Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

kenblase 2008 seien die Risikobudgets vieler Groß- anleger zu knapp bemessen, um erhöhte Aktienrisiken eingehen zu können. „Wer unbedingt einen Teil seines Vermögens in Aktien anle- gen musste, konzentrierte sich auf Titel mit hohem Gewinnwachstum, solider Bilanz oder geringen Kurs- schwankungen“, erklärt Huber. „Value-Aktien erfül- len diese Kriterien nicht. Oft handelt es sich hier um zyklische Papiere, die sehr konjunkturabhängig sind und im Zeitablauf deutli- chen Schwankungen unter- liegen.“ J.P. Morgan AM begrün- det diese Entwicklung mit den drei Einflussfaktoren globale Wachstumsschwä- che, anhaltender Niedrig- zins sowie der technologi- schen Adaption, also der Disruption klassischer Ge- schäftsmodelle durch neu am Markt verfügbare Tech- nologien. „Gerade wenn das Wirtschaftswachstum eher schwach ist, herrscht eine große Nachfrage nach ech- ten Wachstumsunternehmen“, erklärt J.P. Morgans Invest- mentspezialist Karsten Stroh. Diese Investorennachfrage nach wachstumsstarken Tech- nologieunternehmen, die über Skaleneffekte ihre Mar- gen und Gewinne überpro- portional steigern können und nach dem Motto „The Winner takes it all“ eine Monopolstellung anstreben, treibt deren Aktienkurse in lichte Höhen, zusätzlich be- feuert von ETF-Geldern und jenen Investoren, die einen Momentum-Ansatz verfol- gen. Das führt zu bedenk- lichen Entwicklungen. Die breiten Indizes, vor allem in den USA, wurden in den letzten Jahren insbe- sondere von den FANMAG- Unternehmen (Facebook, Apple, Netflix, Microsoft, Amazon und Google, der nunmehrigen Alphabet) hochgetrieben. Deren Bör- senwert von rund vier Bil- lionen Euro ist inzwischen höher als die jeweilige Gesamtmarktkapitalisierung von Japan, China oder Großbritannien. Die hohe Bewertung von Growth-Ak- tien hat dazu geführt, dass allein Apple, Amazon, Mi- crosoft und Facebook im ersten Quartal 2020 rund 18 Prozent der Marktkapitali- sierung des S&P 500 Index ausmachten. Das erachten viele Marktteilnehmer mitt- lerweile als eine gefährliche Konzentration auf wenige Titel beziehungsweise als Zeichen für eine zu niedrige Marktbreite, die zuletzt während des Millenniums Value-Aktien erleben immer wieder Schwächephasen, in denen sie schlechter abschneiden als Wachstumswerte. Ihr jüngstes „Siechtum“ nimmt sich allerdings auch im langjährigen Vergleich ungewöhnlich hartnäckig aus. Value-Manager hoffen nun auf ein Ereignis, das diese Phase beendet. Extreme Underperformance Häufigkeitsverteilung Value-Prämien US-Aktien Eine Häufigkeitsverteilung von Value-Prämien am US-Aktienmarkt über rollierende Fünf- jahreszeitfenster zeigt im oberen Grafikteil, dass es per Jahresultimo 2019 nur wenige Perioden gab, in denen Value noch stärker hinter Growth herhinkte. Die oben angeführte Häufigkeitsvertei- lung hat eine positive Rechtsschiefe und zeigt, dass Value in der Regel outperformt. Derzeit befindet sich allerdings Value in einer Extremphase der Underperformance. Sobald sich der Wind an den Märkten dreht, erwarten Value-Investoren satte Überrenditen gegenüber Growth, wie der untere Grafikteil zeigt. Laut Historie winken 14 Prozent. Quelle: StarCapital 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % >=18 % 18 % 16 % 14 % 12 % 10 % 8 % 6 % 4 % 2 % 0 % -2 % -4 % <-6 % 0 50 100 150 200 >=18 % 18 % 16 % 14 % 12 % 10 % 8 % 6 % 4 % 2 % 0 % -2 % -4 % <-6 % 14 % 19 % 0 % 26 Perioden 192 Perioden 3 Perioden 12 Perioden Häufigkeitsverteilung US-Value Prämie über 5 Jahre aktuell US-Value Prämie in den fünf Folgejahren N o. 1/2020 | www.institutional-money.com 195 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : VA LUE - AK T I EN

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