Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Erfolgsbelege, bitte! Mit ihrer Wirkungsforschung untersuch- te Duflo auch, wie man in Kenia den Schulbesuch der Kinder steigern könnte. Es sind weder kostenlose Schulmahlzeiten noch direkte Zahlungen an die Eltern, da- mit diese ihre Kinder morgens zur Schule schicken, was die Weltbank als Maßnahme empfiehlt. Das Ergebnis von Duflos Wir- kungsforschung war, dass Medikamen- te gegen Würmer die größte Wirkung haben, denn der Grund, warum viele Kinder in Kenia nicht zur Schule gehen ist, dass sie krank von Parasiten sind. Duflo fand heraus, dass die Wurmbe- handlung die Anwesenheit der Kinder um 25 Prozent steigern konnte, was durch die anderen Maßnahmen nicht erreicht wurde. Sie plädiert dafür, in der Entwicklungshilfe messbare Er- folgsbelege für Maßnahmen einzufordern, bevor man sie in großem Stil umsetzt, schließlich gehe es um Milliardenbeträge. Bestrebungen, mehr Wirkungsmessung und Vergleichbarkeit zu ermöglichen, gibt es bereits. Die Universitäten Oxford und Wharton arbeiten aktuell an entsprechen- den Lösungen, sodass die Benchmarking- Möglichkeiten – auch in der Entwicklungs- hilfe – womöglich bald besser werden. Dieses Ziel hat sich auch das „Impact Management Project“ (IMP) gesetzt, das 2018 ins Leben gerufen wurde. Diesem Projekt haben sich mittlerweile knapp 2.000 Organisationen weltweit angeschlos- sen. Dazu gehören Akteure von der Asset- Management-Seite wie BlackRock oder Allianz, aber auch Stiftungen und Wir- kungsexperten wie Phineo. „Auch die OECD und einige UN-Organisationen unterstützen und nutzen die Arbeiten des IMP“, sagt Petrick. Das IMP hat es sich zur Aufgabe ge- macht, einen gemeinsamen Nenner zu fin- den, wie Wirkungsmessung nach bestimm- ten Normen gemessen und anschließend in ein standardisiertes Wirkungs-Reporting gegossen werden kann. Dazu hat man 15 Impact-Kategorien ausfindig gemacht, damit will man am Ende in der Lage sein, für jedes Portfolio eine Impact-Matrix zu erstellen. Die Matrix steckt aber offenbar noch in der Entwicklungsphase, denn über das 220 Milliarden Euro schwere Portfolio des zweitgrößten niederländischen Pensions- fonds PGGM werden auf der IMP-Seite lediglich folgende Impact-Messdaten ver- öffentlicht: 81 Prozent von PGGMs Port- folio werden als „Schadensvermeider“ kate- gorisiert, 4,5 Prozent des Portfolios haben einen „vorteilhaften Einfluss auf Mensch oder Umwelt“ im Sinne der Erreichung der SDGs, 2,5 Prozent tragen zu „Lösungen mit signifikant positivem Einfluss“ bei, und zwölf Prozent des Portfolios lassen sich nicht in die Matrix einordnen. Immer- hin ist ein Anfang gemacht, aber „geeigne- te Tools müssen noch entwickelt werden. Wir brauchen Industriestandards wie Due- Diligence-Standards, Richtlinien für ein harmonisiertes Impact Reporting oder Im- pact-Benchmarking-Daten“, meint Petrick. Impact Reporting Solange man sich nicht auf einen Indus- triestandard einigen kann, wird jeder Im- pact-Manager entsprechend seiner eigenen Methode berichten. Ein gelungenes Beispiel gibt der auf Entwicklungsinvestitionen und Impact Investing spezialisierte Schweizer Vermögensverwalter responsAbility Invest- ments. Auf dessen Website steht: „Trans- parenz ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Investitionstätigkeit. Deshalb messen wir die Entwicklungswir- kung aller unserer Aktivitäten.“ Gleich da- - runter wird schlaglichtartig der Impact der responsAbility-Portfolios aufgeführt: „10 Mio. Leben durch netzunabhängige Energie verbessert“, „510.000 Kleinbauern als Lie- feranten beschäftigt“, „350.000 Mio. Men- schen mit Basis-Dienstleistungen versorgt“, „1,4 Mio. ha nachhaltig kultiviert“ . Hier wird etwas greifbar gemacht, das häufig schwer zu kommmunizieren ist. Ob dies allerdings im Verhältnis zur investierten Summe viel oder wenig ist, lässt sich anhand dieser Daten noch nicht abschätzen; dazu bräuchte man nachvollziehbare Benchmarks. Datensammler Neben der Normierung der Ergebnismes- sung und -darstellung arbeitet man auch an den Daten, die benötigt werden. Investoren und Produktanbieter brauchen spezifische Daten für die Messung ihres Impacts und ihr Reporting. „Daten sammeln ist ein Geschäftsmodell“, stellt Nixdorf nüchtern fest. „Er werden sich entsprechende Unter- nehmen gründen, oder bestehende Unter- nehmen werden ihren Fokus erweitern.“ Der neueste Trend sind Unternehmen, die Real-Time-Daten erfassen. „Investoren möchten die Wirkung ihrer Investments möglichst rasch sehen und bei Bedarf gegensteuern“, erklärt Petrick. Ein Beispiel ist Acumen, ein großer US-Fonds, der in Schwellenländern arbeitet. Dort ist Mobil- funk sehr verbreitet, und Acumen hat Fragen entwickelt, die die Bauern schnell per Handy beantworten können. Die Daten werden dann rasch weiterverarbeitet und liefern Real-Time-Ergebnisse – ein gelunge- nes Beispiel für einen Lean Data Approach, findet Petrick. Natürlich müssen die Bemühungen der Datenlieferanten und der Ratingagenturen von den Impact-Investoren bezahlt werden. Laut dem Industrieverband GIIN fließen durchschnittlich zwölf Prozent des totalen Managementbudgets in die Impact-Mes- sung. „Der größte Teil davon ist für das Personal, das sich überwiegend mit der Messung und dem Reporting befasst“, so Petrick. Ob die Impact-Messung nicht zu teuer sei, wollen wir von Dagmar Nixdorf wissen. „Auch das Audit für herkömmliche Investments, die z. B. von bestimmten Ratinggesellschaften bewertet werden, ist kostenintensiv“, meint sie. Ja natürlich: Will man verlässliche Zahlen, an denen man sein Handeln und seine Investitionen ausrichten kann, kostet das Aufwand. Daran ändert auch die schönste philanthropische Ziel- setzung nichts. ANKE DEMBOWSKI » Wie will man einen Fortschritt im Impact bestimmen? Das geht nur durch Messung! « Dagmar Nixdorf, Vorsitzende des Aufsichtsrats der Nixdorf Kapital AG FOTO : © N I X DOR F K A P I TA L AG 192 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : WI RKUNGSME S SUNG

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