Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

sondere Universitätsstädte. Die Studenten- zahlen wachsen, und auch die Arbeitskräfte drängen in die Metropolen, wo interessante Firmen angesiedelt sind und wo einfach Be- wegung ist.“ Er verweist darauf, dass da- durch ein gewisser Teufelskreis entsteht: Die Städte wachsen, weil es dort gut be- zahlte Jobs gibt, das treibt die Immobilien- preise, was einige der kleineren Firmen aus den Städten drängt, sodass nur die großen Firmen bleiben können, die wie- derum attraktive Arbeitgeber sind und mehr Menschen anziehen. „Wir sehen Wachstum bei Unternehmen aus dem Technologie-, dem Medien- und dem Servicebereich“, so Callender. Rockel sieht hingegen eher einen Trend heraus aus den Core-Lagen: „Die sind mittlerweile in Deutschland so teuer geworden, dass Sie da- mit kaum mehr auskömmliche Renditen erwirtschaften können. Zumindest nicht Investoren wie Versorgungswerke oder Versi- cherungen, die Renditeverspre- chen abgegeben haben und diese erfüllen müssen.“ Bei seinen In- vestoren sieht er, dass sie ver- stärkt sowohl auf Büros als auch auf Wohnimmobilien setzen, und das zunehmend auch in mittel- großen Städten. Wie die einzel- nen Städte Europas im Schnitt von Immobilienexperten beurteilt werden, hat PwC in einer Umfra- ge ermittelt. Die Ergebnisse sind in der Tabelle „Städte-Ranking“ zusammengefasst. „Außerdem gibt es eine deut- liche Tendenz zu opportunisti- schen Anlagen“, meint Rockel. „Da wird nach Einzelimmobilien geschaut, die bestimmte Krite- rien erfüllen. Die werden dann aufgewertet, damit man attrakti- ve Mieter bekommt, um später das Gebäude mit Gewinn veräu- ßern zu können. Da werden mitt- lerweile Assets gepickt, wie wir das früher nur aus dem Wertpa- pierbereich kannten.“ Die Ausweitung der institutio- nellen Immobilienportefeuilles findet nicht nur regional, sondern auch auf Spezialitäten statt. Ein- fach nur Core-Immobilien zu kaufen ist passé. Dazu sind die Preise schon zu stark gestiegen, und Bau- grund sowie Bauarbeiter sind knapp gewor- den. Investoren befassen sich notgedrungen mit spezielleren Immobilienanlagen, wo die Renditeerwartungen höher liegen: Betreutes Wohnen, Co-Living, Studentenwohnungen, möblierte Apartments mit Serviceleistun- gen, in die Kurzzeitmieter sofort einziehen können, liegen im Fokus. Hier gibt es noch attraktive Renditen. Ganz oben auf der Be- liebtheitsliste stehen derzeit Logistikimmo- bilien. Das zeigt die Untersuchung „Emer- ging Trends Europe Survey 2020“, für die PwC Interviews mit 905 Immobilienexper- ten geführt hat (siehe Tabelle „Beliebt: Spe- zialitäten im Immobilienbereich) . Auch Callender setzt auf die- ses Segment: „Die Digitalisie- rung befeuert den Onlinehandel, sodass Logistikimmobilien wie Lager und Verteilzentren für Fir- men wie Amazon, DHL und so weiter benötigt werden. Hier sind die Einstiegshürden für Investo- ren niedrig und die Renditen ver- gleichsweise attraktiv“, beobach- tet der Schroder-Experte. Angesichts des demografi- schen Trends hält er auch die Segmente Betreutes Wohnen, Gesundheits- und Pflegeimmobi- lien für interessant. „Hier kommt es sehr auf den Betreiber an“, warnt er. „Die steigenden Perso- nalkosten machen hier zu schaf- fen, und in diesen Branchen sind die Möglichkeiten, die Preise an- zuheben, begrenzt.“ Callender fasst zusammen: „Nischenseg- mente im Immobilienmarkt ent- wickeln sich mehr und mehr zum Mainstream und werden nachge- fragt.“ Dort gebe es noch attrak- tive Renditen, während bei Büro- gebäuden in 1a-Lagen in Berlin oder anderen Großstädten nur noch 2,75 bis drei Prozent drin seien. „Im Segment Logistik er- halten Sie vier Prozent und mehr“, zieht er den Vergleich. Was er für Investoren auch inter- essant hält, sind kleine Conve- nience Shops in Bahnhöfen und an anderen Orten, wo viele Men- FOTO : © SCHRODE R S Beliebt: Spezialitäten im Immobilienbereich Betreutes Wohnung, Logistikimmobilien und Co-Living stehen bei Investoren im Fokus. Rang Nutzungsart Scores für 2020 (von Investoren)* 1 Betreutes Wohnen 4,37 % 2 Logistikimmobilien 4,35 % 3 Co-Living 4,31 % 4 Studentenwohnheime 4,25 % 5 Gesundheitswesen 4,21 % 6 Lagerflächen (Self Storage) 4,19 % 7 Private Mietwohnungen 4,17 % 8 Datencenter 4,14 % 9 Bezahlbarer Wohnraum 4,13 % 10 Co-Working-Büros, flexible Büros mit Serviceeinrichtungen 4,12 % 11 Serviced Apartments (für Kurzzeitmieter) 4,11 % 12 Industrie- und Lagerhallen 4,03 % 13 Hotels 4,03 % 14 Wissenschaftsparks** 4,00 % 15 Hausbau, um zu verkaufen 3,92 % 16 Citybüros 3,92 % 17 Sozialwohnungen 3,84 % 18 Freizeitparks 3,71 % 19 Parkhäuser 3,56 % 20 Business Parks 3,39 % 21 Vorstadtbüros 3,34 % 22 Innenstadtshops 3,02 % 23 Fachmarktzentren 2,90 % 24 Innerstädtische Shoppingcenter 2,87 % 25 Außerstädtische Shoppingcenter 2,47 % Laut einer PwC-Umfrage unter 905 Immobilienexperten wollen europäische Im- mobilieninvestoren immer häufiger „alternative“ Immobilienanlagen erwerben, da hier die Renditeerwartung höher ist als bei Core und Core Plus. Die Befragten bewerteten die Aussichten der Sektoren auf einer Skala von 1= sehr schlecht bis 5=ausgezeichnet. Die Bewertungen für jeden Sektor sind Durchschnittswerte. * Score 1= sehr schlecht, Score 5=ausgezeichnet | ** Hier haben nur wenige Umfrageteilnehmer einen Score vergeben. Quelle: Emerging Trends in Real Estate Europe, PwC (2020) » Nischensegmente im Immobilien- markt entwickeln sich zum Mainstream und werden nachgefragt. « Mark Callender, Head of Real Estate Research bei Schroders 242 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : IMMOB I L I EN I NVE S TMENT S

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