Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Plantagenbetreibern. Wir erwarten von all diesen Firmen, dass sie Mitglied des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) werden, wo wir selbst auch Mit- glied sind. Alle zusammen können wir hier die Zertifizierungsstandards festlegen. Die sollen das Vertrauen der Konsumenten ver- dienen und erhalten. Wenn wir in einen Plantagenbetreiber investieren, müssen min- destens 20 Prozent seines Outputs zertifi- ziert sein. Die Grenze heben wir langsam an; sie soll in drei Jahren bei 50 Prozent, und am Ende bei 100 Prozent liegen. Dabei bleiben wir in Kontakt mit allen Unterneh- men, die am Roundtable teilnehmen, um zu erfahren, welche Fortschritte sie machen, und um ihnen klarzu- machen, was wir von ihnen erwarten. Den weiterproduzierenden Unterneh- men empfehlen wir, ausschließlich RSPO-zertifiziertes Palmöl zu ver- wenden. Jeder scheint in der Nachhaltigkeits- diskussion Druck auf den anderen auszuüben. Erreichen wir in der Nachhaltigkeitskette bereits das letzte Glied, den Produzenten? Goebbels: Bei Kakao, Kaffee und Palmöl haben wir es oft mit Produktionsgenossen- schaften zu tun, da kommen wir selten bis an den einzelnen Bauern. Nachhaltigkeits- labels sind ein guter Anfang, aber am Ende wollen wir einen Schritt weiter gehen und direkt den Produzenten erreichen und ihn bei der Umstellung seiner Produktion auf Nachhaltigkeit unterstützen. van der Werf: Teilweise entwickeln wir auch wirksame Kontakte zu Regionen. In Malay- sia und Indonesien garantieren uns die Pro- vinzregierungen, dass eine gesamte Region auf Nachhaltigkeit ausgerichtet wird, wenn wir in die Palmölplantagenbetreiber inves- tieren. Auf diese Weise können wir darauf hinwirken, dass ganze Landstriche auf nach- haltige Produktion umgestellt werden. Womit ist die Wirkung besser: Mit Exklu- sion oder mit Engagement? van der Werf: Wir bevorzugen Engagement, denn auf diese Weise sind wir im Gespräch mit unserem Geschäftspartnern und können Einfluss nehmen. In bestimmten Fällen stei- gen wir aber komplett aus. So investieren wir nicht mehr in Tabakproduzenten, denn auch wenn Sie noch so viel mit Tabakpro- duzenten kommunizieren, am Ende behält das Produkt seine gesundheitsschädliche Wirkung. Bei Palmöl haben wir auch eine scharfe Linie gezogen und gesagt, dass wir in kein Unternehmen investieren, das nicht am Roundtable teilnimmt. Wie lange schauen und engagieren Sie sich, bevor Sie aussteigen, wenn sich nichts tut? van der Werf: Unsere Engagement-Periode beträgt drei Jahre. Im ersten Jahr erklärt uns das Unternehmen, was es bereits tut, und wir legen dar, was wir erwarten. Im zweiten Jahr wollen wir darüber sprechen, wo es Verbesserungen gegeben hat, und im dritten Jahr schließen wir den Kreis. Im Erfolgsfall melden wir das an unser Fondsmanagement und be- richten über die Fortschritte. Bei den anderen reporten wir, aus welchen Gründen wir erhöhte Nachhaltigkeits- risiken sehen. Daraus ergibt sich noch keine unmittelbare Verkaufsorder. Aber so weiß der Analyst, dass es hier Nachhaltigkeitsrisiken gibt, und kann das in seine Über- legungen mit einbeziehen. » Alternative Lebensmittel gelten nicht nur als gesünder und innovativer, sondern dort sind auch die Margen höher. « Peter van der Werf, Senior Engagement Specialist, Active Ownership, Robeco A L L E F OTO S : © E DWA R D PA R K Spezialist für Engagement Peter van der Werf ist Engagement-Spezia- list für die Branchen Konsumgüter, Gesund- heitswesen und Chemie. Er ist Mitglied des Beirats einer Reihe von PRI-Arbeitsgruppen wie Agricultural Supply Chain, Sustainable Palm Oil und Deforestation. Er sammelte über vier Jahre Berufserfahrung in der Geschäftsentwicklung in Frontier- Märkten, bevor er 2011 zu Ro- beco kam. Er hat einen Mas- ter in Umweltwissenschaften der Universität Wageningen. - PRODUK T E & S TRA T EG I EN : PETER VAN DER WERF | ROBECO + MI CHAE L GOEBBE L S | METRO 184

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=