Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

meln. Dabei bekleideten sie eine Vielzahl von Funktionen vom Geschäftsführer, CIO Multi Asset & Solutions, CIO Multi Asset Alternatives & Hedging, Head of Risk Ma- nagement Overlay bis hin zum Lead-Port- foliomanager für deutsche und internatio- nalen Investoren. Als unabhängige inhaber- geführte Investmentboutique ist man nur seinen Kunden und deren Zielerreichung verpflichtet. Die Kernkompetenzen von Finccam liegen auf Risikoprämien- strategien, Risikomanagementstra- tegien und der Gesamtportfoliokon- struktion. Basis ihres Angebots ist eine selbstentwickelte Analyseplatt- form. Angesichts der geballten Ex- pertise, des großen Netzwerks und des Allianz-Backgrounds nimmt es nicht wunder, dass ihr erster Publi- kumsfonds, der Finccam Volatility Premium AK I, der am 25. Januar 2019 gemeinsam mit Universal-Investment aufgelegt wurde, innerhalb eines Jahres das verwaltete Volumen auf 314 Millionen Euro steigern konnte. Bei Allianz GI war man ob des Abgang des Teams alles andere als „amused“, an eine Anschubfinanzierung in Form von Seed Money war daher nicht zu denken, und das Trio trat mit diesem Wunsch auch gar nicht an den ehemaligen Arbeitgeber heran. Umso bemerkenswerter ist es, dass der BaFin-regulierte Asset Manager Finccam per Ende 2019 bereits über 1,3 Milliarden Euro an Assets under Management und Overlay-Mandaten für institutionelle Anleger verwaltet. Konkret teilt sich die Milliarde außerhalb des Fonds in Risikomanagementmandate, dem ande- ren Geschäftsfeld von Finccam, und 200 Millionen Euro Exposure zur Volatilitäts- strategie in Masterfonds-Segmenten auf. Reinheitsgebot gelebt Warum haben sich die Finccam-Experten entschlossen, nur die Aktien-RP zu extrahie- ren und nicht auch jene aus anderen Asset- klassen? Bernhard Brunner dazu: „Die Volatilitätsrisikoprämie auf Aktien ist die stärkste Prämie. Denn es existiert ein syste- matischer Nachfrageüberhang nach Puts, der zu erhöhten impliziten Volatilitäten be- ziehungsweise einem ausgeprägten Volati- lity Skew (Schiefe) führt. Gründe dafür sind unter anderem regulatorische Vorschriften für institutionelle Anleger und die generelle Verlustaversion von Investoren. Diversifika- tion macht hier keinen Sinn, da in der Regel Zins, Credit und Aktienbewegungen clus- tern, das heißt, dass große Bewegungen bei allen Assetklassen gleichzeitig auftreten. Zudem ist die Nachfrage nach Absicherun- gen bei Zinsen und Credit nicht so ausge- prägt. Bei FX ist der Skew / die Prämie auf- grund der Absicherung auf beiden Seiten (EUR/USD, USD/EUR) weniger ausge- prägt, da es schon Nettingeffekte gibt.“ Im Gegensatz zu anderen Marktteilneh- mern verfolgt Finccam eben den puristi- schen Ansatz, nicht nur im Hinblick auf die ausschließliche Extrahierung der Aktien- Volatilitätsrisikoprämie, sondern auch in Be- zug auf die eingesetzten Instrumente. Wolf- gang Mader führt aus: „Wir extrahieren die Volatilitätsrisikoprämie in Reinform, da wir das Volatilitätsexposure über den Verkauf von Varianz-Swaps aufnehmen. Damit gibt es bei unserem Ansatz kein Delta, das ge- hedgt oder aktiv gesteuert werden muss.“ Das Risikomanagement ist das Um und Auf, damit eine Strategie langfristig erfolg- reich sein kann. Die Finccam-Portfolioma- nager haben viel Erfahrung im Strategie- design für Volatilitätsrisikoprämien. Seit 2009 werden von den Teammitgliedern ent- sprechende Strategien entwickelt und umge- setzt. Das Risikomanagement findet ex-ante über die Exposure-Steuerung – dabei vari- ieren die Finccam-Portfoliomanager die Menge an verkaufter Volatilität im Zeitab- lauf beziehungsweise machen in bestimm- ten Situationen gar keine Trades –, aber auch über die Caps und notfalls über Stop- Losses respektive Gegenpositionen statt. Was bedeuten eigentlich die Volatilitäts- schwankungen während der Laufzeit eines Varianz-Swaps? Tage mit höherer Volatilität und Tage mit geringerer Volatilität gleichen sich zum Teil aus. Durch das Quadrieren besteht aber ein Unterschied zulasten von Finccam, wenn die Volatilität durch starke Schwankungen erzielt wird. Dr. Bernhard Brunner dazu: „Wir handeln zudem sehr regelmäßig und sind so in der Lage, die höheren Prämien zu nutzen und über den Zeitablauf zu mitteln. Ein erhöhter Aus- schlag, der zu einer höheren impliziten Volatilität führt, ist damit nicht per se nega- tiv, sondern erhöht unsere anschließenden Erträge auf den neuen Varianz-Swaps.“ Wenn langfristig eine höhere Rendite an- gesteuert wurde, ist in der Peergroup auch der Drawdown höher. Wir gehen das The- ma wie besprochen nach dem „Reinheitsge- bot“ an und versuchen die Prämie möglichst isoliert in Kombination mit Risikomanage- ment zu vereinnahmen. Ein unterdurch- schnittliches Exposure sowie die Caps konnten in der letzten Februarwoche die Risiken ohne den Abbau von Exposures ef- fektiv begrenzen. Dies erlaubt anschließend die Teilnahme an der Markterholung, wie sich Anfang März zeigt. Auf den neuen hohen Niveaus konnten wir für Kunden zudem auf sehr attraktiven Swap Rates neue Geschäfte abschließen, was aber nur sehr risikokontrolliert umgesetzt wurde. Varianz-Swaps Varianz-Swaps (Details siehe Kasten) sind kein Buch mit sieben Siegeln, sondern ein Standardinstrument im Volatilitätshandel der Banken. Unter anderem auch deshalb, weil die Geldhäuser damit die Risiken im eigenen Buch steuern können. Aber wie sieht die Liquidität diese Verträge aus, und was geschieht, wenn es zu abrupten Volati- litätsanstiegen kommt? Mader führt aus: „Wir traden in der Regel jeden Tag im Best- Execution-Modus mit sieben bis acht Ban- ken. Man könnte also im Extremfall bei ei- nem raschen und starken Volatilitätsanstieg einen gegenläufigen Vertrag abschließen. Hier werden in der Extremsituation – wie auch bei den Optionen – die Preise aller- dings nicht gerade attraktiv sein. Daher pak- ken wir das Risikomanagement schon frü- her an und handeln nur Varianz-Swaps mit FOTO : © F I NCCAM I NV E S TMENT » Die wenigsten Anbieter steuern die Prämie so rein an wie wir. « Dr. Reinhold Hafner, Mitgründer und Geschäftsführer der Finccam Investment GmbH, München N o. 1/2020 | www.institutional-money.com 219 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : VOL AT I L I T Ä T S S T RAT EG I EN

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