Institutional Money, Ausgabe 1 | 2020

Renditejagd Dieser Trend führt dazu, dass Investoren laut Studie ihre Gelder immer selektiver in die unterschiedlichen Einzelfaktoren allo- kieren beziehungsweise verstärkt Multi- Faktor-Strategien nutzen. Bewusst werden hier Wetten auf oder gegen Faktoren durch Über- oder Untergewichtungen derselben eingegangen. Die Gründe dafür sind ver- ständlich: Inspiriert durch die guten Kurs- entwicklungen bei Qualitäts- und Techno- logieaktien in den Jahren 2018 und 2019 erhöhten Investoren zuletzt ihr Faktor-Ex- posure in Stilen wie Momentum, Quality und Low Volatility. Leidtragender war be- ziehungsweise ist nach rund einer Dekade Underperformance der Faktor Value, der konsequenterweise im Vergleich zu den Vorjahren in den Portfolios an Gewichtung verlor. Sorgen um den Value-Faktor muss man sich aber nicht machen: Denn beacht- liche 86 Prozent aller Institutionellen erach- ten Value als den ihrer Einschätzung nach als sinnvollsten Faktor – trotz der hartnäcki- gen Underperfomance. Nach Ansicht Elsäs- sers seien diese Umschichtungen weg von Value ein Indiz für „Performance Chasing“, also das (entnervte) Aufgeben einer Invest- mentstrategie und das Nachjagen bestehen- der Trends und Renditen. Problematisch ist aber, dass diese neue Dynamik der Grund- idee widerspricht, über langjähriges Ex- posure Faktorprämien einzusammeln, die höher als die durchschnittliche Gesamt- marktrendite sind. Das ist aber nicht der einzige relativ neue Trend im Bereich Faktor-Investing. ESG gewinnt an Bedeutung Invesco hat darüber hinaus auch erheben lassen, wie es Faktorinvestoren mit dem Thema Nachhaltigkeit halten. Das Ergebnis zeigt, dass der ESG-Zug auch hier Fahrt aufgenommen hat. Beachtliche 84 Prozent der befragten Institutionellen geben an, bei ihren Faktoranlagen auch ESG-Kriterien zu berücksichtigen – sowohl bei Aktien als auch bei Renten. Dabei sei nach Investoren- einschätzung bei „ESG“ vor allem das „E“, also die Umweltschutzkomponente, am leichtesten mit Faktor-Investing kombinier- bar. Das funktioniert besser als beispiels- weise bei „S“ (Soziales) und bei „G“ (Go- vernance). Als kaum bis gar nicht inves- tierbar gilt wenig überraschend der Roh- stoffbereich. Angst vor Ertragsnachteilen Beim Thema „Nachhaltigkeit“ kann auf die Frage nach möglichen Renditenachtei- len nach wie vor nicht verzichtet werden. Invesco wollte von den Investoren wissen, ob ESG ihrer Einschätzung nach zulasten der Rendite geht. 46 Prozent der Institutio- nellen glauben, dass ein ESG-Ansatz faktor- basierte Investmentstrategien „gut ergänzt“ und damit keine Performance kostet. Ledig- lich neun Prozent sind auch heute noch der Meinung, dass Faktor- und ESG-Invest- ments einander ausschließen, weil Letztere Performance kosten. Eine neutrale Einschät- zung gaben 45 Prozent ab. Weiters wurde erhoben, ob Anleger ESG als Ertrags- oder als Risikofaktor sehen. Die Antworten fielen gemischt aus. Für 27 Pro- zent ist ESG ein Risikofaktor, für elf Pro- zent ein Ertragsfaktor. Die meiste Zustim- mung (39 %) gab es für die Antwort „Bei- des“. 23 Prozent entschieden sich bei dieser Frage für die vorgegebene Antwortmöglich- keit, dass ESG gar „kein Faktor“ sei (siehe Grafik „ESG unter dem Faktoren-Mikro- skop“) . Was die Frage betrifft, ob „ESG“ als eigenständiger Faktor zu sehen ist, befinden wir uns offenbar noch in einer Phase der Meinungsbildung. Dementsprechend äußer- ten die Umfrageteilnehmer sehr unter- schiedliche Sichtweisen: Für 40 Prozent ist ESG eine „Kombination verschiedenster Stilfaktoren“, für 32 Prozent ist ESG eine Eine Frage der Zugehörigkeit Der ESG-Faktor muss seinen Platz bei Investoren erst finden. Für 40 Prozent der befragten Institutionellen ist ESG eine Kombination multipler Stilfaktoren. Für 28 Prozent ist ESG ein eigenständiger Faktor, für fast jeden Dritten ist ESG eine Variante des Quality-Faktors. Quelle: Studie ESG ist eine Variante des Quality-Faktors ESG ist ein eigenständiger Faktor ESG ist eine Kombination verschiedenster Stilfaktoren Ist ESG ein eigenständiger Faktor? 40 % 28 % 32 % ESG unter dem Faktoren-Mikroskop ESG erfüllt verschiedene Investorenziele. Geteilte Meinungen: Auf die Frage, ob ESG ein Faktor für das „Risiko“ oder den „Ertrag“ sei, antworteten 39 Prozent, dass „Beides“ zutreffe. Für „Risiko“ stimmten 27 Prozent, für „Ertrag“ lediglich elf Prozent. Skeptisch äußerten sich 23 Prozent. Quelle: Studie Ich glaube nicht, dass ESG ein Faktor ist. Ertrag Risiko Beides Was beeinflusst der ESG-Faktor? Rendite, Risiko oder beides? 39 % 27 % 11 % 23 % » Immer mehr Investoren glauben, dass die Erträge einer Faktorstrategie zumindest teilweise von einer dynamischen Umsetzung abhängen. « Georg Elsässer, Senior Portfolio Manager, Quantitative Strategies bei Invesco 104 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : FAK TOR- I NVE S TMENT S

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