Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Da im gegenwärtigen Umfeld Risiken für das Wirtschaftswachstum wahrscheinlich das größte Risiko darstellen, wollen wir uns die Performance und die Verhaltensmuster des Stagnations-Hedge am genauesten anse- hen. Diese Strategie weist die durchschnitt- lich unkomplizierteste Gewichtung aus: Jeweils ein Viertel des Portfolios lautet auf landwirtschaftliche Flächen, Gold, Immo- bilien Debt und TIPS. Ein eingesetzter Dol- lar hat sich in den beobachteten 20 Jahren verfünffacht – vom absoluten Ertrag her ist das der zweithöchste Ertrag unter den drei Strategien. Auch im Vergleich zur Bench- mark – in diesem Fall das 60/40-Portfolio – wirkt die Leistung nur durchschnittlich. Während Inflationsschutz und Diversifika- tion ihre Benchmarks klar übertreffen, schafft Stagnationsschutz gerade einmal ein Unentschieden. Schutz vor Crash Allerdings – und das ist in Krisenszena- rien wie dem, das sich mit dem Coronavirus zu Redaktionsschluss abzeichnete, entschei- dend – zeigt der Chart gerade 2008, als die Große Finanzkrise die Märkte in ihrem Bann hielt, kaum eine Delle (siehe Chart „Der Vergleich macht Sie sicher …“) . Die geringere Volatilität drückt sich in gerin- gerem Risiko und somit einer deutlich hö- heren Sharpe Ratio aus. Dieses liegt für den Stagnations-Hedge bei 0,96, während sie bei 60/40 nur auf 0,55 kommt. Ganz einfach sind diese Abfederungs- effekte jedoch nicht zu erzielen. Rund 50 Prozent des Portfolios besteht aus Assets aus den privaten Märkten mit mitunter ent- sprechend kompliziertem Marktzugang und erhöhten Illiquiditätsrisiken. Unter den drei Strategien hat Diversifika- tion jedenfalls den stärksten Eindruck hin- terlassen. Mit einem jährlichen Ertrag von 10,4 Prozent wurde das stärkste absolute Plus erzielt und der S&P als Konkurrent um 1,8 Prozentpunkte per annum geschlagen. Mit einer Sharpe Ratio von 0,96 erzielt Di- versifikation dasselbe Rendite-Risiko-Profil wie der Stagnations-Hedge. Diese Perfor- mance hat aber ihren Preis: 80 Prozent des Portfolios wird von Assets aus dem Bereich private Märkte bestritten. Hier braucht der Investor also entweder selbst ein verhältnis- mäßig hohes Know-how, um diese Erträge anzuzapfen, oder er muss dieses Wissen » Tatsächlich gehört Landwirtschaft zu den wenigen Assetklassen, die 2008 positive Erträge erwirtschaftet haben – und zwar 15,8 Prozent. « Harsh Parikh, PGIM nur „Director, Germany“ steht, nimmt de facto die Rolle des Finanzchefs ein und lockt Investoren mit Renditeaussichten, „die natürlich davon abhängen, in welcher Phase man einsteigt“. Tut man dies bereits in der Entwicklungsphase, werden „15 Prozent plus“ als Potenzial in Aussicht gestellt. Versicherer, Vorsorgeeinrichtun- gen, Family Offices und Private-Equity- Investoren gehören zur Zielgruppe. Bereits institutionalisiert ist in London der Coliv-Fonds, den The Collective in Kooperation mit DTZ Investors lanciert hat. Seed-Kapital über 70 Millionen Pfund wurde bereits aufgestellt. Angepeilt wer- den Investments von 650 Millionen Pfund, mit denen man über zehn Jahre hinweg eine Milliarde am Immobilien- markt bewegen will. Mit dem Seed-Kapi- tal wurde bereits das erste Projekt „The Collective Harrow“ erworben: ein neun- stöckiges Gebäude, das Raum für 222 Apartments und nahezu 4.000 Quadratme- ter für Start-up-Geschäfte und Gemein- schaftsflächen, darunter eine „Gemein- schaftsküche im MasterChef-Stil“, bereit- stellen soll. Die Fondsbetreiber stellen der- zeit einen IRR von acht Prozent in Aus- sicht. Das ist, so die Prognose tatsächlich hält, eine beachtliche Rendite und trifft ziemlich genau die der PGIM-Kategorie Immobilien Private Equity Core. Sonderstellung Co-Living-Konzepte gehören wohl definitiv zu dem, was man in letzter Zeit als „Megatrend“ be- zeichnet. Die Strategie setzt auf den Generationentrend der Mil- lennials und zielt auf deren Le- bensgefühl ab. Vertreter traditio- neller Immobilienstrategien erken- nen das im Hintergrundgespräch an, warnen aber davor, dass Co- Living konjunkturabhängiger ist als herkömmliche Immobilienstra- tegien, da es sich bei den Mietern eben vor allem um Expatriates handelt, deren Einsatz in schlechten Zeiten möglicher- weise zurückgefahren wird. Folgt man der PGIM-Systematik, müsste im Bereich „Wachstumssensitivität“ also möglicher- weise ein „hoch“ statt einem „mittel“ stehen. Wenn die Risiken aber von der Makro-Seite her höher sind als bei her- kömmlichen Private-Equity-Core-Invest- ments, müsste die Rendite ebenfalls höher ausfallen. Im Rahmen der sich zu Redak- tionsschluss anbahnenden Krise könnte sich bald Gelegenheit ergeben, die Risiko- profile dieser neuen Immo-Subkategorie unter Stressbedingungen herauszufinden. HANS WEITMAYR Zwischen gelber Verspieltheit und stahlblauer Sachlichkeit bewegt man sich im Headquarter von The Collective. Das Designkonzept von Stayery bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Industrial und Vintage. N o. 1/2020 | www.institutional-money.com 237 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : S ACHWE R T E

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