Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Das lässt bei den internationalen Asset Ma- nagern die Hoffnung auf weiter steigende Absatzzahlen wachsen. Professionelle Administratoren „In Chile ist das Vertrauen in die UCITS- Regulierung sehr hoch, und die chilenischen Pensionsfondsadministratoren arbeiten äu- ßerst professionell. Sie sind ausländischen Asset Managern gegenüber sehr offen. Da- her bieten wir dort unsere UCITS-Fonds an; sowohl aktiv gemanagte als auch unsere Indexreihe“, erklärt Massey. „Erst letzte Wo- che war ich auf Vertriebstour in Chile, die gemeinsam mit unserem Partner vor Ort, Credicorp, arrangiert wurde. Wir haben dort unsere High-Yield-Strategien vorgestellt.“ Laut PwC sind von den Auslandsinvest- ments des chilenischen Pensionssystems rund 75 Prozent in UCITS-Fonds investiert, was 51,6 Milliarden US-Dollar (47,3 Mrd. Euro) entspricht. Ein Teil des hohen Ver- trauens in die UCITS-Regulierung geht auf die Aktivitäten des luxemburgischen Fonds- verbands ALFI zurück, der in unzähligen Lateinamerika-Roadshows die UCITS-Fah- ne hochhält und teilweise den Regierungen vor Ort bei ihrer Rentengesetzgebung als Sparringspartner zur Seite steht. Das freut die Anbieter von UCITS-Fonds. Am volumenstärks- ten sind in Chile iShares, Investec, Schroders, Pimco, Deutsche, J.P. Morgan und Vanguard vertreten, aber letztlich ist alles dort, was Rang und Namen und einen internationa- len Vertrieb hat. Kommunikationsmängel Stellt sich am Ende die Frage, was in Chile schiefgelaufen ist, wo alles so professionell zugeht und sich im Prinzip gut anhört. Abbad meint: „Das Problem lag in der mangelnden Kommunikation. Die Menschen ha- ben allzu gern verstanden, dass ihnen 60/70 Prozent des letzten Einkom- mens versprochen würden, egal wie viel sie in das System einzahlen. In Wirklichkeit beruhte diese Zahl auf Hochrechnungen.“ Außerdem hätte man vermutlich die Menschen in- tensiver über den aktuellen Verlauf ihres Rentenguthabens informieren müssen. „Wir lernen aus dem Dilem- ma, dass man bei langfristigen Vorhaben wie dem Aufbau einer Altersrente laufend ein vernünftiges Erwartungsmanagement betreiben muss. Sonst besteht die Gefahr, dass Erwartung und Wirklichkeit auseinan- der-laufen“, ergänzt Massey. Schwachstellen erkannt Auch die chilenische Pensionsverwal- tungsbehörde Superintendencia de Pensio- nes setzt sich auf ihrer Homepage mit der aktuellen Situation auseinander und diagnos- tiziert folgende Mängel der Vergangenheit: • niedrigere laufende und prognostizierte Renditen als erwartet • gestiegene Lebenserwartung • zu niedriger Beitragssatz und zu geringe Beitragsdichte • geringe Beteiligung von Selbstständigen • Benachteiligungen von Frauen, die Kinder haben • zu geringer Wettbewerb unter den einzel- nen AFPs • geringe Kenntnisse der Bevölkerung über das System Pablo Antolín-Nicolás, Leiter der Abtei- lung für private Altersvorsorge bei der OECD, sagte in der chilenischen Presse, dass das chilenische Rentensystem in Bezug auf sein Design international zu den besten gehöre, aber die zu niedrigen Beitragszah- lungen ein Problem darstellten. Diese Aus- sage leuchtet ein: Es ist schwer vorstellbar, dass mit einem Beitrag von zehn Prozent des Gehalts ein Rentenniveau erreicht wer- den kann, das 70 Prozent des letzten Ge- halts entspricht. Darüber hinaus schlägt die OECD vor, dass auch Chiles Arbeitgeber Rentenversicherungsbeiträge für ihre Mit- arbeiter zahlen sollten. Reformversuch Die chilenische Regierung um Staatsprä- sident Sebastián Piñera hat im Herbst des Vorjahres ein Änderungspaket vorgeschla- gen, das Anfang 2020 verabschiedet wurde. Es soll den Wettbewerb zwischen den AFPs erhöhen und beinhaltet neben der Senkung von Gesundheits- und Stromkosten auch eine Erhöhung der Mindestrente. Sie liegt bei niedrigen 130 Euro pro Monat. Das ist angesichts der relativ hohen Lebens- haltungskosten in Chile sehr wenig, aber immerhin eine Verbesserung. Ein Liter Milch kostet beispielsweise 0,85 Euro und ein Kilo Äpfel 2,05 Euro. „In der Vergangenheit gab es in Chile keine Solidarrente“, erklärt Abbad, „Arme und ehemals Selbstständige hatten teilweise keine Rente. Durch die jüngste Reform erhalten sie nun eine Mindestabsicherung.“ Außer- dem hat man erkannt, dass die Bei- träge zu niedrig waren. „Durch die Reform von 2020 werden die Beiträ- ge nun sukzessive von zehn auf 16 Prozent des Gehalts angehoben“, er- klärt Abbad und fasst zusammen: „Insgesamt ist das Design von Chi- les Rentensystem sehr gut und nach- haltig, aber es kann verbessert wer- den. Schauen Sie nach Argentinien: Dort wurden erst die Staats-Bonds wertlos, und dann hat die Regierung einfach die Pensionsvermögen ver- wertet. Und ob die umlagefinanzier- ten Rentensysteme, die wir in Europa haben, in der Zukunft für auskömmliche Renten sorgen, muss sich erst zeigen. In Spanien werden beispielsweise in 15 Jahren 20 Pro- zent der Wirtschaftsleistung an die Rentner fließen. Ist das nachhaltig?“ ANKE DEMBOWSKI Anteil UCITS-Fonds an den ausländischen Investitionen der Pensionsfonds 2017 Bei europäischen Asset Managern gelten die Pensionssysteme der Andenländer als attraktiver Absatzmarkt. Die UCITS-Regulierung genießt insbesondere in Chile hohes Ansehen, sodass dort UCITS-Fonds als Bausteine verwendet werden. Quelle: PwC: „Evolution of Foreign Investments by Pension Funds, 2020 Edition“ Kolumbien 6,2 Mrd. USD UCITS-Anteil: 34,8 % Peru 5,1 Mrd. USD UCITS-Anteil: 34,8 % Chile 51,6 Mrd. USD UCITS-Anteil: 75 % 264 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | R ENT ENS Y S T EM CH I L E

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=