Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

E ine verpflichtende betrieb- liche Altersvorsorge hält er für Teufelszeug, und auch sonst hat er als Prak- tiker viele Vorschläge zur Regulierung der bAV. Richard Nicka trägt seine Anliegen so unaufgeregt argumentie- rend vor, dass man nach einem kurzen Gespräch überzeugt ist: Eigentlich kann es nur so sein und nicht anders! Der studierte Wirtschaftsmathematiker und Vater von zwei Kindern ist Vorstands- vorsitzender einer der größten deutschen Pensionskassen, der BASF Pensionskasse, und engagiert sich in hochkarätigen Fach- gremien zur bAV. So ist er stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemein- schaft für betriebliche Altersversorgung (aba) und Vertreter der Arbeitgeber in der „High Level Group of Experts on Pensions“ der EU-Kommission in Brüssel, um nur zwei seiner zahlrei- chen Ämter zu nennen. „Man muss sich engagieren, wenn sich was bewegen soll. Sonst darf man sich hin- terher bei negativen Entwick- lungen nicht beschweren“, be- gründet er sein zeitintensives En- gagement. Dabei geht es ihm nicht nur um die großen Dinge, sondern er kann sich auch mit Proberäumen für den lokalen Musikverein oder dem Bau einer Umgehungsstraße befas- sen. Für eine Amtsperiode war er nämlich auch im Gemeinderat von Ettringen aktiv. Eigenes Aufsichtsrecht Nun ist sein beruflicher Schwerpunkt in Ludwigshafen am Rhein am Hauptsitz von BASF. Engagement sei gerade in der bAV vonnöten: „Die ist mittlerweile so komplex geworden, dass es wichtig ist, dass Experten ihre Sichtweisen gegenüber der Politik deut- lich machen. Entscheider wissen nicht im- mer, welch weit reichende Auswirkungen ihre Vorschläge in der Altersvorsorge haben können.“ Da schwingt Herzblut mit, aber so überlegt artikuliert, dass man das Gespräch eins zu eins abtippen könnte. Wenn er einen Wunsch für eine gesetz- liche Neuregelung frei hätte, wäre das „ein eigenständiges Aufsichtsrecht für Einrich- tungen betrieblicher Altersversor- gung (EbAV), in dem die Drei- ecksbeziehung zwischen Ar- beitgeber, Arbeitnehmer und der Einrichtung gewürdigt wird“, erklärt Nicka. Sein Verband, die aba, hatte gehofft, mit der Umset- zung der Pensions- fondsrichtlinie in deut- sches Recht die Chance zu erhalten, ein eige- nes VAG für Pen- sionskassen und Pensionsfonds zu bekommen, aber dazu kam es nicht. „EbAVs werden derzeit in ein Korsett für Versicherer gezwängt, mit zahllosen Verweisen im VAG, die es manchmal schwierig ma- chen zu entscheiden, was tatsächlich zu erfüllen ist. Notwendig wäre vor allem die Berücksichtigung der Rolle des Arbeitgebers; aber den finden Sie im jetzigen Gesetz praktisch nicht“, erklärt Nicka, warum er hier Bedarf sieht. Keine Vollharmonisierung Von einer Vollharmonisierung, die die EIOPA anzustreben scheint, hält er nichts. „Wir haben ganz unterschiedliche Welten: die Lebensversicherungen und die bAV. Der europäische Gesetzgeber hat das erkannt und zwei völlig unterschiedliche Richtlinien erlassen: a) Solvency II mit Vollharmonisie- rung für Lebensversicherungen und b) eine Minimum-Harmonisierungsrichtlinie für die bAV-Einrichtungen, die IORP-2-Richtlinie.“ Dass die EIOPA nun daran arbeitet, EbAVs näher Richtung Vollharmonisierung zu brin- gen, findet er unpassend. „Das würde lang- fristig die bAV in Deutschland beschädigen. Wir haben in der bAV eine unglaubliche Vielfalt in Europa, von Land zu Land. Es geht um das Dreiecksverhältnis zwischen Richard Nicka ist Vorstandsvorsitzender der BASF Pensionskasse und setzt sich als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (aba) für die bAV ein. FOTO : © B A S F- S E | HANS - J UE RGEN DOE LGE R Mit Herzblut für die bAV Richard Nicka frei assoziierend zu … … bAV ohne Garantien: „Interessantes Zukunftsmodell.“ … Ehrenamt: „Wichtig und notwendig.“ … Europäische Harmonisierung: „Sehr skeptisch, dass uns die deutlich nach vorne bringt.“ … Greta-Effekt: „Gut, dass sich junge Leute engagieren.“ … Dekarbonisierung von Portfolios: „Hierfür fehlt noch die Methodik.“ … Obligatorium: „Teufelszeug!“ … Arbeitgeberverantwortung: „Nach wie vor wichtig. Die Arbeitgeber sind Teil der Gesellschaft.“ … Eigenverantwortung der Individuen: „Genauso wichtig!“ … Gremienarbeit: „Notwendig, um den Entscheidern alle Blickweisen zu vermitteln.“ … Kompromisse: „Ohne sie kommt man nicht aus.“ … Niedrigzins: „Wird uns noch sehr lange beschäftigen. Ist nicht nur eine Phase, sondern ein lang anhalten- der Zustand.“ » Wir benötigen dringend die Möglichkeit zur Teil- sanierung von Beständen. « Richard Nicka, Vorstandsvorsitzender der BASF Pensionskasse 254 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : POR T RÄ T: R I CHARD N I CKA | BA S F

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