Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

im Gegensatz zu nachhaltigen Aktienman- daten kein Einfluss auf Verhaltensände- rungen der Zielunternehmen im Sinne des Impact Investing genommen werden kann. Ausschlusskriterien sind bei unserem An- satz weniger von Belang. Bei Unterneh- mensanleihen ist das „G“ – die Gover- nance“ – jedenfalls die erste Wahl unter den drei Nachhaltigkeitskomponenten. Wolfgang Pinner: In der Tat gibt es nur weni- ge Ausschlusskriterien wie etwa kontrover- sielle Waffen und Ähnliches, im Zentrum steht die nachhaltige Qualität eines Emitten- ten. Das bedeutet, dass wir eine gewisse Mindestqualität eines Emittenten nach unse- rem RCM-ESG-Score verlangen, die aber wiederum nicht zu hoch angesetzt ist. Schließlich wollen wir das sogenannte „ESG-Momentum“, also die Verbesserungs- dynamik eines Unternehmens in Bezug auf die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien, einfangen und im Mandat abbilden. Da wir ein großer Player in puncto Nachhaltigkeit sind, können wir auch als Bond-Investor einen gewissen Impact erzielen und als Fra- gesteller an das Management Engagement zeigen, das klassischerweise mit Aktionären in Verbindung gebracht wird. Wie gehen Sie beim RCM-ESG-Score vor? Worauf fußt er und fließen hier externe und interne Informationen ein? Wolfgang Pinner: Der Score gründet sich auf dem Input zweier externer Quellen in Form von Agenturen, deren Ratings wir in einer bestimmten Kombination einsetzen. Aus einem bei uns vor Jahren durchgeführten Ausschreibungsprozess, an dem fast ein Dutzend Anbieter von Nachhaltigkeitsra- tings teilnahmen, erfolgte schließlich auf- grund von vier beispielhaften Analysen eine Due Diligence. Herauskristallisiert als Ge- winner haben sich dabei ISS-oekom und MSCI ESG, die unterschiedliche – und damit sich ergänzende – Ansätze verfolgen. So stellt ISS-oekom den Stakeholder- Ansatz in den Vordergrund, während MSCI risikobasiert arbeitet. Selbstverständlich unterziehen wir die Qualität der beiden aus- gewählten Agenturen kontinuierlich einem Monitoring. Informationen, so sie uns im Zuge eigener Recherchetätigkeiten bekannt werden, können dieses Bild in Einzelfällen ergänzen. Nehmen wir ein konkretes Beispiel, einen führenden Tabakproduzenten wie British American Tobacco. Könnte eine Anleihe von BAT unter bestimmten Voraussetzungen Eingang in das Mandatsportfolio finden? Eberhard Haug: Wie schon geschildert, geht es uns um eine wirkungsorientierte Vor- gangsweise. Da man als Anleihenbesitzer keinen Einfluss auf das Rauchverhalten nehmen kann, sehe ich hier wenig Chancen. Dazu kommt, dass die Einschränkungen des Rauchens im Westen tendenziell steigen, woraus sich ein höheres Risiko für die Pro- duzenten ergibt. Wolfgang Pinner : Zu berücksichtigen sind auch die Betonung der Gesundheit bei den Nachhaltigkeitszielen und das hohe Klags- risiko. Beim Thema Tabak ist Risikoma- nagement mittelbar präsent. » Unser ESG- Momentum-Ansatz ist der Werttreiber bei allen nachhaltigen Renten- und Aktien- mandaten. « Mag. Wolfgang Pinner, MBA, Head of Sustainable & Responsible Investments bei der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH in Wien A L L E F OTO S : © RO L A ND R UDO L P H B ZW. U L I D E C K 176 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com PRODUK T E & S TRA T EG I EN : EBERHARD HAUG + WOL FGANG P INNER | RA I FFE I SEN

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=