Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

men für europäische und nordamerikani- sche Infrastrukturprojekte derzeit hoch ist, wobei die Deal-Anzahl für beide Regionen 2017 ihren Höhepunkt erreichte. Ganz große Investoren schließen die Deals direkt ab, weil sie in den letzten Jah- ren eigene Infrastrukturteams sowohl auf der Equity- als auch auf der Debt-Seite auf- gebaut haben. Erst kürzlich investierte die Talanx-Versicherungsgruppe zusammen mit weiteren deutschen Großanlegern einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag in die Finanzierung von zwei Windparks. Im Dezember 2019 hatte Talanx in den noch im Bau befindlichen Solarpark „Bienve- nida“ in Spanien und im Januar 2020 in einen Solarpark in der Nähe von Sevilla, ebenfalls in Spanien, investiert. Auch Allianz und Münchner Rück sind seit Jahren im Infrastrukturbereich aktiv, Aufmerksamkeit erregten dabei das Allianz- Engagement in das Abwassersystem Lon- dons, in das 2015 rund 5,7 Milliarden Euro investiert wurden. Auch beim Thema Ener- giewende setzt Deutschland darauf, dass große institutionelle Investoren mitziehen, andernfalls wären die nötigen Investitionen auch kaum zu schaffen. Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe (ÄVWL), die dafür bekannt ist, auch Invest- ments abseits des Mainstreams zu tätigen, beteiligte sich bereits 2017 gemeinsam mit Siemens Financial Services am Onshore- Windpark „Nordlicht“ in Nordnorwegen. 2018 refinanzierte die ÄVWL die Straßen- bahnlinie 1 in Saragossa, der Hauptstadt der Region Aragonien in Spanien. Da Straßen- bahnen als CO 2 -freundliches Transportmit- tel gelten, schreibt die Ärzteversorgung in ihrem Mitgliedermagazin: „Saragossa ist eine Investition, die sowohl aus nachhalti- gen als auch aus Risiko-Rendite-Gesichts- punkten alle Anforderungen erfüllt.“ Fonds bevorzugt Andere Investoren, die weniger Personal für die Anlagen im Alternatives-Bereich be- reitstellen können, gehen lieber den Weg über Fonds. „Bei Infrastrukturinvestments bevorzugen die Investoren eher Einzel- als Dachfonds, denn die Kosten für die dop- pelte Struktur lohnen sich hier weniger als im Private-Equity-Bereich, wo noch höhere Renditen erwartet werden“, weiß Detlef Mackewicz, Gründer und Eigner des Con- sultingunternehmens Mackewicz & Partner aus München. Die besonders vorsichtigen Fondsinvesto- ren würden am liebsten erst in die zweite oder dritte Generation eines Anbieters ge- hen, denn dort ließe sich besser beurteilen, wie sich ein Infrastrukturfondsmanager in einer Krise – etwa in der Finanzkrise 2007/08 – bewährt hat. „Diese Überlegung ist zwar nachvollziehbar, reduziert aber die Anzahl der Fonds, die in Frage kommen. Dann bleiben je nach Zeitpunkt nur noch 15 bis 20 Fonds zur Auswahl“, bedauert Mackewicz. „Investitionen in Infrastrukturfonds hätten vermutlich längst die Investments in Private Equity überholt, wenn es ein vergleichbares Angebot gegeben hätte“, fährt Mackewicz fort. Denn auch wenn Private-Equity-In- vestments mit zehn bis 20 Prozent die höhe- ren Renditen erwarten lassen, böten auch Infrastrukturinvestments mit sechs bis 14 Prozent relativ hohe Renditen. „Die zusätz- lichen Vorteile, die Infrastrukturinvestments im Vergleich zu Private-Equity-Fonds bie- ten, sind niedrigere Risiken und frühe lau- fende Einnahmenströme, die weitgehend stabil sind“, erklärt Mackewicz. Daher boomen Infrastrukturfonds. Bei- spielsweise wuchs „Bridge“, die Plattform für Infrastrukturkreditfonds von Edmond de Rothschild Asset Management, seit Auflage des ersten Fonds im August 2014 bis Ende Januar 2020 auf über 2,6 Milliarden Euro. Das Vertriebsergebnis liegt damit deutlich über dem Zielvolumen, das Rothschild bei Die Nachfrage nach Infrastrukturinvestments ist hoch Institutionelle und private Investoren haben diesen Bereich für sich entdeckt. Die Zahl der europäischen Infrastrukturfonds, die geschlossen wurden, erreicht auch 2019 wieder ein hohes Niveau. Das aggregierte Kapital, das in europäischen Infrastrukturfonds liegt, erreichte mit 41 Milliarden US-Dollar (rund 36,32 Milliarden Euro) 2019 seinen bisher höchsten Stand. Quelle: Preqin Europa Anzahl Deals Nordamerika 0 300 600 900 1.200 1.500 Deals Mrd. USD 0 50 100 150 200 250 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 Europa Aggregiertes Deal-Volumen Nordamerika Europa Anzahl der geschlossenen Fonds Nordamerika 0 10 20 30 40 50 Deals Mrd. USD 0 10 20 30 40 50 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 Europa Aggregiertes Fonds-Volumen Nordamerika » Bei Infrastrukturinvestments bevorzugen die Investoren eher Einzel- als Dachfonds. « Detlef Mackewicz, Gründer und Eigner von Mackewicz & Partner, München FOTO : © MACK EW I CZ & PA RTNE R 250 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : I NF RA S T RUK TUR

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