Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

O bwohl diese Anlageklasse nicht ganz einfach zu hand- haben ist, lag der Anteil von Private Debt zuletzt bei etwa zwölf Prozent des weltweit „alternativ“ in- vestierten Kapitals. Es sind vor allem große institutionelle Anleger wie die deutsche Allianz-Gruppe, die die Vorteile von Private Debt nutzen können, ohne mit den damit verbundenen Nachteilen Probleme zu be- kommen. Die Spezialisten für dieses Thema sind beim größten deutschen Versicherer Karin Deiser und Sebastian Schroff. Im Interview erklären sie ihre Vorgangsweise. Alternatives sind bei den Investoren immer weiter in den Fokus gerückt. Wie teilt sich die Gewichtung zwischen liquiden und alternativen Assets bei der Allianz auf? Karin Deiser: Das Volumen unseres Gesamt- portfolios beträgt 700 Milliarden Euro. In alternativen Assets hat die Allianz-Gruppe über alle Bereiche 19 Prozent investiert, also 135 Milliarden Euro. Werden Sie den Bereich weiter ausbauen? Karin Deiser: Ja, ein weiterer Ausbau ist geplant. Alternatives sind weiterhin eine wichtige Assetklasse für uns. Wie wichtig ist für Sie der Teilbereich Pri- vate Debt? Karin Deiser: Private Debt ist eine wichtige Assetklasse für uns, weil wir hier unsere Größenvorteile nutzen und große Volumina erwerben können. Die mit Private Debt ver- bundene Komplexität können wir gut ma- nagen, weil wir über ein breites Expertisen- netzwerk verfügen. Als Versicherer haben wir 86 Prozent in Fixed Income investiert, um damit die Laufzeitenstruktur unserer Verbindlichkeiten gut nachbilden zu kön- nen, der Private-Debt-Anteil liegt mittler- weile bei elf Prozent. Private-Debt-Strate- gien passen perfekt zu sehr langfristigen Verbindlichkeiten. Neben der passenden Laufzeitenstruktur bietet Private Debt auch Renditevorteile durch die Illiquiditäts- so- wie die Laufzeitenprämien. Außerdem bie- tet uns Private Debt eine Diversifikation für unsere Portfolios. Wie teilen Sie Private Debt auf Subasset- klassen auf? Karin Deiser: Private Debt in sich bietet ein breites Spektrum an Risikoprofilen. Wir sind vorwiegend im Investment-Grade-Be- reich unterwegs. Hier machen wir Infra- strukturdarlehen und gewerbliche Immobi- lienfinanzierungen, und zwar weltweit. Un- sere jüngste Erwerbung sind hier beispiels- weise die St. Katharine Docks in London. Das ist ein Gebäude im einzigen Hafen von Londons Innenstadt. Daneben machen wir aber auch Mittelstandsfinanzierungen bis hin zu Distressed Debt. Frau Deiser, Sie sind für die Kapitalanlage des Sachversicherungsbereichs der Allianz zuständig. Haben Sie da nicht eher kürzere Laufzeiten auf der Verbindlichkeitenseite? Karin Deiser: Das ist korrekt, ich bin für unser deutsches Sachversicherungsportfolio zuständig, und dort sind die Verbindlich- keiten kürzer. Wir achten natürlich strikt darauf, dass die Assets von ihrer Laufzeit her zum Portfolio passen. Infrastrukturdar- lehen haben im Allgemeinen sehr lange Laufzeiten zwischen zehn und 20 Jahren. Das passt optimal zu einem Lebensversi- cherungsportfolio. Gewerbliche Immobi- lienfinanzierungen haben hingegen über- wiegend Laufzeiten, die für ein Sachversi- cherungsportfolio gut passen. Wie läuft das bei Ihnen im Haus organisa- torisch zwischen den Experten für die jewei- lige Assetklasse und den Asset Ownern? Karin Deiser: Die Struktur kann man sich so vorstellen, dass wir in den jeweiligen Län- dern lokale Portfolioteams haben, die wis- sen, was das Portfolio braucht, und auf der anderen Seite Expertenteams, die sich glo- bal auf die einzelnen Assetklassen kon- zentrieren. Mit dieser Struktur wollen wir sicherstellen, dass wir die Anforderungen der Portfolios frühzeitig berücksichtigen können und dass wir unsere Experten in einem frühen Stadium in die Strukturierung und ins Sourcing einbeziehen können. Dr. Sebastian Schroff: Im Prinzip ist das eine Matrix zwischen lokaler Portfolioverant- wortung und den globalen Experten für die einzelnen Assetklassen. Ich bin mit meinem Team sozusagen Dienstleister für die diver- sen Portfolioexperten und kümmere mich global um den Bereich Private Debt. Ande- re Teams konzentrieren sich auf den gehan- delten Bereich oder auf Alternative Equity. Bei den jeweiligen Portfolioteams gibt es dann auch wieder Experten für die einzel- nen Assetklassen, mit denen wir eng zusam- menarbeiten. In das Portfolio von Karin Deiser passen beispielsweise gewerbliche Immobilien besser als Infrastrukturfinanzie- rungen. Entsprechend würden etwa die langlaufenden Assets in die Kranken- und Lebensversicherungsportfolios gehen und die kurzfristigeren Assets in die Portfolios der Sachversicherung, die kürzere Laufzei- ten auf der Verpflichtungsseite haben. Wie geht das innerhalb der Teams? Dr. Sebastian Schroff: Wir haben ein Team, das global alle nicht gehandelten Fixed-Income- Instrumente abdeckt, also Private Debt. Im Team organisieren wir uns weiter nach Alternative Investments wie Private Debt stellen für Anleger eine mögliche Lösung für das Zinsdilemma dar, erfordern allerdings auch einiges Know-how. Karin Deiser von der Allianz Versicherungs-AG und Dr. Sebastian Schroff , Global Head of Private Debt bei Allianz Investment Management SE, liefern Einblicke in ihre Herangehensweise. A L L E F OTO S : © WO L F H E I D E R - S AWA L L » ZIELMARKE: 170 MILLI 70 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : SEBAST I AN SCHROFF & KAR IN DE I SER | AL L I ANZ

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