Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

es sogar 70 Prozent, die saisonatypisch ab- laufen. Das Mittelwahljahr weist nur in 47 Prozent der Fälle einen Halloween-Effekt auf, trotzdem gibt es eine Überrendite in den Halloween-Monaten und einen schwach signifikanten „Sell in May“-Effekt zu beobachten. Das Nachwahljahr ist für ei- ne saisonale Anlagestrategie schwierig: Der Halloween-Effekt ist nämlich nicht nach- weisbar, er tritt nur mit einer Wahrschein- lichkeit von an die 25 Prozent auf. Auch wenn 51 Prozent aller Nachwahljahre einen Halloween-Effekt aufweisen, so verhalten sich die restlichen 49 Prozent umgekehrt saisonal, sodass die Rendite in den „schlechten“ Monaten Mai bis Oktober höher ausfallen als in den Halloween- Monaten. Die Analyse von Thomas Hupp zeigt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass sich eine saisonale Anlagestrategie langfristig lohnt, wobei im US-Nachwahljahr ein besonders intensives Risikomanagement nötig ist, um erfolgreich durch dieses Jahr zu kommen. Es bietet sich für dieses tendenziell pro- blematische Nachwahljahr an, die techni- sche Analyse zu Rate zu ziehen, um das Risiko in den Aktienmonaten November bis Mai zu reduzieren, meint Hupp. Besonders geeignet hätte sich der Relative-Stärke-In- dex (RSI) gezeigt, und spätestens bei der Unterschreitung der 200-Tages-Linie sollte das Risiko des Aktienportfolios im Nach- wahljahr reduziert werden. DR. KURT BECKER Praktische Anwendungstests Simulationsanalyse zweier Strategien im Zusammenhang mit Saisonalität und US-Wahlzyklus U m die wissenschaftliche Analyse der Renditen im US-Wahlzyklus in der praktischen Anwendung zu über- prüfen, hat sich Thomas Hupp mit Oliver Pässler von Captimizer zusammengetan, damit zwei Anlagestrategien mit dem Captimizer getestet werden können. Cap- timizer ist eine Software für Fondsmana- ger, die bei der Entwicklung von Anlage- strategien als wichtiges Werkzeug dient, um eine Strategie unter realen Bedingun- gen zu simulieren. Getestet wurde einmal die herkömmli- che „On Halloween buy but sell in July“- Strategie, wie sie Thomas Hupp einsetzt. Diese Modifikation, die ein längeres Ver- weilen im Markt beinhaltet, hat Hupp schon in seiner Master Thesis und ande- ren Publikationen vorgestellt und belegt, dass der Monat Juli häufiger und besser für den Ausstieg aus einer saisonalen Anlagestrategie geeignet ist. Die zweite Strategie berücksichtigt die Ergebnisse der Studie im Hauptartikel und setzt in den Wahl-, Vorwahl- und Mit- telwahljahren die „On Halloween buy but sell in July“-Strategie um, wendet aber zusätzlich in den Nachwahljahren die 200-Tages-Linie als Verkaufssignal zwi- schen Januar bis Juli an, um gegebenen- falls im nachweislich schlechtesten Jahr des Wahlzyklus den Aktienmarkt vorzeitig zu verlassen. Auch im Nachwahljahr wer- den zu Halloween wieder Aktien gekauft. Als Aktienmarkt und Benchmark dient der S&P 500 über den Zeitraum von 1970 bis 2019. Transaktionskosten finden mit 0,1 Prozent für jede Transaktion Berücksichti- gung. Ergebnis des Captimizers Die erste Strategie „On Halloween buy but sell in July“ erzielte in den 50 Jahren des Beobachtungszeitraums eine Rendite von 9,15 Prozent pro Jahr. Das entspricht einer Überrendite von 1,86 Prozent pro Jahr gegenüber der Benchmark (S&P 500). Die zweite Strategie mit der 200- Tages-Linie im Nachwahljahr als Risiko- management-Feature rentierte mit 9,57 Prozent pro Jahr und erzielte eine Outper- formance zur Benchmark von 2,2 Prozent. Das entspricht einer Outperformance von 0,46 Prozent pro Jahr gegenüber einer rein saisonalen Anlagestrategie ohne Risi- kominimierung im Nachwahljahr. Wäh- rend die Benchmark eine Volatilität von 15 Prozent zeigt, können beide Strategien mit 11,27 Prozent respektive 10,66 Prozent Volatilität das Risiko verringern. Die Tabelle „Strategien-Check“ listet alle Rendite- und Risikokennzahlen auf und zeigt, dass sai- sonale Anlagestrategien eine effiziente Investitionsmöglichkeit darstellen und dass der Einsatz eines Risikomanagements im Nachwahljahr von Vorteil ist. Renditeerwartung 2020 Die vorangegangene Studie lässt den Schluss zu, dass US-Präsidenten Wirtschaft und Börse zu ihren Gunsten beeinflussen, um gute Argumente für ihren Wahlkampf zu haben. Hupp dazu: „Da der amtie- rende Präsident Donald Trump sich als Mann der Wirtschaft und der Börse ver- schrieben hat, könnte sein Einfluss ent- sprechend groß sein. Deshalb verspricht das US-Wahljahr 2020 eine positive Ren- diteerwartung für Aktien und eine starke Saisonalität. Das Jahr 2020 ist für beson- ders positive Überraschungen am Aktien- markt gut. Nicht nur die US-Wahl, auch realwirtschaftliche Entwicklungen könnten für Überraschungen sorgen.“ 2021 muss man dann aber wohl kleinere Brötchen backen. Strategien-Check Sell in July versus Sell in July mit Risikoabsicherung in Nachwahljahren versus dem US-Aktienmarkt Max. Verlust Halloween- Vola- Max. Periode Sterling Sortino Sharpe Effekt Rendite tilität Verlust in Jahren Ratio Ratio Ratio S&P 500 7,35 % 15,03 % -56,8 % 7,54 0,13 0,65 0,49 Sell in July 9,15 % 11,27 % -42,9 % 5,20 0,21 1,55 0,81 Sell in July; 200 Tages-Durch- schnitt mit Tagesabsicherung 9,57 % 10,66 % -36,5 % 4,38 0,26 1,98 0,90 im Nachwahljahr Die Strategie mit der 200-Tages-Linie im Nachwahljahr als Risikomanagement-Feature rentierte mit 9,57 Prozent pro Jahr und erzielte eine Outperformance zur Benchmark von 2,2 Prozent. Das entspricht einer Outperformance von 0,46 Prozent pro Jahr gegenüber einer rein saisonalen Anlagestrategie. Quelle: Captimizer; Thomas Hupp, MBA Finanzmanagement 158 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : US -WAHL

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