs ein regelrecht beseelter Gründer wie Tobias Reichmuth von Bord geht? Geht da nicht einiges an Dynamik, an Schubkraft verloren? Dorfmeister: Tobias Reichmuth ist ja gar nicht von Bord gegangen, er hat lediglich die Rol- le des Verwaltungsratspräsidenten übernom- men und bleibt damit ein wesentlicher Im- pulsgeber für das Unternehmen. Deshalb wird uns seine visionäre Entscheidungs- freude sicher nicht verloren gehen. Wir sind aber in einer neuen Phase angekommen und haben eine gewisse Größe und einen gewis- sen Komplexitätsgrad erreicht. Damit einher geht eine bestimmte Bedeutung, die wir sowohl für unsere Kunden wie auch für unsere Investoren erreicht haben, für die es aber ein etwas anders geartetes Skillset braucht, um diese nächste Wachstumsphase optimal zu gestalten. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Die durchschnittliche Allokation von Infra- struktur in deutschen Pensionskassen liegt zwischen einem und drei Prozent. « Marius Dorfmeister, Co-CEO und Global Head of Clients, SUSI Partners AG A L L E F OTO S : © WA LT E R B I E R I 64 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : MARCO VAN DAE L E + MAR IUS DORFME I S TER | SUS I PARTNERS

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