Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

ESG-Sicht prüfungswürdig sind, und neh- men sie unter die Lupe. Das ist zeitintensiv, aber für uns ist es wichtig, diese Zeit zu investieren. Daneben halten wir in unseren Vertragswerken fest, dass beispielsweise kohlebasierte Geschäftsmodelle ausge- schlossen sind. Wie funktioniert der Nachhaltigkeitsansatz speziell im Bereich Private Debt? Dr. Sebastian Schroff: Wir schauen hier immer stärker, dass wir nur noch in explizit nach- haltige Investments investieren. Das ist bei- spielsweise der Fall bei den Infrastruktur- projekten in Entwicklungsländern, die wir mit der IFC machen, oder bei Investitionen in Erneuerbare-Energien-Projekte, oder mit unserem Emerging Afrika Infrastruktur Fund, mit dem wir Infrastrukturfinanzierun- gen in afrikanischen Ländern tätigen. Das hat natürlich alles einen unmittelbaren Nachhaltigkeitsaspekt. Betreiben Sie auch Engagement? Dr. Sebastian Schroff: Ja! Dahinter steckt zum Beispiel, dass wir mit all unseren Asset Managern besprechen, wie deren ESG- Politik aussieht. Wir beurteilen dann, ob deren ESG-Ansatz ausreichend oder noch verbesserungswürdig ist. Wir geben den Asset Managern Feedback, treten mit ihnen in Dialog und erwarten letztendlich, dass über die Zeit eine Verbesserung stattfindet. Das funktioniert gut, denn als Allianz sind wir für die meisten Manager ein signifi- kanter Partner. Insofern können wir unsere Größe einsetzen, um auf die Asset-Manage- ment-Industrie einen positiven Einfluss auszuüben. Wenden wir uns den Renditen zu. Welche Spreads gegenüber sicheren Staatsanleihen erwarten Sie aktuell mit Senior Debt, Mez- zanine und Distressed Debt? Welche Ten- denz sehen Sie derzeit bei den Spreads? Karin Deiser: Wichtig ist für uns nicht nur der Spread relativ zu den lokalen Staats- anleihen, sondern das ganzheitliche Risiko- Rendite-Profil. Absolute Renditen von ein bis sieben Prozent sind in den von Ihnen genannten Bereichen möglich – das Spek- trum ist also breit. Bei sieben Prozent sind wir dann schon in einer High-Risk-Asset- klasse. Das Risiko hier wird reduziert, in- dem wir nur mit Asset Managern mit lan- ger, erfolgreicher Historie zusammenarbei- ten. Ein Großteil unserer Anlagen liegt aber im konservativen Bereich. Ist Private Debt mittlerweile nicht „over- crowded“? Dr. Sebastian Schroff: Private Debt hat sehr an Attraktivität gewonnen, sodass es mittler- weile auch Segmente gibt, in die sehr viel Geld fließt. Entsprechend hat sich das Pri- cing verschoben – gerade auch in den sehr konservativen Bereichen, beispielsweise bei Schuldscheindarlehen. Da ist es mittlerwei- le schwer, Illiquiditätsprämien zu erwirt- schaften. Das gelingt uns zwar weiterhin, wird aber zunehmend herausfordernder. Wenn uns ein Bereich zu crowded gewor- den ist, weichen wir aus. Hier ein Beispiel: Mit Infrastruktur sind wir in europäischen Kernmärkten gestartet. Anschließend sind die Renditen für Infrastruktur beispiels- weise in Deutschland und Frankreich stark zurückgegangen. Mittlerweile ist aber unser Infrastrukturteam auf über 20 Leute ange- wachsen, sodass wir regional diversifizieren konnten, innerhalb Europas und auch in die USA und nach Lateinamerika. Insofern ha- ben wir aufgrund unserer Größe die Mög- » Sourcing ist nie einfach. Unser globales Set-up und unsere Größe sind unsere Vorteile beim Sourcing. « Dr. Sebastian Schroff, Global Head of Private Debt bei Allianz Investment Management SE Behavioral Finance, Fintech und jetzt: Private Debt Dr. Sebastian Schroff ist Global Head of Private Debt bei der Allianz Investment Manage- ment SE und in dieser Funktion verantwortlich für das Private-Debt-Portfolio der Allianz- Gruppe von über 75 Milliarden Euro. Zuvor war er bei der Allianz unter anderem als verantwortlicher Invest- ment Manager für das Alternative- Investment-Portfolio der deutschen Life-&-Health- Portfolios verantwortlich. Weitere Aufgaben waren die Gründung und der Verkauf eines Fintech-Unternehmens, die Leitung eines For- schungszentrums für den Börsenhandel, Lehrbeauftragter an der Universität Hohenheim und die Promotion in Behavioral Finance. A L L E F OTO S : © WO L F H E I D E R - S AWA L L 76 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : SEBAST I AN SCHROFF & KAR IN DE I SER | AL L I ANZ

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