Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

W arren Buffett war nie ein großer Fan von Gold. Immer wieder kritisierte er, dass das Metall un- produktiv sei und „einfach nur so herum- sitzt“. Weniger bekannt sind seine Zweifel zum ökonomischen Wert von Gold als Zen- tralbankreserve: „Gold wird in Afrika oder sonst wo aus irgendeinem Loch ausgegra- ben. Dann schmelzen wir es ein, graben ein anderes Loch, verschüt- ten das Gold dort wieder und be- zahlen Leute dafür, dass die drum- herum stehen und es bewachen.“ Will man diese Unproduktivität umschiffen und über Goldminen- investments Erträge erzielen, die vom Goldpreis abhängen, muss man sich dieser Tage mit weiteren Bedenken auseinandersetzen. Die Kritik an dem Edelmetall hat sich in jüngs- ter Zeit nämlich von der rein ökonomischen auf die ökologische und ethische Ebene ausgeweitet. Dementsprechend sind neue Risiken für Goldinvestoren entstanden: aus Governance-Sicht etwa das von Men- schenrechtsverletzungen, Streiks oder gar Betriebsschließungen. Auf der ökologischen Ebene, kommt ein veritables CO 2 -Problem auf den Investor zu. So entspricht der globa- le CO 2 -Ausstoß der Goldförderung einem Sechstel dessen, was die Bundesrepublik an Treibhausgas in die Luft bläst. Auch der Vergleich mit anderen Metallen lässt Gold schlecht aussehen. So werden für die Gewinnung von Gold je nach Schätzung zwischen 16 und 19 Ton- nen CO 2 ausgestoßen, bei Silber sind es moderate 100 Kilo und bei Kupfer vergleichsweise mickrige 3,2 Kilogramm. Das stellte rein aus der Invest- mentsicht die längste Zeit kein Pro- blem dar. Geht der Nachhaltigkeits- Trend in der Finanzindustrie weiter, könnten CO 2 -Kriterien aber bald eine ähnlich große Rolle spielen, wie es die weiter gefassten ESG-Ratings jetzt schon tun. Spätestens seit BlackRock-CEO Larry Fink ESG-Kriterien als entscheidend für die Anlagen des Invest- mentgiganten definiert und die Märkte in Bezug auf den Klimawandel vor einer „beträchtlichen Umschichtung von Kapital“ gewarnt hat, ist aus dem ESG-Spaß Ernst geworden. Vor diesem Hintergrund stellt sich also die Frage: Wie kann man ein – für das Port- folio sinnvolles – Exposure Richtung Gold aufbauen und dabei den CO 2 -Abdruck der eigenen Investments möglichst gering halten? Die Autoren der Studie „Green Gold – A Gold Mining Perspective“ beschäftigen sich mit genau dieser Frage und schlagen Invest- ments in „Grünes Gold“ vor. Dieses defi- nieren die Autoren – rund um den deut- schen Finanzwissenschaftler Dirk G. Baur von der University of Western Australia – als Gold, das nicht gefördert wurde. Es wur- de also – um es mit Buffett zu sagen – noch nicht „aus einem Loch gegraben“. Dieser Ansatz ist gar nicht einmal so ab- surd, wie er auf den ersten Blick klingt. Tat- sächlich ist das Konzept, wonach Gegen- stände, auf die es keinen Zugriff (mehr) gibt, trotzdem ihren Wert behalten, nicht gänzlich unbekannt. Im Fall der mikronesischen Stein- währung Rai behielten die Brocken selbst dann ihren Wert, wenn sie bei der Verschiffung über Bord gingen und auf den Grund des Ozeans san- ken. Die Gemeinschaft merkte sich schlicht, dass der Stein existierte, er blieb in der kollektiven geistigen Kontoführung der Gesellschaft er- halten. Baur, Allen Trench und Sam Ulrich schlagen bei Gold einen ana- logen Ansatz vor: Nur wollen sie sich nicht am Wert von versunke- nen Steinen auf dem Meeresboden, sondern am Wert von nicht geför- dertem Gold in den Tiefen der Erde Auf der Suche nach Goldinvestments, die einen möglichst geringen CO 2 -Abdruck hinterlassen, entwickelt ein deutsch-australisches Forscherteam das Konzept von Grünem Gold – und liefert damit nicht zuletzt einen spannenden Denkanstoß zum Wesen des Edelmetalls an sich. FOTO : © CHR I S TOP H HEMME R I CH, G I L L E S PA I R E | S TOCK . ADOB E . COM » Unternehmen, Anleger und Regierun- gen müssen sich auf eine beträchtliche Umschichtung von Kapital vorbereiten. « Larry Fink, BlackRock-CEO zu den Auswirkungen des Klimawandels Grünes Gold Rendite ja, aber kein Gold Ein allgemeiner Explorationsindex funktioniert nur im mathematischen Labor. In-sample Out-of-sample Gold 1,206*** 0,506 (0,367) (0,547) Australische Börse - 0,109 1,552** (0,570) (0,609) Ø risikoadjustierte – 1,601 3,329 monatliche Rendite (1,953) (1,990) Beobachtungen 56 57 R 2 0,172 0,111 Adjustiertes R 2 0,140 0,079 Residuale Standardabw. 14,533 (df = 53) 14,958 (df = 54) F-Statistik 5,492*** (df = 2; 53) 3,386** (df = 2; 54) Die Performance von 75 ausgewählten australischen Explorationsunter- nehmen ahmt die Eigenschaften von Gold nur „in-sample“ nach. Quelle: Studie 160 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : GRÜNE S GOLD

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