Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

nische Arbeitsgruppe leisten können. Der Rest ist eine politische Diskussion. Noch einmal einen Schritt zurück: Was ist die Taxonomie – und was ist sie nicht? Nathan Fabian: Sie ist im Grunde nichts an- deres als eine Liste von wirtschaftlichen Aktivitäten und deren Beitrag zur Errei- chung von Nachhaltigkeitszielen in Bezug auf unsere Umwelt. Sie ist flexibel genug, um auf unterschiedliche Investmentstile und -strategien angewendet zu werden. Inter- essanter ist in diesem Zusammenhang tat- sächlich, was die Taxonomie nicht ist. Sie ist nämlich kein System zur Identifizierung guter oder schlechter Unternehmen. Und es handelt sich schon gar nicht um eine irgend- wie geartete obligatorische Pflichtenliste für Investitionen, wie das zum Teil von interes- sierter Seite gern kolportiert wird. Sie ist außerdem nicht statisch, und wir sind uns in der TEG bewusst darüber, dass sie sich im Lauf der Zeit verändern wird, wenn sich Technologien und Markttrends ändern. Am Ende ist es nichts anderes als eine Liste von Standards zur Offenlegung verschiedener Umweltkriterien in Unternehmen. Sie sind sich aber schon dessen bewusst, dass diese Liste eine ausgeprägte Len- kungsfunktion entwickeln wird? Nathan Fabian: Das ist ja auch der Sinn der Sache. Das steht nicht nur im Einklang mit den in Artikel 2.1.c genannten Zielen des Pariser Klimaabkommens, sondern auch mit dem EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Mit Letzterem verfolgt die EU unter dem Motto „Shifting the Trillions“ ja das Ziel, das europäische Finanzsystem über die gesamte Wertschöp- fungskette hinweg nachhaltiger auszurich- ten. Dazu braucht es diesen Offenlegungs- standard. Damit sozusagen alle – der Inves- tor wie auch der Anbieter eines Finanzpro- dukts – die gleiche Sprache sprechen, um am Ende zu verstehen, worin eigentlich die Umweltleistung eines Unternehmens be- steht. Um für Klarheit auf allen Ebenen zu sorgen, benötigen wir ein neues Instrument wie die Taxonomie. Aber Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass Anleger nicht weiterhin dort investieren werden, wo sie finanzielle Erträge erzielen können. Das ist schließlich ihre Hauptaufgabe. Deshalb sollte man es nicht übertreiben mit der Sorge, dass künf- tig kein Geld mehr in wirtschaftliche Akti- vitäten fließen wird, die entsprechende Umweltkriterien nicht oder nur unzurei- chend erfüllen. Glauben Sie mir, wenn es einen Investment Case gibt, dann wird auch jemand investieren. Das sehen aber noch längst nicht alle Marktteilnehmer so. Nathan Fabian: Wir müssen uns doch im Kla- ren darüber sein, dass schon ein radikales Umdenken auf Seiten von Regierungen nötig wäre, um deren Verständnis des Funk- tionierens von Kapitalmärkten in einer sol- chen Art und Weise zu verändern. Bisher ist man sich doch vielmehr einig, dass funk- tionierende Märkte immer noch den Wohl- stand stützen und unterstützen. Niemand möchte, dass Regierungen in einer Art zen- traler Planwirtschaft vorschreiben, wo man investieren soll. Jeder möchte, dass Märkte florieren, weil man davon ausgeht, dass sie gut darin sind, Kapital zu allokieren und gute Investments ausfindig zu machen. Das ist im Übrigen auch genau das, was wir beim Thema Klimawandel benötigen. Des- » Die Taxonomie ist kein System zur Identifi- zierung guter oder schlechter Unternehmen. Und es handelt sich schon gar nicht um eine obligatorische Pflichtenliste für Investititonen. « Nathan Fabian, CIO der UN-Initiative PRI in London A L L E F OTO S : © S A R A H WE A L 84 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : NATHAN FAB I AN | PR I

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