Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

A ls Steuerzahler könnte man die Frage stellen, mit wel- chem Recht Regierungen staatlich finanzierte Infra- struktur privatisieren. Schließlich wird damit privaten Investoren die Chance eröffnet, sehr langfristig risikoarme Einnahmen zu erzielen, die der Staat durchaus gut gebrau- chen könnte. Tatsache ist aber, dass viele Staaten die anstehenden notwendigen Infra- strukturmaßnahmen ohne private Betei- ligung nicht schaffen würden. Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Insti- tuts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), geht sogar so weit, einen staatlichen Infra- strukturfonds für Deutschland zu fordern. 450 Milliarden Euro soll dieser Fonds schwer sein, „um in der kommunalen Infra- struktur, für Verkehr, Energie und digitale Netze, für Bildungsinfrastruktur und für die Klimapolitik auch nur das Gebotene zu er- reichen“, so Hüther. Ein Infrastrukturrat könne beauftragt werden, um die einzelnen Projekte vorab einer Nutzen-Kosten-Ana- lyse zu unterziehen. „Eine zukunftsfähige Infrastruktur schafft einen Ermöglichungs- raum für private Innovationen und Investi- tionen“, erklärt Hüther. Aus der Sicht institutioneller Anleger ist die Tatsache, dass immer mehr ehemals staatliche Aufgaben an die Privatwirtschaft ausgelagert werden, angesichts der Zins- landschaft ein Segen, denn Infrastruktur- investments sind vergleichsweise risikoarm, und die damit verknüpften Einnahmen flie- ßen im Normalfall zuverlässig und sind gut planbar. Es überrascht daher nicht, dass das aggre- gierte Kapital, das in europäischen Infra- strukturfonds liegt, 2019 aber mit rund 41 Milliarden US-Dollar (rund 36,32 Milliar- den Euro) den bisher höchsten Stand er- reichte, wie aus Zahlen des Datenanbieters Preqin hervorgeht (siehe Charts „Die Nach- frage nach Infrastrukturinvestments ist hoch“). Hinsichtlich der Deals zeigen die Preqin-Daten, dass sowohl die Zahl der Deals als auch das aggregierte Deal-Volu- Das Interesse an Infrastrukturfonds ist teilweise größer als das Angebot: Investoren finden sie aufgrund stabiler und relativ hoher laufender Erträge bei vergleichsweise geringen Risiken interessant. FOTO : © GMF Verkäufer markt Die Allianz investierte schon 2015 in ein umfangreiches Abwasserprojekt in London. Aufgrund der Vorteile, die Infrastrukturanlagen langfristig ausgerichteten Investoren bieten können, finden sie zunehmend Eingang in die Portfolios, häufig als Bond-Ersatz. 248 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : I NF RA S T RUK TUR

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