Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Wie fühlt es sich an, wenn Investoren zu- nehmend auch Fragen zu Nicht-Finanzthe- men stellen oder anders gefragt: Mussten Sie in dem Zusammenhang Ihr Daten-Set erweitern? Goebbels: Absolut. Beispielsweise fragen die Investoren nach nichtfinanziellen Daten, genauso wie der Dow Jones Sustainability Index oder das Carbon Disclosure Project. Das hat bei uns zur Erhebung, Messung und Veröffentlichung vieler – auch neuer – Nachhaltigkeitsdaten geführt. Stellt es für Sie als Unternehmen ein Da- moklesschwert dar, wenn ein Asset Mana- ger Ihnen sagt: „Wir investieren nicht mehr, wenn Ihr nicht nachhaltig werdet“? Goebbels: Da wir in Sachen Nachhaltigkeit sehr engagiert sind, ist bei uns die Befürch- tung, dass Investoren aus diesem Grund bei uns aussteigen, gering. Wir selbst setzen bei unseren Lieferketten eher auf Engagement als auf Exklusion. Ein Beispiel: Unsere Non-Food-Eigenmarken werden auch in Risikoländern produziert. Hier erwarten wir ein Audit nach dem BSCI-Standard mit akzeptablem Ergebnis, um sicherzustellen, dass keine Kinderarbeit stattfindet, die Men- schenrechte und faire Arbeitsbedingungen eingehalten werden. Letztlich ist das auch ein Business Case, denn wir versprechen uns daraus eine höhere Kundenloyalität und ein besseres Branding bei unseren heutigen und künftigen Mitarbeitern. van der Werf: Genau! Wenn Sie heute die besten Leute aus den Universitäten haben wollen, müssen Sie das Thema Nachhaltig- keit glaubwürdig vertreten. Metro nimmt an der Nachhaltigkeitsbewer- tung von RobecoSAM teil und wurde in den letzten vier Jahren als Branchenführer im Lebensmittelhandel ausgezeichnet. Wie wichtig ist das für Ihr Unternehmen? Und wie viel Arbeit macht es? Goebbels: Wir erstellen einen jährlichen Corporate Responsibility Report, sodass wir die meisten Daten ohnehin vorliegen haben. Trotzdem benötigen wir für die Beantwor- tung der Fragebögen für den Dow Jones Sustainability Index rund ein halbes Jahr. Natürlich sind wir nicht zu 100 Prozent nur damit beschäftigt. Wir kontaktieren die Län- der, in denen wir Aktivitäten haben, sowie die zentralen Fachabteilungen und sammeln die relevanten Informationen. Wir nutzen die Zusammenstellung dann auch intern, betrachten unsere bisherige Entwicklung und suchen nach Verbesserungsmöglichkei- ten. Außerdem fließt bei uns in die Lang- fristvergütung mit ein, wie wir im Dow Jones Sustainability Index abschneiden. van der Werf: Wir diskutieren immer wieder, ob wir die Fragenliste nicht kürzer halten sollten. Aber letzten Endes ist dieser Frage- bogen Teil der Kommunikation darüber, was wir erwarten, was das Unternehmen bereits erreicht hat und wo die Entwicklung hingeht. Um eine globale Benchmark zu erhalten, ist es wichtig, dass wir all diese Informationen von allen Unternehmen ha- ben. Nur so lässt sich ein fundiertes Ranking über die Faktoren E, S und G erstellen. Haben Unternehmen, die in Nachhaltig- keitsindizes schlecht abschneiden, bereits Probleme, Finanzierung zu finden? Goebbels: Ein gutes Ranking in einem Nach- haltigkeitsindex hat durchaus Einfluss auf die Kreditkonditionen von Darlehen. Bei einem guten Score ist es schon mal mög- lich, dass Sie als Unternehmen einige Basis- punkte weniger zahlen müssen. Das ist eine gute Motivation, sich um Nachhaltigkeit zu bemühen! Dann wären Sie also damit zufrieden, wenn Sie von den positiv gerateten Unternehmen weniger Zinsen erhalten? van der Werf: Sagen wir so: Durch unsere Selektion haben wir nur ein kleineres Uni- versum an Unternehmen, in das wir inves- tieren können. Gleichzeitig können wir unseren Kunden aber marktgerechte Rendi- ten liefern, sowohl bei Aktien als auch bei Renten. » Bei einem guten Score ist es schon mal möglich, dass Sie als Unternehmen einige Basispunkte weniger zahlen müssen. « Michael Goebbels, Director Corporate Responsibility Strategy & Reporting, Metro AG N o. 1/2020 | www.institutional-money.com 185 PRODUK T E & S TRA T EG I EN : PETER VAN DER WERF | ROBECO + MI CHAE L GOEBBE L S | METRO

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