Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

reagierte Summers „Old School“: „Wir haben im Rahmen von SWIFT schon einen digitalen Dollar. Wir müssen SWIFT nur stärker und sicherer machen und dafür sor- gen, dass wir den globalen Hebel, den wir über das System haben, verstärken.“ Das wiederum veranlasste den US-Botschafter für China zum Statement, dass eine derarti- ge Politik nur „den Einsatz anderer nationa- ler Kryptowährungen fördern würde“. Wenige Wochen nach der Simulation – und in der realen Welt – hat die chinesische Notenbank verlautbart, dass sie bei der Ent- wicklung ihrer Kryptowährung „einen gro- ßen Sprung nach vorn gemacht hat“. Das Projekt, an dem Peking seit 2014 arbeitet, sei „nahezu finalisiert“. Das Transak- tionssystem, das den Ersatz von Bargeld bei „kontrollierbarer Anonymität“ ermöglichen soll, durchlaufe noch letzte Tests, ein de- finitives Lancierungsdatum wurde nicht genannt. Relativ resistent Doch auch andere Länder spielen mit dem Gedanken, sich aus der Dollar-Umklammerung zu befreien. So hat der iranische Präsident Hassan Rouhani Ende 2019 die Einführung einer muslimischen Krypto- währung gefordert. Diese Forderung steht ziemlich eindeutig im Zusammen- hang mit den Sanktionen der USA und dem De-facto- Ausschluss des Landes aus dem bereits erwähnten SWIFT-System. Dass eine digitale Währungsvariante wahrscheinlich auf rege re- gionale Nachfrage stoßen würde, sollte sich nur weni- ge Wochen nach Rouhanis Vorstoß zeigen (siehe Grafiken „Kryptos, Krisen, Konse- quenzen“ und „Tötung des Generals löst Angstkäufe aus“): Unmittelbar nach der Tötung des iranischen Generals Soleimani und der damit verbundenen Furcht vor einer regionalen militärischen Eskalation musste man für einen Bitcoin rund eine Million Rial oder 24.000 Dollar zahlen. Auch die politischen Turbulenzen in den Jahren 2016 und 2017 stützten die Kryptowährung kurz- zeitig (siehe „Krypto als Fluchtwährung“) . In der zu Redaktionsschluss hoch akuten Corona-Krise konnte sich Bitcoin ebenfalls gut behaupten. Auf Jahressicht lag die Kryptowährung auf Dollarbasis 100 Prozent im Plus, während die Verluste im globalen Krisenzeitraum – also seit Mitte Februar 2020 – bei rund 20 Prozent lagen. Zum Ver- gleich: Der S&P 500 lag auf ein Jahr gese- hen bei plus/minus null, der Euro Stoxx 50 notierte im selben Zeitraum bei minus acht Prozent. Die Verluste im Krisenzeitraum lagen für beide Indizes ähnlich hoch wie bei Bitcoin. This Time is Crypto Dass sich inzwischen nicht mehr nur aka- demische Exoten, sondern auch etablierte Größen ernsthaft mit dem Krypto-Thema In Harvard hat man noch Zeit und Geld für aufwendige Gedankenspiele: Im konkreten Fall wurde ein Treffen im White House Situation Room simuliert. Anlass ist die überraschende Erkenntnis, dass Nordkorea trotz US-Sanktionen kurz vor der Fertigstellung eines atombestückten Marschflugkörpers stehe. Finanziert wurde das Projekt über den (noch) hypothetischen Krypto-Yuan. Tötung des Generals löst Angstkäufe aus lnternational steigt Bitcoin nach der Tötung von Soleimani. Die Furcht vor einer Eskalation lässt den Bitcoin-Kurs international binnen wenigen Tagen um 15 Prozent steigen. Zuletzt notierte die Krypto- währung bei rund 8.100 Dollar. Quelle: Studie 6.800 7.000 7.200 7.400 7.600 7.800 8.000 USD 3. Jänner 4. Jänner 5. Jänner 6. Jänner 7. Jänner Bitcoin Kurs N o. 1/2020 | www.institutional-money.com 135 T H E O R I E & P R A X I S : D I G I TA L E S GE LD

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