Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Jetzt haben wir aber ein Delta von einigen Basispunkten. Herr Goebbels sagt, dass Metro mit seinem guten Nachhaltigkeits- Score hofft, einige Basispunkte weniger zahlen zu müssen. Und Sie sagen, dass sie mit Ihren nachhaltigen Portfolios markt- gerechte Renditen liefern können. Wie er- klärt sich die Differenz von einigen Basis- punkten? van der Werf: Es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob es sich um einen Green Bond handelt oder nicht. Die Nachfrage nach grünen Anlageprodukten ist derzeit sehr hoch. Wenn andere Großhandelsunter- nehmen kein so gutes Nachhaltigkeits- Rating haben wie Metro, unterstützt das Metros Aktienperformance und seine Refi- nanzierungsmöglichkeiten am Markt. Das sehen auch die CFOs. Die sehen dann die Verbindung zwischen einem besseren Nach- haltigkeits-Rating und einer besseren Per- formance. Was ist Ihre Perspektive? Wohin wird der Nachhaltigkeitsansatz im Finanzgeschäft in den nächsten zehn, 20 Jahren gehen? Goebbels: Ich erwarte, dass Nachhaltigkeit in zehn bis 20 Jahren ein integraler Teil des Berichtswesens ist. Nicht nur beim Repor- ting, sondern auch in der gesamten Unter- nehmensführung werden ESG-Themen stär- ker integriert und weniger als separates Feld betrachtet. Auch in der Kommunikation zwischen Investoren und Unternehmen wer- den die beiden Ebenen zusammengeführt, weil man versteht, dass nichtfinanzielle Aspekte Auswirkungen auf die Finanzkenn- zahlen haben. Wir werden das bald auch an steigenden Energiepreisen sehen – und ge- nerell an der Knappheit von Ressourcen. van der Werf: Wir verstehen die SDGs als wichtigen externen Anker. Das sind klar for- mulierte Ziele, zum Beispiel Food Security. Es gibt auf der Erde immer noch 800 Mil- lionen Menschen, die nicht genug zu essen haben. Diese Zahl ist in den vergangenen Jahren sogar wieder gestiegen. Die SDGs wurden 2015 formuliert, und wir kommen näher an das Jahr 2030. Es gibt zwar Fort- schritte, aber wir sind vermutlich nicht schnell genug, als dass wir 2030 sagen könnten: Wir haben Hunger und Armut beendet. Wenn wir es nicht schaffen, die SDGs zu erreichen, wird es mehr Instabi- lität geben. Und das macht es schwer für Investoren, die richtigen Unternehmen zu selektieren. Daher ist es sowohl für uns als auch für unsere Kunden wichtig, dass wir mehr Stabilität erreichen, indem wir den SDGs näher kommen. Wäre es nicht zielführender, man würde das Thema der Überbevölkerung angehen? Wenn es nur halb so viele Menschen auf der Erde gäbe, bräuchte man auch nur etwa halb so viele Ressourcen. Goebbels: Sie können ja nicht von heute auf morgen die Weltbevölkerung reduzieren. Aber wenn wir beispielsweise die Lebens- mittelverschwendung eindämmen, werden auch weniger Lebensmittel verbraucht. Und wenn wir unsere Gewohnheiten ändern, wenn jeder ein wenig mehr auf nachhaltige Produktion, bewussteren Konsum achtet, kommen wir mit weniger Ressourcen aus. van der Werf: Das sind schwierige ethische Fragen, da sie stark in die Präferenzen der Menschen eingreifen. Es ist selbst für Regierungen, aber erst recht für uns als Investor schwierig, die Familienplanung der Menschen zu beeinflussen. Wir glauben hier eher an das Recycling-Modell. Da- durch ist es möglich, ausreichend Nah- rungsmittel für die jetzt lebenden sieben Milliarden Menschen zu produzieren, und es wird auch möglich sein, genug für zehn Milliarden zu produzieren. Vermutlich werden wir in 20 Jahren auch ganz andere Essgewohnheiten haben. Daher fokussieren wir uns lieber auf Unternehmen, die in dieser Hinsicht hilfreiche Produkte und Technologien zur Verfügung stellen und die Welt nachhaltiger machen. Das sind echte Investmentopportunitäten! Wir danken für das Gespräch. ANKE DEMBOWSKI » Aus einem schlechten Nachhaltigkeits-Score ergibt sich noch keine unmittelbare Verkaufs- order. Aber so weiß der Analyst, dass es hier Nachhaltigkeitsrisiken gibt. « Peter van der Werf, Senior Engagement Specialist, Active Ownership, Robeco A L L E F OTO S : © E DWA R D PA R K 186 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com PRODUK T E & S TRA T EG I EN : PETER VAN DER WERF | ROBECO + MI CHAE L GOEBBE L S | METRO

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