Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

muss. Banken wiederum dürften durch Zu- satz-Features in der Währung, die dem Bankgeschäft Konkurrenz machen könnte, nicht aus dem Markt verdrängt werden. Negativzinsen auf Kryptos Die Autoren entwerfen vor diesem Hin- tergrund ein Modell (siehe Grafik „Optima- les Krypto-Notenbank-Geld“) , das genau diesen Anforderungen entspricht. Das Re- sultat: Ohne Negativzinsen können mit der Einführung von CBDC zwar Wohlfahrts- effekte errungen werden, sie sind jedoch nicht optimal. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Bargeld relativ schnell vollkommen verdrängt und somit der Wohlfahrtseffekt verringert wird, der sich ergibt, wenn über eine breite Auswahl an Transaktionsmög- lichkeiten verfügt werden kann. Die Lö- sung: ein Negativzins auf CBDC, der die Kryptowährung gegenüber Bargeld ver- teuert und dieses somit bewusst am Leben erhält. Je höher der Wert des Bankensys- tems in einer Volkswirtschaft ist, desto höher muss der negative Zins der Krypto- währung sein. Das liegt daran, dass Konten Bargeld in einem solchen Umfeld, wie man derzeit in Skandinavien beobachten kann, ohnehin schon verdrängen. Der negative Zins funktioniert aber nur so lange, als der Wert des beziehungsweise die Präferenz für das Bankensystem nicht überbordend wird. Im Chart stellt sich das am Beginn der aufgehellten Fläche dar. Ab diesem Zeitpunkt wird Bargeld komplett vom Kontogeld verdrängt. Jetzt wird der höchste Wohlfahrtseffekt erzielt, wenn der CBDC-Design-Parameter bei „1“ steht. „1“ steht für komplette Bargeldähnlichkeit, „0“ für komplette Kontoähnlichkeit. Praktisch bedeutet das nicht zuletzt, dass der Zins wieder auf null gesetzt wird. Außerdem werden andere Aspekte von Bargeld, allen voran die Anonymität, ein- geführt. Wie gesagt: All das gilt nur für ein theoretisches Optimum. Wenn der Gesetz- geber nicht will, dass die Anonymität bargeldähnlich ist, steigt der Wohlfahrts- effekt weniger, das theoretische Optimum kann aus regulatorischen Gründen nicht erreicht werden. Gewinner und Verlierer Ein weiteres Caveat besteht darin, dass das IWF-Modell bis zu diesem Punkt nur die aggregierten Wohlstandsgewinne be- rücksichtigt – schlüsselt man die Effekte auf, gibt es unter den Haushalten je nach Präferenz auch Verlierer (siehe Grafik „Wer gewinnt, wer verliert?“) . Zunächst zu den Gewinnern: Bei diesen handelt es sich um die Kontogeld-Aficionados. Ihr Wohlstands- gewinn fällt jedoch niedriger aus, wenn die Notenbank sich doch dazu entschließt, eine zinsfreie Kryptowährung herauszugeben. Das liegt daran, dass die zinsfreie Währung stärker und besser mit Banken konkurriert. Im angewandten Modell leiden Unterneh- men unter dieser Situation, da die Refinan- zierung schwieriger wird und somit die Gewinntransfers dieser Unternehmen auf die Haushalte geringer ausfallen. Die Kon- toführer profitieren jedoch von den höheren Zinsen, die die Banken im Konkurrenz- kampf mit der Währung anbieten. Diese Zinsen überkompensieren die Transferver- luste, weshalb am Ende eben ein Wohl- standsgewinn übrig bleibt. Wirklich hart trifft es Cash-User. Durch die Einführung von Kryptowährungen gehen auch ihnen Gewinntransfers seitens der Unternehmer verloren – diese Verluste werden aber nicht durch höhere Zinsen auf ihre bevorzugte Transaktionsmethode aus- geglichen. Die Größe ihres Wohlfahrtsver- lustes geht außerdem damit einher, wie groß der Wunsch nach Anonymität ist – dieser Effekt wird durch die unterbrochene blaue Linie dargestellt. Je nachdem, wie Konto- oder Bargeld-User ihr Präferenzen Richtung Kryptowährung anpassen, können sie ihren eigenen Wohlstand erhöhen. Sie bleiben aber so oder so im negativen Bereich. Virulente Diskussionen Angesichts der fortschreitenden Digitali- sierung und der beschriebenen sicherheits- politischen Risiken wird sich die Diskussion um nationale Kryptowährungen verstärken. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat den Grundtenor in der Diskussion um die Freigabe seiner Quasi-Weltwährung bereits ganz gut zusammengefasst: „Wenn wir es nicht machen, machen es die Chinesen.“ Und welche Diskussion außerdem angeheizt werden könnte – vorausgesetzt Dell’Ariccia und seine Kollegen liegen richtig? Die um Negativzinsen. HANS WEITMAYR Optimales Krypto-Notenbank-Geld Negativzins erhöht den aggregierten Wohlstandsgewinn durch optimiertes CBDC-Design. Der Verlauf des optimalen CBDC-Designs bildet den Wohlstandsgewinn ab, der durch die Einführung einer nationalen Kryptowährung entsteht. Ohne Negativzins ver- drängt die CBDC schnell das Bargeld – mit Negativzins kann dies vermieden oder hin- ausgezögert werden, was zu höherem Wohlstandsgewinn führt. Ein CBDC-Design von „1“ verhält sich vollkommen wie Bargeld, bei „0“ verhält es sich wie Kontogeld. Quelle: IWF CBDC Design Parameter kein Strafzins mit Strafzins Bargeld-Verdrängung optimales CBDC-Design Bargeldlosigkeit Ökonomischer Wert Bankensektor 0 1 CBDC-Zins Wer gewinnt, wer verliert? Die Einführung von CBDC Kontonutzer gehören zu den Gewinnern von staatlichen Kryptowährungen, da Ban- ken in Konkurrenz zur CBDC die Zinsen erhöhen müssen. Rücken diese Haushalte ein wenig nach „rechts“ und fügen CBDC zu ihren Transaktionsmitteln hinzu, erhöht sich ihr Wohlstand nochmal, da sie nun über ein weiteres anwenderfreundliches Zahlungsmittel verfügen. Freunde von Cash gehören hingegen zu den Verlierern. Quelle: IWF Konto-User ∆ Wohlstand optimales CBDC-Design mit Strafzins optimales CBDC-Design ohne Strafzins CBDC-Anwender Cash-Anwender Präferenz der Haushalte Bargeldlosigkeit Optimum 0 1 138 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : D I G I TA L E S GE LD

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