Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

E ine aktuelle Studie von UBS und PwC zeigt, dass von Mil- liardären kontrollierte Aktien- gesellschaften den MSCI World All Country Index über die letzten 15 Jahre hinweg um 870 Basispunkte pro Jahr geschlagen haben (siehe Artikel Seite 202). Da drängt sich die Frage auf, wie familien- geführte Unternehmen relativ dazu ab- schneiden. Unterstellt man, dass die Outperformance von Zuckerberg, Bezos und Co. auch damit zu tun hat, dass sie die Eigentümer ihrer AGs sind, liegt die Annahme nahe, dass familiengeführte Firmen gene- rell besser laufen als der Markt. Äl- tere Marktteilnehmer werden sich auch daran erinnern, dass diese „Anlageidee“ vor etwas mehr als einem Jahrzehnt von einigen Investmenthäusern auch in Fonds verpackt und vermarktet wurde. Es liegen also aus- reichend lange Zeitreihen vor, um zu prü- fen, ob das funktioniert. Ein erster Blick zeigt jedoch: Ganz so einfach ist die Sache leider nicht. So laufen etwa Wachs- tumswerte – von kurzen Unterbre- chungen einmal abgesehen – seit zehn Jahren besser als „Value-An- sätze“. Auch der Small-Cap-Effekt will sich angesichts des disruptiven Wandels, der Large Caps wie Ama- zon bevorzugt, nicht mehr regel- mäßig einstellen. Familienunternehmen, die durch ihre konservative Ausrichtung, gerin- geren Leverage und Beständigkeit punkten, unterlagen auch 2019 einem strukturellen Wandel. In vie- len Familienunternehmen – etwa bei Fielmann und Sixt – wird die Grün- dergeneration gerade schrittweise von der nächsten Generation abge- löst – und das geht nicht immer ohne Friktionen ab. Man ist der Digitali- sierung gegenüber aufgeschlossen, bevorzugt den Online- gegenüber dem sta- tionären Handel, will in die Herausforde- rungen der Zukunft wie künstliche Intelli- genz investieren und vielleicht erst einmal viel Geld in die Hand nehmen, wodurch die Gewinne zumindest temporär gedrückt wer- den. Dazu kommt, wie Christoph Schlien- kamp, der kürzlich bei der GS&P KAG im Luxemburg anheuerte, ausführt, dass das klassische Nachfolgemodell, wonach ein Familienmitglied die alleinige Verantwor- tung in der Geschäftsführung übernimmt, an Bedeutung verliert. Um neue Geschäfts- modelle zu entwickeln, nähmen die Nach- folger kulturelle Unterschiede zwischen Start-ups und Familienunternehmen be- wusst in Kauf. In diesem Spannungsverhält- nis sind Familienunternehmen besonders gefordert, um den Anschluss nicht zu ver- lieren. Dazu kommen disruptive Elemente in Branchen wie in der Automobilindustrie, wo nicht nur die Hersteller selbst, sondern auch die Zulieferer, unter denen sich viele familiengeführten Unternehmen befinden, vor Herausforderungen sind. Alles in allem also nicht mehr das stabile Umfeld früherer Zeiten, in denen der Wandel langsam vor sich ging und Familien die nötigen Vorkeh- rungen problemlos treffen konnten. Damit ist auch nicht mehr sicher, dass das Thema „Familiengeführte Unternehmen“ eine sichere Bank im Hinblick auf eine Outperformance des breiten Marktes darstellt. Eines der Urgesteine war der von Friedrich Diel durchgängig gema- nagte und mit 15. Dezember 2006 aufgelegte FT UnternehmerWerte Fonds (ISIN: DE000A1XDYH7), der sich dem Thema annahm. Man verfolgte einen regelgebundenen und quantitativ gestützten Investmentpro- zess, dazu kam der vom Fondsmana- gement angewendete Gleichgewich- tungsansatz. Um als Aktie zum in- vestierbaren Universum zugelassen zu werden, waren mindestens 300 Millionen Euro Marktkapitalisierung nötig, der Free Float musste zumin- Vor der Finanzkrise wurden etliche Fonds aufgelegt, die sich auf familiengeführte Unternehmen konzentrieren wollten, weil man deren Managern besondere Qualitäten zusprach. Ein Rückblick zeigt, dass die Grundannahmen des Konzepts teilweise doch zu simpel waren. Performance eines ganzen Fondslebens Der FT UnternehmerWerte Fonds schlug sich wacker und musste trotzdem gehen. Sowohl gegenüber dem MSCI Europe Net Total Return als auch dem Stoxx Europe 600 Net Return Index schlug sich der Fonds für europäische familiengeführte Unternehmen wacker und konnte von 15. Dezember 2006 bis 12. Oktober 2018 eine annualisierte Outperformance von 2,01 Prozent (MSCI Europe) beziehungsweise 1,78 Prozent per annum (Stoxx Europe 600) nach Kosten in der Retailtranche erzielen. Quelle: Bloomberg -60 % -40 % -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2015 2014 2013 2018 2017 2016 2012 2011 2010 2009 2008 2007 FT UnternehmerWerte MSCI Europe Net Total Return Stoxx Europe 600 Net Return FOTO : © GS & P, BOJ AN | S TOCK . ADOB E . COM » Das klassische Modell, wonach ein Familienmitglied die Geschäftsführung übernimmt, verliert an Bedeutung. « Christoph Schlienkamp, Fondsmanager bei der GS&P KAG im Luxemburg und geschäftsführender DVFA-Vorstand Überschätzte Familien ? 208 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : FAMI L I ENGE FÜHR T E UNT E RNEHMEN

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