Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

O bligationären und Aktionären werden ge- meinhin sehr unterschiedliche Prioritäten bei ihren Investitionen nachgesagt. Da- raus folgt die Annahme, dass aktive Engage- ments dieser Investorengruppen mit der jewei- ligen Unternehmensleitung – sogenannte Ste- wardship-Aktivitäten – ebenfalls sehr unter- schiedlich gelagert sein müssten. Vereinzelte Stimmen sprechen Obligationären sogar die Berechtigung zur Stewardship ab. In einer Stu- die haben wir uns bei Federated Hermes un- längst der zahlreichen Klischees und Vorurteile dieser beiden Investorengruppen angenommen. Das Fazit: Obligationäre und langfristig orien- tierte Aktionäre verbindet mehr, als sie trennt. Falscher Horizont Das Klischee der gegensätzlichen Interessen fußt auf den unterschiedlichen Zahlungsprofilen. Obligationen bieten regelmäßige, im Voraus be- stimmte Couponzahlungen und eine Kapital- rückzahlung bei Verfall. Aktien garantieren weder Dividenden noch einen bestimmten Gegenwert; Anlageerfolge hängen primär von Unternehmens- wachstum und Performance ab. Weil die zukünf- tigen Zahlungsströme der Obligationäre sicherer sind, ist diesen Investoren – so das gängige Argument – das langfristige Schicksal des emit- tierenden Unternehmens egal. Diese Begrün- dung ist jedoch ähnlich kurzsichtig wie der den Obligationären unterstellte Horizont. Renditen, sowohl von Obligationen als auch Aktien, hängen letztlich vom Gedeihen des Unternehmens ab. Macht eine Firma laufend – oder auch einmalig hohe – Verluste, beeinträch- tigt das nicht nur ihre Aktienkurse, sondern auch ihre Liquiditäts- und Eigenkapitalpolster. Damit nimmt das Risiko für Obligationäre zu: Der Spread der Bonds steigt und ihr Buchwert in Portfolios sinkt. Je nach Höhe der Unterneh- mensverluste können Couponzahlungen und sogar Rückzahlungen ausbleiben. Deshalb sind auch Fremdkapitalgeber an der langfristigen Entwicklung von Emittenten interessiert. Woher kommen unternehmens- gefährdende Verluste? Die größten Verlustrisiken bei Unternehmen lauern im Bereich Ökologie, Soziales und Cor- porate Governance – im Englischen abgekürzt als ESG. Zahlreiche Studien 1 zeigen, dass die Integration von ESG-Kriterien in die Titelanalyse und aktive Vermögensverwaltung zur Perfor- mance sowohl von Aktien- als auch Obligatio- nenportfolios beitragen kann. ESG-Faktoren sind strategischer Natur und darum vom Anlageinstrument unabhängig. Die Motivation für Stewardship-Aktivitäten beein- flusst zwar den Fokus des Engagements, spielt letztlich aber eine untergeordnete Rolle gegen- über dem Ziel, strategische (ESG-)Risiken zu reduzieren. Der Dialog mit beiden Anlegergrup- pen eröffnet Unternehmensleitungen gleichzeitig eine breitere Perspektive. Obligationäre als langfristige Partner Obligationäre können wichtige Partner für Ge- schäftsleitungen und Verwaltungsräte sein, wenn es gilt, den langfristigen Erfolg des Unterneh- mens gegenüber kurzfristigen Ansprüchen wie (zu) hohen Dividenden, Poison Pills oder über- mäßigen Aktienrückkäufen zu verteidigen. Wird solchem kurzfristig fokussierten Druck nachge- geben, bringt dies erstens nur kurzfristige Vorteile und wirft zweitens längerfristig Fragen zu Rechen- schaft, Effizienz und Effektivität auf. Mit den Ob- ligationären an ihrer Seite, die meist regelmäßige, dauerhaft tragbare Dividenden befürworten, lässt sich solchem Drängen besser standhalten. Ein Unternehmen demonstriert mit einer derart breit abgestützten Dividendenpolitik eine verantwortungsvolle Geschäftsführung, die sich durch klares, stabiles und gut kommuniziertes Finanzgebaren auszeichnet. Stewardship-Kooperation Aktionäre und Obligationäre stehen gegen- über ihren Kunden – sowie den Regulatoren – in der Pflicht, das ihnen anvertraute