Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Gründung seiner Infrastrukturkreditplatt- form geplant hat. Und es soll weitergehen: Mit der Auflage des Fonds Bridge V im Jahr 2020 will Edmond de Rothschild AM weiter an diesem Wachstumssegment teil- haben. Angesichts der hohen Investitionstätigkeit stellt sich die Frage, ob womöglich bereits zu viel Geld für zu wenige Deals im Infra- struktursegment unterwegs ist. „Unseres Erachtens sind die risikobereinigten laufenden Erträge für Core-Infra- strukturanlagen auf relativer Basis weiterhin attraktiv“, schreibt J.P. Morgan AM in seinem Global Alternatives Outlook 2020. Es sei jedoch zu beobachten, dass einige Anleger ihre Risikotoleranz weiter erhöhten, um die erwarteten laufen- den Erträge aufrechtzuerhalten. Aufgrund der gestiegenen Risi- kotoleranz und des spätzyklischen Umfelds empfiehlt J.P. Morgan AM, aktuell im Infra- strukturbereich Core-Anlagen den Vorzug zu geben. Seit 2006 bietet der Asset Mana- ger in diesem Segment einen Fonds mit einer Evergreen-Struktur an, der es mittler- weile auf ein Volumen von 12,5 Milliarden US-Dollar (rund elf Milliarden Euro) ge- bracht hat. Der Fonds streut sein Vermögen über hunderte Einzelassets aus unterschied- lichen Regionen und Sektoren. Als Middle- Market-Strategie vermeidet es dieser An- satz, in die oft relativ teuren sogenannten „Trophy Assets“ zu investieren. Warum dieser Fonds offenbar den derzeitigen Investorenvorstellungen ent- spricht, bringt Sebastian Schu, Senior Client Advisor für institutionelle Kun- den bei J.P. Morgan Asset Manage- ment, schnell auf den Punkt: „Mit un- serem Core-Infrastruktur-Ansatz lässt sich ein attraktiver laufender Ertrag von fünf bis sieben Prozent erzielen. Hierbei profitieren wir vom Cashflow der Ein- zelassets und sind nicht von Wertsteige- rungen abhängig.“ Gerade die hohe Stabilität der Erträge sorgt dafür, dass viele Investoren solche Infrastruktur- investments als Ersatz für traditionelle Investments einsetzen. Investoren soll- ten allerdings bei Infrastrukturinvest- ments einen sehr langfristigen Anlage- horizont haben und anerkennen, dass es sich bei Infrastruktur-Assets um illiqui- de Vermögenswerte handelt. Da viele Infrastrukturvorhaben mit der Produktion oder Durchleitung CO 2 -neu- tral gewonnener Energie oder umwelt- freundlichen Verkehrsmitteln zu tun haben, erfüllen sie oft auch Nachhaltigkeitsvorstel- lungen der Investoren. Ein aktuelles Bei- spiel gibt Martin Seitle, der mit seinem Organic-Garden-Projekt ein ökologisches Stromverbundprojekt vorantreiben will. Der Unternehmer plant, im ersten Halbjahr 2020 einen Infrastruktur-Greenbond aufzulegen. Damit sollen die ersten drei Standorte in Deutschland für seine ökologischen Gewer- bezentren finanziert werden, die ein Ge- samtfinanzierungsvolumen von rund 154 Millionen Euro umfassen. Seitle beschreibt die Idee hinter seinen Gewerbeparks: „Kernstück ist ein Bioheiz- kraftwerk, das durch das Verbrennen von Holzhackschnitzel CO 2 -neutralen Ökostrom produziert und in das öffentliche Netz ein- speist. Die hierbei entstehende Abwärme wird in eine Fischzuchtanlage zum Anwär- men des Wassers gegeben. Dort werden Lachs, Zander und Garnelen gezüchtet.“ Außerdem werde die Abwärme zum Behei- zen von Glasgewächshäusern in den kalten Jahreszeiten verwendet, wo Gemüse ange- baut wird. Wärme und Kälte benötigt auch die auf dem Parkgelände ansässige Pilz- zuchtanlage, die Champignons produziert. Die Reststoffe aus der Gemüse- und Pilz- produktion werden mit Feinmaterial der Brennstoffe und zertifizierter Holzasche aus der Verbrennung des Kraftwerks vermischt, um daraus Kompost zu gewinnen. Das Ab- wasser aus der Fischzucht geht nach einer Reinigung in die Glashäuser als Gießwas- ser. „Somit werden alle vermeintlichen Reststoffe vollständig genutzt“, erklärt Seit- le. Das Beispiel zeigt: Die Möglichkeiten, in Infrastrukturprojekte zu investieren, sind vielfältig und teilweise auch ungewöhnlich. „Es ist in diesem Segment sinnvoll, breit zu diversifizieren, Infrastruktur ist keine homo- gene Anlageklasse“, betont Mackewicz. ANKE DEMBOWSKI FOTO : © J P MORGAN AM Infrastruktur – ein weites Feld Die Zielrenditen reichen von 4 bis teilweise über 14 Prozent, je nachdem, welche Risiken ein Investor nehmen will. Viele Investoren bevorzugen Brownfield- gegenüber Greenfield-Investments und Anlagen im Euroraum, um die Risiken zu begrenzen. Quelle: Mackewicz & Partner » Mit unserem Core-Infrastruktur-Ansatz lässt sich ein attraktiver laufender Ertrag von fünf bis sieben Prozent erzielen. « Sebastian Schu, Senior Client Advisor für institutionelle Kunden bei J.P. Morgan Asset Management Kriterien Zielrendite (Net IRR) 4–6 % 6–8 % 8–10 % 10–12 % 12–14 % > 14 % Ziel Cash Yield 4–6 % 6–8 % 8 – 12 %+ Risikoprofil Core Core plus Value Add Opportunistic Umsetzungsform Zielfonds Secondaries Co-Investments Umsetzungsstrategie Operating (Brownfield) Development (Greenfield) Zugangsart Managed Account Fund of Funds Eigengehaltene Zielfonds Diversifikation Anzahl Zielfonds im Gesamtportfolio (10 ?) Jährliche Neuzeichnung von Fonds (2 ?) Volumen pro Einzelfonds (25 Mio. ?) Regionen Nordamerika Eurozone UK Australia Japan Andere Zielsegmente PPP Soziale IS Energie (auch renewable) Kommuni- kation Transport Versorgung (Öl, Gas, Wasser etc.) 252 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : I NF RA S T RUK TUR

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