Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

W er die generelle Ein- schätzung von Groß- anlegern bezüglich der unterschiedlichen Asset- klassen erfahren möchte, muss sich nur ansehen, wohin sie ihr Kapital lenken. Da- für gibt es zwar keine generelle Statistik, die Daten, die verfügbar sind, sprechen aber eine klare Sprache: Demnach erhöhten deutsche Institutionelle ihre Immobi- lienanlagen im Kalenderjahr 2019 um rund 20 Prozent. Dieser Schätzwert lässt sich aus der Anlegerstatistik des Spezialfondsanbieters Universal Invest- ment ableiten. Die Gesellschaft verwal- tete Ende 2019 ein Spezialfondsvolu- men von 344 Milliarden Euro, das ent- spricht rund 18 Prozent des vom BVI erfassten Spezialfondsvermögens und stellt somit eine gute Orientierung dar. Dass diese Größenordnung in etwa zu- trifft, bestätigen auch die Fondsanbieter im direkten Gespräch. „Anlagen in Immobilien und Alternative Assets werden für unsere Kunden immer wichtiger. Einerseits reagie- ren sie so auf die anhaltend herausfordern- den Verhältnisse an den Märkten, auf der anderen Seite generieren sie damit belast- bare Cashflows aus Miet- oder Pachtverträgen, die ideal zu ihren langfristigen Verbindlichkeiten wie etwa Rentenzahlungen passen“, er- klärt etwa Katja Müller, Chief Cus- tomer Officer bei Universal-Invest- ment. Ihre Kunden sind Pensions- kassen, Versorgungseinrichtungen, Versicherungen, Stiftungen und kirchliche Einrichtungen, die fast alle unter dem Druck stehen, in der aktuellen Zinslandschaft ihre lang- fristigen Verpflichtungen zu erfüllen. „Die Nachfrage bei Immobilien- investments ist nach wie vor hoch. Innerhalb des letzten Jahres wuchs diese Anlageklasse um stattliche 21,5 Prozent. Das bei uns gehaltene Immobilienvolumen in Spezialfonds betrug Ende 2019 22 Milliarden Euro. Das waren sechs Prozent des Gesamtvolumens in unse- ren Spezialfonds“, gibt Müller Einblick in ihre Zahlen (siehe Tabelle „Steigendes Im- mobilieninteresse“). Was sich auf Seiten der Asset Manager als Wachstum darstellt, findet natürlich auch in den Portfolios der Investoren statt. So erklärt Richard Nicka, Vorstandsvorsitzen- der der BASF Pensionskasse, im Gespräch, dass er für seine Pensionskasse in letzter Zeit den Alternatives-Bereich aufgebaut habe – insbesondere Immobilien, Infrastruc- ture Equity und Infrastructure Debt. Nicka: „Das sind die Assetklassen, von denen wir meinen, dass sie aktuell ein im Vergleich gutes Rendite-Risiko-Verhältnis aufweisen.“ In der BASF Pensionskasse, in der rund zehn Milliarden Euro liegen, machen Immobilien derzeit je nach Tarif einen Anteil von 7,4 bis 12,3 Prozent aus. Ein noch höheres Gewicht nehmen Immobilienanlagen im Versorgungswerk der Wirtschaftsprüfer und der vereidigten Buch- prüfer im Lande Nordrhein-Westfalen (WPV) ein. Dort ist bereits jeder vierte Euro des 4,5 Milliarden Euro schweren Portfolios in Im- mobilien investiert, wenn man sich an den Marktwerten orientiert. „Wir sind weiterhin an Immobilieninvestitionen interessiert und können uns vorstellen, auch noch über den Anteil von 25 Prozent hinauszugehen“, er- klärt Sascha Pinger, Geschäftsführer für Immobilien und Infrastruktur beim WPV. In diesem Fall müsste das Ver- sorgungswerk im Rahmen der Anla- geverordnung die fünfprozentige Öffnungsklausel nutzen. Auf diese Weise könnte der Anteil der Immo- bilieninvestitionen sogar auf bis zu 30 Prozent erhöht werden, vorausge- setzt, die Klausel wird nicht bereits für andere Assetklassen genutzt. Während 80 Prozent des WPV- Immobilienbestands dem Segment Core und Core Plus zuzuordnen sind, bestehen zehn Prozent des Im- mobilienportfolios aus Value-add- Investments. Dabei handelt es sich um Immobilien, an denen Umbauten oder Veränderungen vorgenommen Immobilien sind – trotz der hinter uns liegenden Preissteigerung – aus Sicht vieler institutioneller Anleger die letzte Anlageklasse, die bei überschaubaren Risiken akzeptable Renditen ermöglicht. Allerdings muss man sich auch hier mittlerweile deutlich mehr anstrengen, um Erfolge zu erzielen. Steigendes Immobilieninteresse Entwicklung von Immobilieninvestments Institutioneller bei Universal Seit 2012 ist das Immobilienvolumen in den Universal-Spezialfonds von 160 Millionen Euro auf über 22 Milliarden Euro gestiegen. Das ist ein Anstieg um das 137-Fache bzw. ein jährliches Wachstum um 102 Prozent! Quelle: Universal-Investment 2012 2016 2018 2019 22.000 Mio. Euro 18.100 Mio. Euro 9.500 Mio. Euro 160 Mio. Euro FOTO : © GMF, UN I V E R S A L I NV E S TMENT » Die Nachfrage bei Immobilieninvest- ments ist nach wie vor hoch. « Katja Müller, Chief Customer Officer bei Universal-Investment Der letzte Ausweg Bestand in Mio. Euro, jeweils per 31. Dez. 240 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : IMMOB I L I EN I NVE S TMENT S

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