Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

gen an den Markt gebracht haben, die auf disruptiven Technologien unter Einsatz von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz beruhen. Regional betrachtet lässt sich zeigen, dass der Milliardärseffekt in den USA am stärks- ten ausgeprägt ist – gefolgt von asiatischen und pazifischen Staaten. Eine Sonderstel- lung nimmt dabei China ein. Die Gründer- phase ist in dem Land nach wie vor intakt, und die gewaltige Bevölkerungszahl be- wirkt, dass sich funktionierende Geschäftsideen exponentiell ent- falten lassen. Insgesamt scheinen asiatische Konsumenten für neue Konzepte besonders empfänglich zu sein. Neue Geschäftsmodelle und Technologien verdrängen ihre Vorgänger entsprechend rasch. Europa bleibt demgegenüber leicht zurück, dennoch lassen die von Milliardären kontrollierten Gesellschaften auch in der Alten Welt den breiten Markt deutlich hinter sich. Eine weitere wichtige Erkenntnis der UBS-Untersuchung besteht darin, dass dann, wenn die Kontrolle in der Familie bleibt, auch die Outperformance tendenziell Bestand hat. Stellt man Profitabilitätsver- gleiche zwischen börsennotierten Unterneh- men in Leitindizes und milliardärsgeführten Firmen an – gleichgültig ob es sich dabei um gelistete oder private Unternehmen han- delt –, so übersteigt deren durchschnittliche Gewinnstärke den Schnitt der Profitabilität im MSCI AC World Index bei Weitem. So liegt die Eigenkapitalrendite (Return on Equity, ROE) der milliardärsgeführten Fir- men über zehn Jahre bis einschließlich 2018 bei beeindruckenden 16,6 Prozent im Jahr, während die Firmen im MSCI ACWI auf vergleichsweise bescheidene 11,3 Prozent jährliche Eigenkapitalverzinsung kommen (siehe Grafik „Eigenkapitalrenditen im Ver- gleich“). Während des Untersuchungszeit- raums schwankte die Eigenkapitalrendite aller Unternehmen nicht zuletzt deshalb, weil sich auch die Zinsen veränderten. We- nig überraschend ist die Profitabilität am höchsten in den Sektoren Konsum und Ein- zelhandel, Technologie und Finanzdienst- leistungen. Im Gegensatz dazu sind die Eigenkapitalrenditen in den Sektoren Me- dien und Unterhaltung, Rohstoffe und Ver- sorger am niedrigsten. Das überrascht nicht wirklich, da traditionelle Medienhäuser mit der digitalen Konkurrenz schwer zu kämp- fen haben, Rohstoffkonzerne wiederum lei- den unter den schon seit Langem niedrigen Rohstoffpreisen, während Versorger den Wettbewerb von Wind- und Solarkraftwer- ken spüren. Eine kleine Gruppe von milliardärsge- führten Geschäften fokussiert sich nicht auf den ROE, sondern strebt vorrangig Wachs- tum und Marktanteils-, sprich Umsatzge- winne an. Ähnlich einer bestimmten Anzahl von verlustschreibenden Tech-Unterneh- men, von denen einige zuletzt einen Bör- sengang durchgeführt haben, konzentrieren sie sich auf die Umsatzmaximierung, um Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Immerhin 27 von 535 von Milliardären kontrollierte Gesellschaften – das ist die Summe jener, die über 15 Jahre im Daten- bestand und bei der ROE-Ermittlung Teil der Stichprobe sind – schreiben Verluste, ein Drittel davon – exakt neun – kommt aus dem Tech-Sektor. IPO-Champions Auch an der Kreuzung von nicht geliste- ten zu notierten Unternehmen sind die von Milliardären kontrollierten Firmen profita- bler als andere, nicht von Milliardären kon- trollierte, stellen die UBS-Analysten fest. Genauer untersucht man hier 102 Milliar- därsunternehmen, die in den letzten zehn Jahren einen Börsengang vollzogen haben. In den drei Jahren vor dem IPO lag deren ROE im Schnitt bei 35,4 Prozent. Danach gehen die Eigenkapitalrenditen nach unten, da durch das neu geschaffene Eigenkapital dessen Rendite verwässert wird, und errei- chen durchschnittlich 17,3 Prozent, bevor sie sich in den Folgejahren wieder erholen. Im Vergleich dazu belegt eine Untersu- chung des breiteren IPO-Universums über das idente Zehnjahresfenster vom Jahr drei vor dem IPO-Jahr bis zum Jahr sechs da- nach, dass der durchschnittliche ROE in diesen Fällen auf 14,8 Prozent nach dem Going Public fällt und in den Folgejahren weiter rückläufig ist. Die Grafik „Pre- und Post-IPO-Performanceanalyse“ visualisiert diese Zusammenhänge. Da milliardärskon- trollierte Unternehmen so stark performen, ist es kein Wunder, dass die meisten Mil- liardäre auch die Kontrolle nach einem IPO behalten wollen. Fast alle der 2.101 Mil- FOTO : © PWC Pre- und Post-IPO-Performanceanalyse Milliardärskontrollierte Firmen erzielen vor und nach dem IPO höhere Eigenkapitalverzinsungen. In den drei Jahren vor dem IPO lag der Return on Equity (ROE) der milliardärskontrollierten Unternehmen im Schnitt bei 35,4 Prozent. Nach dem IPO geht der ROE im Schnitt aufgrund der Verwässerungseffekte nach unten, bleibt aber mit 17,3 Prozent und in den Folgejahren höher als bei anderen IPOs, wo er 14,8 Prozent erreicht und weiter fällt. Quelle: UBS, PwC Jahr +6 Jahr +5 Milliardärskontrollierte Firmen Nicht von Milliardären kontrollierte Firmen Jahr +4 Jahr +3 Jahr +2 Jahr +1 Jahr –1 Jahr –2 Jahr –3 IPO Event 35 % 30 % 25 % 20 % 15 % 10 % 5 % 0 % » Outperformance von Milliardären ist das Ergebnis hoch fokussierter, entschlossener, smarter Strategien der Risikoübernahme. « Marcel Tschanz, Partner und Swiss Head of Wealth Management, PwC Switzerland, Zürich 204 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : ENT R E PR ENEUR E

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