Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Vier Schritte stehen hier an: Erstens sind die sozialen oder ökologischen Wirkungsziele zu definieren. Dazu muss man die sozialen Herausforderungen und den Bedarf des Sektors verstehen und eine sogenannte Wir- kungslogik (Theory of Change) festlegen. Zweitens ist zu überlegen, mit welchen Indikatoren sich die Ziele messen lassen. „In dem Beispiel wäre das etwa die Anzahl der Tage, an denen Mädchen in einem Schuljahr in die Schule gehen, genauso wie die Anzahl an Jahren“, so Petrick. Drittens sind die Indikatoren regelmäßig zu betrachten und das Projekt entspre- chend zu steuern. „Die Tage der Schul- besuche würden z. B. monatlich erfasst und analysiert, und falls nötig, können Maßnahmen angepasst werden.“ Vier- tens sollte über Maßnahmen und Ziel- erreichung regelmäßig berichtet werden. „Impact-Investoren treten mit dem Wunsch an, soziale oder ökologische Pro- bleme zu lösen, und sie wollen natürlich sehen, ob und inwieweit das gelungen ist“, macht Petrick die Sichtweise der Investoren klar. Jung, aber nicht brandneu „Die European Venture-Philanthropy As- sociation (EVPA) gibt es seit 15 Jahren. Der Begriff des Impact Investing entstand 2008 und geht auf die Rockefeller Foundation zurück“, so Petrick. Das Thema Wirkungs- messung habe zwar eine längere Historie, aber mit dem Impact Investing eine beson- dere Bedeutung erlangt. Um Wirkung besser greifbar zu machen, hat Phineo eine siebenstufige Wirkungs- treppe entwickelt, die auch bei der SKala- Initiative Anwendung findet. Anhand der Treppe lasst sich die Wirkung einer Maß- nahme besser einschätzen (siehe Chart). Auch andere Organisationen nutzen diese Wirkungstreppe, weil sie ein probates Mit- tel ist und vermutlich auch weil sie kos- tenlos veröffentlicht wurde. Nach der Wirkungstreppe wird zunächst geschaut, ob die Zielgruppe ein veränder- tes Bewusstsein oder mehr Fähigkeiten hat. Als Nächstes prüft man, ob dies be- reits Auswirkungen auf das Handeln der Zielgruppe hatte. In der folgenden Stufe wird untersucht, ob das veränderte Verhal- ten Auswirkungen auf die Lebenslage der Zielgruppe hatte, und in der Spitze hofft man, dass sich dadurch die Gesellschaft zum Positiven verändert. Für die Stufe 7 der Wirkungstreppe ist es erfahrungsgemäß be- sonders schwer, Resultate zu erheben. Normierung Auch wenn die Wirkungstreppe bei ver- schiedenen Projekten eingesetzt wird: Eine Norm stellt sie noch nicht da. Es gibt jedoch Bestrebungen, auch im Bereich Impact- Messung allgemein gültige Normen zu fin- den. Das Global Impact Investing Network (GIIN) hat 2019 die Hauptcharakteristika des Impact Managements und der damit verbundenen Wirkungsmessung zusammen- gestellt. Dazu wurde ein Katalog mit Stan- dardindikatoren, aufgeteilt nach Sektoren, erstellt: IRIS+. Er soll helfen, Impact-Inten- tionen in Impact-Ergebnisse zu überführen. Dabei geht es insbesondere darum, die ge- messenen Impact-Daten zu sammeln, mög- lichst nach einheitlichen Normen darzustel- len und am Ende vergleichbar zu machen. Petrick beobachtet, dass zahlreiche Impact- Investoren bereits IRIS+ nutzen, „auch wenn viele Investoren ihre eigenen Indi- katoren verwenden, wenn diese für ihre spezifischen Ziele geeigneter erscheinen“. Ein Katalog von Standardindikatoren ist ein guter Anfang, denn mangelnde Transpa- renz und Vergleichbarkeit von Wirkungsper- formance sei laut Petrick noch ein Problem: „Selbst der eine oder andere Impact-Fonds – macht seine Reports leider nicht öffent- lich.“ Daher seien die Benchmarking-Mög- lichkeiten begrenzt. „Man weiß oft nicht, wie man sich einordnen soll. Wenn bei- spielsweise aufgrund einer Maßnahme die Schulteilnahme von Mädchen einer Region in Indien um x Prozent gesteigert wurde, ist das dann im Vergleich zum eingesetzten Kapital viel oder wenig?“ Bessere Vergleichsmöglichkeiten könnten Impact-Investoren mit ähnlich gelagerten Zielen helfen, ihre Mittel dort einzusetzen, wo sie am effektivsten arbeiten – genau das, was Klatten mit ihrer SKala-Initiative an- strebt und was Wirtschafts-Nobelpreisträge- rin und Armutsforscherin Esther Duflo for- dert. Die Wissenschaftlerin untersuchte die Wirkung von Mikrokrediten in mehreren Ländern und fand heraus, dass Mikro- finanzkredite eine vergleichsweise ineffi- ziente Art der Armutsbekämpfung darstellen und es bessere Maßnahmen der Armuts- bekämpfung gebe. FOTO : © WWW. CE L E B FAM I LY. COM » Ich möchte meine Mittel so wirkungsvoll wie möglich einsetzen. « Susanne Klatten, BMW-Erbin und Unternehmerin Die SKala-Wirkungstreppe wurde von Phineo entwickelt und eignet sich für das Impact Reporting. Demnach misst die SKala-Initiative Output und Wirkung in sieben Stufen. Quelle: SKala-Initiative IMPACT OUTCOME OUTPUT Ab der Stufe 4 spricht man von Wirkung Gesellschaft verändert sich Zielgruppen ändern ihr Handeln Zielgruppen verändern Bewusstsein bzw. Fähigkeiten Aktivitäten finden wie geplant statt Zielgruppen werden erreicht Lebenslage der Zielgruppen ändert sich Zielgruppen akzeptieren Angebote 2 3 4 5 6 7 190 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : WI RKUNGSME S SUNG

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