Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

weiteren Ländern an. Sie liegen in den Regalen unmittelbar neben den anderen Burgern. So regen wir unsere Kunden an, auch alternative Burger zu probieren. van der Werf: Immer mehr Menschen kon- sumieren Lebensmittel bewusster. Daher bieten Nahrungsmittelproduzenten zuneh- mend auch alternative Lebensmittel an. Das ist auch für Investoren attraktiv: Die alter- nativen Bereiche gelten nicht nur als gesün- der und innovativer, sondern dort sind auch die Margen höher, weil der Wettbewerb hier noch nicht so stark ist. Was erwarten Sie beispielsweise von einem Lebensmittelhändler? van der Werf: Wir achten darauf, dass Lebensmittelproduzenten ihre Liefer- ketten zurückverfolgen können – bis zum Bauern, der Palmöl-Plantage oder zum Fangboot für die Fische. Hier befürchten wir nämlich langfris- tig hohe Risiken. Sehen Sie sich die thailändische Fischereibranche an: Dort gibt es viele Beanstandungen wegen Sklavenarbeit, wo Schleuser Arbeitskräfte aus den Nachbarländern den Fischereiflotten andienten. Oder nehmen Sie die Orang-Utan-Popu- lation, die durch den Ausbau einer Palmöl- plantage bedroht war; die Bilder gingen um die Welt! Globale Lieferketten bergen sol- che Risiken. Daher halten wir es für wich- tig, dass Unternehmen ihre Lieferketten kennen. Wir wollen wissen: Welche Fragen stellt ihr euren Lieferanten? Was wisst ihr über die Arbeitsbedingungen auf den Fel- dern und Plantagen? Ist das nicht ein Riesenaufwand? Goebbels: Das ist es! Wir haben vor ein paar Jahren eine App entwickelt. Damit kann der Kunde mittels Barcode die Lieferkette für Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse verfolgen. Hier sehen sie zum Beispiel, ob der Fisch mit einem Netz oder einer Angelleine gefangen und wie er dann transportiert wurde. Die Nachverfolgung der Lieferketten bis zum Bauern, die Entwicklung einer solchen App – macht das nicht die Lebensmittel teurer? Goebbels: Transparenz hat ihren Preis, das gilt auch für die Nachhaltigkeitslabels. Lizenzen wie ein MSC-Siegel für Fisch ver- ursachen zusätzliche Kosten, aber am Ende treten auch hier die Marktmechanismen ein. Zertifizierte Produkte müssen also nicht zwangsläufig teurer sein. Am Ende verste- hen wir es als unsere Aufgabe, dem Kunden zu erklären, warum ein zertifiziertes Produkt teurer sein kann als ein nicht zertifiziertes – die Entscheidung liegt am Ende beim Kun- den. Während das für Fisch nachvollziehbar ist, ist es bei Palmöl etwas schwieriger – allein schon, weil Palmöl vornehmlich als Zutat verarbeitet wird und der Kunde teil- weise erst einmal gar nicht weiß, was das Problem an nicht zertifiziertem Palmöl ist. Daher ist es auch schwierig, die Produzenten davon zu überzeugen, ihr Palmöl nachhaltig zu produzieren und sich wie wir dem RSPO anzuschließen. Daher ist gute Kommunikation im- mer der Schlüssel. Wollen Sie auch die Nachhaltigkeits- diskussion selbst mit beeinflussen? van der Werf: Ja, denn bei Palmöl investieren wir in die gesamte Wertschöpfungskette: vom Metro-Supermarkt über die Großhändler, die Commo- dity Trader bis hin zu den » Wie wir im Dow Jones Sustainability Index abschneiden, fließt bei uns in die Langfrist- vergütung mit ein. « Michael Goebbels, Director Corporate Responsibility Strategy & Reporting, Metro AG Nachhaltigkeits-Praktiker Michael Goebbels kam vor zehn Jahren zur Metro AG nach Düsseldorf und ist dort seit fünf Jahren im Bereich Corporate Responsibility (Nachhaltigkeit) für Strategie und Reporting sowie Metros Klimaziel verantwortlich. Er hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im Lebensmitteleinzel- und -großhandel in den Bereichen Con- trolling, Finanzen und Accounting. Herr Goebbels hat einen Ab- schluss in Wirtschaftsmathematik von der Universität Ulm. A L L E F OTO S : © E DWA R D PA R K i 182 PRODUK T E & S TRA T EG I EN : PETER VAN DER WERF | ROBECO + MI CHAE L GOEBBE L S | METRO

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