Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

W ir schreiben das Jahr 2021. Soeben ist publik geworden, dass Nord- korea nur noch Wochen davon entfernt ist, einen nuklear bestückten Marschflugkörper herzustellen, der imstan- de ist, das Territorium der USA zu errei- chen. Gelungen ist das der Führung trotz massiver US-Sanktionen. Die Finanzierung gelang über den Digital Yuan, also das nationale chinesische Krypto- Projekt – was wiederum eine grundsätzliche Gefährdung der für die USA alles entscheidenden Dollar-Hegemonie darstellt. Damit besteht für das National Security Council Grund genug, sich im White House Situation Room zu- sammenzufinden, um über die Tragweite der Krise sowie mögli- che Reaktionen der USA zu diskutieren und dem US-Präsidenten entsprechende Emp- fehlungen zu unterbreiten. Das waren zumindest die Rahmenbedin- gungen, unter denen man an der Harvard Kennedy School eine aufwendige Live- Simulation unter dem Titel „Digital Curren- cy Wars: A National Security Crisis Simu- lation“ inszenierte. Zu den Teilnehmern gehörte unter anderem Lawrence „Larry“ Summers, der für die Veranstaltung in die Rolle des Wirtschaftsministers schlüpfte – ein Amt, das er während der Präsidentschaft von Barack Obama ja auch tatsächlich innehatte. Die Proponenten, die die Rollen von Si- cherheitsberatern, Verteidigungsministern oder Vizepräsidenten einnahmen, waren sich schnell einig, dass die Möglichkeit, US-Sanktionen über Kryptowährungen nicht amerikanischen Ursprungs zu unter- graben, eine Gefährdung amerikanischer In- teressen darstellt. Meghan L. O’Sullivan, Professor of the Practice of International Affairs, die die Rolle der Vizepräsidentin einnahm, spann den Faden weiter, indem sie fragte, was es wohl bedeuten würde, wenn die ersten Länder begännen, Erdöl nicht mehr in Dollar, sondern im digitalen Yuan abzurechnen. „Die Wettbewerbsfähigkeit des Dollars ist eine Frage der nationalen Si- cherheit“, so die Vizepräsidentin, die zur Wahrung dieser Sicherheit auch bereit war, das US-Militär einzusetzen – zumindest im Rahmen der Harvard-Simulation, in deren Verlauf „Breaking News“ eingespielt wur- den, wonach Hacker das internationale Transaktionssystem SWIFT angegriffen und drei Milliarden Dollar gestohlen hätten. Auf die Frage, ob man der Bedrohung durch Hacker und andere digitale Währungen durch einen Krypto-Dollar begegnen sollte, Kryptowährungen sind aus Sicht der USA zu potenziellen Herausforderern der globalen Dollar-Hege- monie geworden. Die beste Gegenwehr? Ein eigenes Krypto-Konstrukt, das von der Notenbank emittiert wird. Doch wie müsste eine solche Währung – auch im europäischen Kontext – ausgestaltet sein? Kryptos, Krisen, Konsequenzen Der Konflikt zwischen Iran und USA wird auch auf der Währungsebene ausgetragen. Quelle: Kryptoszene.de FOTO : © HA R VA RD » Wir müssen SWIFT sicherer und stärker machen und so unseren globalen Einfluss sicherstellen. « Lawrence Summers, ehemaliger Wirtschaftsminister der USA, während einer Harvard-Simulation Nationale Unsicherheit Im November 2018 werden zahlreiche iranische Kredit- institute von der Interbankenorganisation SWIFT ausge- schlossen. Schätzungsweise 80 bis 85 Prozent aller irani- schen Überweisungen werden zurückgewiesen. Das Land ist währungstechnisch isoliert. Der iranische Präsident Hassan Rouhani fordert Ende 2019 eine Kryptowährung für die muslimische Welt, um die Abhängigkeit gegenüber den USA zu verringern. Der „PayMon“ erinnert vom Konzept her an den venezolani- schen Versuch einer „Petro“-Kryptowährung. Am 3. Januar kommt es zur Tötung des iranischen Generals Soleimani. Der Bitcoin-Kurs steigt international (siehe rechts). Im Iran bricht Panik aus. Für einen Bitcoin muss man zwischenzeitlich eine Million Rial zahlen – umgerechnet 24.000 US-Dollar. 134 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : D I G I TA L E WÄHRUNGEN

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