Vermögen nicht nur zu vermehren, sondern auch zu treuen Händen zu verwalten und zu schützen. Eine aktive Stewardship-Rolle ist daher für beide Akteure nicht nur legitim, sondern sogar Pflicht. Weil sich ihre Interessen auf ESG-Ebene weitgehend decken, macht eine engere Ste- wardship-Zusammenarbeit Sinn. Letztlich ist aber sowohl Aktionären, Obligatio- nären und Unternehmensführungen an einer lang- fristigen, nachhaltigen Wertschöpfung gelegen. Obligationäre und Aktionäre verfolgen die gleichen Ziele Während Stewardship-Aktivitäten von Aktionären heute gängig sind, stoßen Obligationäre auf Widerstand, wenn sie sich ähnlich engagieren wollen. Dabei verfolgen beide Investorengruppen grundsätzlich die gleichen Ziele. ANZEIGE • Foto: © Musterfonds Dieses Dokument ist nur für professionelle Anleger bestimmt. Die hierin zum Ausdruck gebrachten Ansichten und Meinungen sind diejenigen von Mitch Reznick, CFA, Head of Research and Sustainable Fixed Income, und Hans-Christoph Hirt, Head of EOS at Federated Hermes,und entsprechen nicht unbedingt den in anderenVeröffentlichungen, Strategien oder Produkten von Hermes ausgedrücktenAnsichten.Die in dieserVeröffent- lichung enthaltenen Informationen gelten als zuverlässig,Hermes garantiert jedoch nicht ihreVollständigkeit oder Fehlerfreiheit.|Wir übernehmen keineVerantwortung für Fehler in Bezug auf Fakten oder Meinungen. Diese Veröffentlichung soll keine Beratung zu Buchführung, rechtlichen oder steuerlichen Aspekten und keine Anlageempfehlungen bieten. Dieses Dokument berücksichtigt nicht die spezifischen Anlageziele, finanzielle Situation oder besonderen Bedürfnisse bestimmter Empfänger. Dieses Dokument wird nur zur Information veröffentlicht und ist nicht als Aufforderung oder Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder mit diesen verbundenen Finanzinstrumenten gedacht.Wenn nicht anders angegeben, stammen Zahlen von Federated Hermes. Der Wert vonAnlagen und mit diesen erzielten Erträgen kann sowohl steigen als auch fallen. Daher erhalten Sie den ursprünglich investierten Betrag unter Umständen nicht zurück. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse. Die Verteilung der in diesem Dokument enthaltenen Informationen kann in bestimmten Rechtsräumen eingeschränkt sein. Personen, die dieses Dokument erhalten, müssen sich daher über solche Einschränkungen informieren und diese einhalten.Dieses Dokument stellt keinAnlageresearch dar und steht jederWertpapierfirma zurVerfügung, die es erhalten möchte. Herausgegeben und genehmigt von Hermes Investment Management Limited (HIML), die von der Financial Conduct Authority zugelassen wurde und reguliert wird. Unter- nehmenssitz: Sixth Floor, 150 Cheapside, London EC2V 6ET. Bei HIML handelt es sich um einen bei der United States Securities and Exchange Commission (SEC) registrierten Anlageberater. 1 Beispiele solcher Studien: „ESG Shareholder Engagement and Downside Risk (Working Paper)“ von Hoepner,A., Oikonomou, I., Sautner, Z., Starks, L.T., and X. Zhou, January 2018; sowie: „Active Ownership“” von Dimson, E., Karakas, O., and Li, X., 2015, veröffentlicht in der Review of Financial Studies, 28(12), 3225–3268. PA R T N E R - P O R T R Ä T Von Mitch Reznick, CFA, Leiter Research und Sustainable Fixed Income bei Federated Hermes, und Dr. Hans-Christoph Hirt , Executive Director, Leiter EOS at Federated Hermes KONTAKT Hermes Fund Managers Ireland Limited Friedensstraße 6–10 60311 Frankfurt am Main Tel.: .............................. +44/207/680 37 62 E-Mail: Antonis.Maggoutas@hermes-investment.com Tel.: ............................. +46/69/91 33 39 12 E-Mail: ..... Frank.Poepplow@hermes-investment.com Internet: ........ hwww.hermes-investment.com

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=