Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

lichkeit, auf andere Segmente auszuweichen, die vielleicht weniger überlaufen sind. Ist es tatsächlich so, dass Private Debt mit den traditionellen Anlageklassen wenig kor- reliert, oder nimmt die Korrelation zu? Dr. Sebastian Schroff: Man muss schon sagen: Private Debt ist nicht komplett entkoppelt, sondern wir haben eine positive Korrelation zum gehandelten Kapitalmarkt. Insbesonde- re in Krisenszenarien werden die Korrela- tionen wieder steigen, wenn auch nicht auf 100 Prozent. Abgesehen davon gibt es bei den privaten Anlageklassen einen weiteren strukturellen Vorteil: Sie weisen geringere Volatilitäten auf, auch weil es keine tägli- chen Preise gibt. Als langfristiger Asset Owner fragen wir uns ganz bewusst, ob wir das Investment notfalls bis zur Endfälligkeit halten können. Oder wenn wir ein noch negativeres Krisenszenario hätten, etwa einen Ausfall, ob wir dann in der Lage wä- ren, über einige Jahre hinweg den Work- out-Prozess zu begleiten, bis sich die Situa- tion vielleicht wieder verbessert. So vermei- den wir, in Krisensituationen unter Zwang zu schlechten Preisen verkaufen zu müssen. Sie würden in Krisenzeiten also eine Anlage selbst betreiben? Haben Sie dafür Manage- mentkapazitäten? Dr. Sebastian Schroff: Ja! Bei unseren Analy- sen legen wir darauf einen Hauptfokus. Wie würde sich die Anlage in einem Krisensze- nario verhalten? Welche Verluste hätte man dann? Wie viel könnte man wieder reco- vern? Wenn wir das mit unseren internen Asset Managern anschauen, stellen wir si- cher, dass entsprechende Kapazitäten vor- handen sind oder aufgebaut werden. Wir sind ja oft auch auf der Equity-Seite, daher haben wir regelmäßig eine detaillierte Er- fahrung mit den Assets selbst. Und bei externen Managern? Dr. Sebastian Schroff: Bei der Analyse externer Manager betrachten wir, wie es historisch in der letzten Krise funktioniert hat und wie erfolgreich der Manager darin war, auch mit Ausfällen umzugehen. Wir ziehen dann Rückschlüsse, wie erfolgreich ein Manager ist, wenn es wieder einmal zu einem Kri- senszenario kommen sollte. Welche Private-Debt-Segmente bauen Sie derzeit auf und welche ab? Karin Deiser: Insgesamt bauen wir derzeit und auch in der absehbaren Zukunft den Alternatives-Bereich weiter aus. Das ist für uns weiterhin ein wichtiges Feld, sowohl im Equity- als auch im Debt-Bereich. Was genau wie stark ausgebaut wird, kommt dann auf den einzelnen Asset Owner bei uns im Haus an. Streben Sie eine Alternatives-Quote an? Karin Deiser: Nicht direkt. Als Allianz-Grup- pe haben wir von den 700 Milliarden Euro Anlagevolumen derzeit rund 135 Milliarden Euro im Alternatives-Bereich investiert. Als Zielmarke haben wir 170 Milliarden – und zwar über Equity und Debt. Das wären dann 24 Prozent unseres Gesamtportfolios. Dr. Sebastian Schroff: Dazu muss man sagen, dass unsere Alternatives-Anlagen nie Selbstzweck sind. Wir werden immer auf- hören, in diese Segmente zu investieren, wenn es keine Überrenditen mehr gibt oder nicht eine strukturell bessere Absicherung – wir überprüfen das laufend. Wir danken für das Gespräch. ANKE DEMBOWSKI Verantwortung für die Kapitalanlage des Sachversicherers Karin Deiser ist innerhalb der Allianz Invest- ment Management SE zuständig für das Management des Portfolios der Allianz Versiche- rungs-AG, des deutschen Sachversicherers der Allianz-Gruppe, mit einem Portfoliovolumen von rund 26 Milliarden Euro. Vor dem Wech- sel zu Allianz Investment Management SE war Frau Deiser rund acht Jahre als Port- foliomanagerin im Aktienfondsmanagement bei der Allianz Kapitalanlagegesellschaft mbH und der Allianz Capital Managers GmbH sowie rund zwei Jahre im Betei- ligungsmanagement der Allianz SE tätig. » Mit Private Debt ist eine Komplexität verbunden, die wir gut managen können, weil wir ein breites Expertisennetzwerk haben, auf das wir zugreifen können. « Karin Deiser, Management des Portfolios der Allianz Versicherungs-AG A L L E F OTO S : © WO L F H E I D E R - S AWA L L 78 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : SEBAST I AN SCHROFF & KAR IN DE I SER | AL L I ANZ

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