Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Z war erscheint die Rendite von High-Yield- Anleihen im langfristigen Vergleich nicht übermäßig hoch, dies ist jedoch haupt- sächlich den negativen Bundrenditen geschuldet. Der Risikoaufschlag, der die Kompensation für das Ausfallrisiko darstellt und als Aufschlag über die Rendite laufzeitkongruenter deutscher Staatsanleihen gemessen wird, befindet sind mit ~530 Basispunkten auf einem für Nicht- rezessionszeiten attraktiven Niveau. In größeren Finanzmarktkrisen wie 2008/2009 kann dieser Aufschlag bis auf 1.800 Basispunkte steigen, in „normalen“ Zeiten bewegt sich der Aufschlag zwischen 250 und 450 Basispunkten. Im Ver- gleich mit anderen Fixed-Income-Anlageklassen erscheint die Rendite deshalb auch weiterhin attraktiv – der Renditevorsprung gegenüber Euro Investment Grade liegt bei 3,90 Prozent und gegenüber einer deutschen Staatsanleihe mit vergleichbarer Laufzeit bei 5,50 Prozent. Niedrige Duration Einen weiteren Vorteil stellt die relativ kurze Duration von High-Yield-Anleihen dar. Je nach- dem, ob die Emittenten von ihren Kündigungs- rechten Gebrauch machen, liegt die Duration im High-Yield-Markt zwischen 3 und 4 Jahren. Daraus ergibt sich eine deutlich geringere Sensitivität zu Zinsveränderungen als bei an- deren Anleihenklassen. So beträgt die Duration bei Investment-Grade-Anleihen fast 6 Jahre oder bei europäischen Staatsanleihen über 8 Jahre. Darüber hinaus profitieren High-Yield-Anleihen von einer niedrigen Korrelation zu Staatsanlei- hen oder Investment Grade, welche selten über 0,5 steigt und somit einen zusätzlichen Diversi- fikationseffekt bedeutet. Unterstützendes Wirtschaftsumfeld Auch das aktuelle Wachstumsumfeld ist für eine Investition in High-Yield-Anleihen ideal. So hat sich der globale Einkaufsmanager-Index für die verarbeitende Industrie stabilisiert und ist wieder über die 50 Punkte Wachstumsgrenze gestiegen. Dies unterstützt die Prognose von Moody’s, welche bei den globalen Ausfallraten auf Sicht eines Jahres ein weiterhin sehr nied- riges Niveau von 3 Prozent erwartet. Jedoch ist das globale und insbesondere das europäische Wachstum nicht so dynamisch, dass die Gefahr von steigender Inflation oder einer größeren Trendwende im aktuellen Zins- niveau bestände. Unabhängig von der weiteren wirtschaftli- chen Entwicklung kann man feststellen, dass die Emittenten im High-Yield-Universum die letzten Jahre mit niedrigen Zinsen und starker Nachfrage nach High-Yield-Anleihen dafür ge- nutzt haben, ihre Zinsbelastung zu senken und Fälligkeiten weiter in die Zukunft zu schie- ben. Somit ist der europäische High-Yield- Markt besser auf eine potenzielle Krise vorbe- reitet als in früheren Zeiten. Hierzu trägt auch der deutlich gestiegene Anteil an „besseren“ BB-Emittenten bei, deren Anteil in den letzten 10 Jahren von einem Drittel auf zwei Drittel gestiegen ist. Aktives Management Zusätzlichen Mehrwert bei der Investition in Euro-denominierte Corporate-High-Yield-Anleihen kann ein erfahrener Portfoliomanager wie die HAGIM liefern. Dieser kann durch aktive Teil- nahme an Neuemissionen, Minimierung von Transaktionskosten, Vermeidung von Zahlungs- ausfällen oder die Suche nach attraktiven Titeln abseits der rein kapitalgewichteten Benchmarks einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung der Volatilität und Verbesserung der Wertentwick- lung leisten. Und dies zu Kosten, welche nicht zwingend höher sind als für ein passiv gema- nagtes Investment (z. B. eines EUR-High-Yield- ETF mit 0,50 %). Also doch High Yield? Wir glauben, High Yield hat seinen Platz in einem institutionellen Portfolio. Die Rendite ist sowohl attraktiv relativ zu anderen Fixed-Income- Klassen als auch für die erwarteten niedrigen Ausfallraten. Die Assetklasse ist zudem durch die Anleihenkäufe der EZB unterstützt, welche die Renditen bei Staatsanleihen und Investment Grade unter Druck setzen und High Yield für weitere Käuferschichten auf der Suche nach Rendite interessant machen. Nach einer Wertentwicklung von fast plus 200 Prozent seit den Tiefständen Ende 2008 und einer Rendite, welche unter ihrem langfristigen Durchschnitt notiert, fragen sich viele Anleger, ob eine Investition in europäische High-Yield-Anleihen noch Sinn macht? Wir glauben: JA! High Yield – attraktive Rendite in Zeiten von Nullzinspolitik? CORONA-UPDATE Das Coronavirus greift auch in den Industrienationen um sich. Nachdem sich zunächst die Verbreitung der Infektionskrankheit bis in den Februar weitestgehend auf China beschränkte, sind Neuinfizierte nun in den Industrienationen zu beobachten. In unserem aktuellen Basisszenario gehen wir davon aus, dass der Peak an Neuansteckungszahlen noch erreicht werden wird. Zurzeit steht allerdings sowohl in der Eurozone als auch in den USA der Krankheitsverlauf noch am Anfang. Der durch unterbrochene Lieferketten, Arbeitsunfähigkeit und Produktionsausfälle verursachte globale negative Angebotsschock dürfte daher noch eine Weile anhalten. Die Konsum- und Investitionsnachfrage wird aller Voraussicht nach weiter einbrechen. Zu dem Angebotsschock kommt also noch ein Nachfrage- schock hinzu. In unserem Basisszenario gehen wir jedoch weiterhin nur von einer konjunkturellen Delle aus, die bis ins zweite Quartal andauert, nicht von einer längerfristigen Rezession. Die Erholung dürfte dann im zweiten Halbjahr einsetzen und einen U-förmigen Verlauf nehmen. Die bisher schon zu beobachtende entschlossene Reaktion von Fiskal- und Geldpolitik lässt die Hoffnung aufkeimen, dass die wirtschaftliche Aktivität nicht längerfristig auf dem tiefen Niveau verbleibt. In einem solchen Umfeld bieten Unternehmensanleihen die Möglichkeit, an der ökonomischen Erholung überproportional partizipieren zu können. Die Ausfallraten dürften gering bleiben und die Volatilität in unserem Basisszenario wieder deutlich abklingen. Das europäische High-Yield-Segment bietet gegenüber Bundesanleihen dabei weiter eine attraktive Renditequelle. Die Unternehmensanleihenkäufe der EZB von IG-Anleihen (CSPP) dürften daneben weiterhin positiv auf das HY-Segment ausstrahlen.

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